Digitale Kultur: Ist ein Hit planbar?

Ein praktischer Test

Obwohl man Pandora inzwischen aufgrund von Lizenzbeschränkungen nicht mehr außerhalb der USA verwenden kann, hatten wir bereits vor einigen Jahren die Gelegenheit, das Prinzip selbst zu testen. Der Nutzer beginnt zunächst damit, dem System einen Song zu nennen, der ihm selbst selbst besonders gut gefällt. Dieser liefert Pandora sozusagen einen sonogenetischen Fingerabdruck und dient als Basis für eine Playliste. Als Reaktion bietet Pandora einen Titel an, der möglichst nahe an diesen Fingerabdruck heranreicht. Durch einen Mausklick kann man entscheiden, ob diese Wahl treffend war oder nicht und somit das eigene Geschmacksprofil genauer umreißen. Nach nur wenigen Klicks und einer Handvoll Songs spuckt das Programm einen immer genauer dem eigenen Geschmack entsprechenden, spannenden und maßgeschneiderten Track nach dem anderen aus, darunter sowohl unbekannte Titel von bekannten Stars als auch unglaubliche Musik von Künstlern, deren Namen man noch nie gehört haben mag. Plötzlich öffnen sich ganze Welten aus Möglichkeiten, und man stellt verblüfft fest, wie viele Musiker es da draußen noch zu entdecken gilt. Dank dieser hohen Trefferquote kann Westergren auch ganz cool Vorwürfe kontern, sein Dienst kannibalisiere die Musikindustrie: „Unsere Statistiken sagen aus, dass 45 Prozent unserer Hörer mehr Musik kaufen als vorher. Nur ein Prozent kauft weniger. Wir setzen monatlich eine Million US-Dollar durch iTunes, Amazon und andere Seiten um – und diese Zahl wächst.“

Dass man mit dem Großhandel derart auf einer Wellenlänge liegt, mag auch daran liegen, dass Westergren bereits in den frühesten Tagen seines Projekts Kontakt zu ihm aufgebaut hat. Denn obwohl Pandora heute gerne als visionäre Erfindung gehandelt wird, hat der sympathische Musikmanager immer ehrlich zugegeben, dass er das Potenzial für seine Idee zunächst vor allem in einem einfachen Empfehlungssystem für Mailorder sah. 2004 erlebte die Firma die erste von inzwischen mehreren lebensbedrohlichen Krisen und wandelte sich eher notgedrungen in eine Internetradio-Plattform. Nachdem man nun einen neuen Tarif für die Nutzung lizenzgeschützter Musik ausgehandelt hat, stehen Westergren und seinem Team alle Türen offen. Als Google seine neue Suchfunktion für Musik ankündigte, war Pandora einer der ersten und wichtigsten Partner, die man sich mit ins Boot holte.

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