Digitale Kultur: Ist ein Hit planbar?

Zielgruppen erreichen

Diese Neugier geht auf eine Frage zurück, die Westergren bereits in seiner Zeit als Musiker und Komponist verfolgte: Wie kann man als Songwriter in einer Welt des kreativen Überflusses seine Zielgruppe erreichen? Als klassisches Push-Medium, das Hörern keinerlei Einfluss auf die vorgefertigten Inhalte bietet, ist traditionelles Radio immer nur für eine kleine Zahl an Musikern eine wirkliche Hilfe. Printmedien müssen sich seit jeher vornehmlich dem Diktum des Massengeschmacks und dem Druck ihrer Werbekunden beugen oder sich auf reine Nischenprodukte richten. Das Internet verwirrt wiederum mit seiner unüberschaubaren Vielfalt und der nahezu vollständigen Abwesenheit von Filtern. Was fehlte, so Westergren, war eine Software, die wie ein guter Freund den eigenen Geschmack kennt und seinem Nutzer sinnvolle Empfehlungen geben kann. Zwar verwenden Online-Händler wie Amazon kollaborative Modelle, die durchaus imstande sind, gelegentlich einen Treffer zu landen, doch hält sich ihr praktischer Nutzen ganz offensichtlich in Grenzen. Worauf sollte sich also ein solches System stützen?

Bei der Beantwortung dieser Frage kommen schließlich rund vierhundert Kriterien zusammen. Jedes einzelne Element eines Songs wird auseinander genommen, erforscht und eingestuft. Gibt es Synkopen im Beat? Einen Swing? Singt ein Mann oder eine Frau? Verwendet sie oder er Vibrato? Liegen bestimmte Effekte auf der E-Gitarre? Neben diesen eher auf Rock und Pop ausgerichteten Faktoren gibt es für andere Stilrichtungen zusätzliche Einstufungen: Beim Jazz gilt es wegen der ausgefeilten Solotechniken beispielsweise noch bedeutend mehr Punkte zu berücksichtigen.

„Musikalisches Genom Projekt“ nennt sich das in Anlehnung an das „Humangenomprojekt“, welches sich 1990 zum Ziel setzte, das Genom des Menschen vollständig zu entschlüsseln. Das musikalische Äquivalent beschäftigt inzwischen mehr als fünfzig Angestellte, die sich täglich darum kümmern, die Datenbank von Pandora mit neuen Einträgen zu füttern. Dabei sorgt ein penibles Qualitätssicherungssystem sowie die musiktheoretische Ausbildung der Mitarbeiter dafür, dass niemand einen Song anders bewertet als der Kollege.

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