Smartwatch, Fitnesstracker und Analoguhr?

Withings Steel HR im Test: Best of 3 Worlds?

Smartwatch, Fitnesstracker oder Analoguhr? Withings wagt den doppelten Spagat und stellt mit der Steel HR ein Konzept vor, das drei Welten miteinander verbinden will. Gelingt das? Unser Test zeigt, wie sehr Sie sich für das Produkt begeistern könnten.

Von   Uhr

Der Smartwatch-Markt ist weitestgehend undefiniert und versucht, sich selbst zu finden. Setzt etwa Marktführer Apple auf eine komplette Digitalisierung von Zifferblatt und Datenanzeige, wollen Hersteller wie Runtastic und Fossil das klassische Analoguhr-Design mit zeitgemäßen Tracking-Funktionen kombinieren. Auch die Nokia-Tochter Withings versucht sich spätestens seit seiner Activité-Serie an der Neuinterpretation des Themas. Die aktuellen Steel-Modelle verpacken die Aktivitätsmessung in ein poliertes Edelstahlgehäuse. Zusammen mit der Klarheit der Gestaltung von Zeiger und Zifferblatt erinnern die Uhren an die Entwürfe des Schweizer Produktgestalters und Bauhaus-Schülers Max Bill, dessen Arbeit sich nicht zuletzt beim deutschen Hersteller Junghans widerspiegelt.

Analog trifft digital

Die Steel HR integriert ein kreisrundes monochromes Display auf zwölf Uhr zur Anzeige vom Smartphone übertragener Daten. Dessen Gegenüber auf sechs Uhr bildet hingegen eine analoge Aktivitätsanzeige ab, die sich wunderbar mit der sonstigen zurückhaltenden Gestaltung verträgt. Beide Anzeigen sind leicht eingefasst, was sie zusätzlich elegant erscheinen lässt. Das mit einem Radius von 36 und 40 Millimetern erhältliche Gehäuse fertigt Withings aus einem Stück; die Zeiger sind aus Chrom, das Uhrglas aus gehärtetem Mineralglas ist äußerst kratzsicher. Auch Wassersportler kommen auf ihre Kosten: Mit bis zu 50 Metern gibt der Hersteller die maximale Tauchtiefe an. Nicht ganz so edel mutet das – auch extrem weiche – 18-Millimeter-Silikonarmband an. Allerdings lässt es sich mittels seiner Federstege leicht wechseln – Withings selbst bietet Alternativen in gedeckten Pastelltönen an.

Ein echter Höhepunkt der Steel HR ist ihr langlebiger Akku. Withings gibt dessen Laufzeit mit über 25 Tagen pro Aufladung an. Unser Test kann dies nicht bestätigen: Um bis zu zehn Prozent pro Tag entlädt sich die Batterie unseres Musters – das reicht somit für etwa zehn Tage. Aber auch dies ist noch eine Menge im Vergleich zu „echten“ Smartwatches wie der Apple Watch, die es im Durchschnitt gerade mal auf zwei Tage bringt.

Die Datenanalyse sowie die Konfiguration der Smartwatch erfolgt per iPhone-App, die gleichzeitig eine Schnittstelle zu Apples Health-App liefert.
Die Datenanalyse sowie die Konfiguration der Smartwatch erfolgt per iPhone-App, die gleichzeitig eine Schnittstelle zu Apples Health-App liefert. (Bild: Apple)

Eine zentrale Aufgabe beim Aufruf der Smart-Funktionen kommt der Uhrenkrone der Steel HR zu. Per Knopfdruck wechselt das knapp 15 Millimeter im Radius messende OLED-Display zwischen der Uhrzeit und dem Datum sowie der der aktuellen Herzfrequenz, der Schritt- und Kilometeranzeige, dem Kalorienverbrauch, einem Wecker sowie dem Batteriestand. Wohlgemerkt wacht das Datendisplay wirklich nur auf Knopfdruck auf. Was zweifellos dem Sparen von Energie dient, sollte der Besitzer auf Wunsch durch eine permanent gedimmte oder noch besser eine Anzeige beim automatisch erkannten Drehen des Handgelenks ersetzen können.

Koppelt man die Steel HR mit einem iPhone, kommen dem Display weitere Notifikationsaufgaben zu. Eingehende Anrufe, E-Mail-, SMS- und Kalenderbenachrichtigungen finden sich mit Namensnennung des Absenders auf der Anzeige wieder. Ärgerlich ist dabei, dass die Smartwatch-Funktionen jeweils nur die Standardprogramme „anzapft“. Nutzt man etwa GMail statt Apples Standardlösung Mail als elektronisches Postfach, bildet die Uhr neu eingehende Nachrichten schlichtweg nicht ab. Das gleiche gilt für die Kalender-App. Zudem irritiert der bisherige Verzicht auf diverse Messenger wie iMessage und Whatsapp. Auch Musikprogramme wie Apple Music oder Spotify lassen sich nicht fernsteuern – ein echtes Manko nicht zuletzt für Sportler. Ein Test auf einem Android-Smartphone ergab, dass hier nicht mehr Flexibilität besteht.

Sensibles in der Withings Steel HR

Weitaus ausgereifter wirken die am Gehäuseboden der Steel HR verbauten Sensoren. Den per Licht den Blutstrom abgreifenden Herzfrequenzmesser ergänzen ein Bewegungs- und MEMS-Beschleunigungssensor mit drei Achsen. Der Puls wird umso genauer gemessen, je fester die Uhr am Handgelenk sitzt – rutscht sie, sind die Ergebnisse oftmals erhöht und verfälschen das Gesamtergebnis. Standardmäßig tastet die Steel HR die Herzfrequenz alle zehn Minuten ab, hält man die Krone länger als eine Sekunde gedrückt, schaltet der Aktivitätssensor auf eine sekündliche Messung um.

Zweifel an der Verarbeitungsqualität entstanden beim Einsatz der Steel HR auf einem einstündigen Waldlauf an einem heißen Tag: Das Uhrglas beschlug von innen, was auf Kondenswasser innerhalb des Gehäuses schließen lässt – zweifellos ein Grund für eine sofortige Reparatur beziehungsweise einen Umtausch. Ob dieser Fehler auch bei anderen Uhren auftritt, muss die größere Verbreitung zeigen – in anderen Testberichten im Netz scheint er nicht aufgefallen zu sein.

Die Uhr selbst dient ausschließlich als Anzeige- und Messinstrument, die Auswertung erfolgt am per Bluetooth gekoppelten Smartphone. Hier kommt Withings hauseigene Health-Mate-App zum Einsatz. In der Gestaltung orientiert sie sich stark an Googles aktuellem „Material“-Designansatz und spiegelt die einzelnen Gesundheitswerte auf „Karten“ wider. Zusätzliche Aktivitäten ergänzen Sie mit der Google-typischen Plus-Schaltfläche. Ein Dashboard fasst das Wohlbefinden zusammen und gibt Gesundheitstipps. Wer möchte, kann die Analysedaten aus der Withings-App in Apples Health-App einfließen lassen. Leider ist die Withings-App nicht in einer eigenen iPad-Version erhältlich, die der Analyse mehr Raum einräumen würde.

In unserem Test beschlug die Steel HR consultant innen. Withings sagt in diesem Fall Ersatz zu.
In unserem Test beschlug die Steel HR consultant innen. Withings sagt in diesem Fall Ersatz zu. (Bild: falkemedia)

Die Steel HR erkennt verschiedenste sportliche Aktivitäten, um die daraus entstehenden Analysedaten – also zumeist die Herzfrequenz und Strecke – an die iPhone-App weiterzureichen. In unserem Test klappte das mit dem Walken, Laufen und Radfahren auch recht zuverlässig. Wer die Uhr nachts am Arm belässt, darf sich am nächsten Morgen außerdem auf eine grafisch aufbereitete Schlafanalyse freuen. Apropos Schlaf: Die Steel HR kann ihren Träger mit einer sanften Vibration am Handgelenk wecken, ohne dass der Partner ebenfalls senkrecht im Bett steht.

Fazit: Eleganter Hybrid

Mit der Steel HR ist Withings ein überaus eleganter Hybrid aus analoger Uhr und Bewegungstracker gelungen, der sich mit seinem eingeschränkten Mitteilungsbedürfnis bewusst nicht mit der Apple Watch messen will, sondern sich – zumindest bisher – vornehmlich auf die Zeit- und Aktivitätserfassung beschränkt. Es steht zu erwarten, dass Withings zusätzliche Benachrichtigungsfunktionen mit kommenden Firmware-Updates nachreicht – man muss sie ja nicht einsetzen.

Testergebnis
ProduktnameWithings Steel HR
HerstellerWithings
Webseitewww.withings.com
Pro
  • hervorragende Optik, lange Akkulaufzeit, übersichtliche App, Einbindung der Apple-Health-App
Contra
  • Uhrglas beschlägt im Test, wenige Benachrichtgungsfunktionen
Bewertung
2,1gut

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Ich habe sie auch, davor den Vorgänger. Bin absolut zufrieden. Sehr schön an der neuen Uhr finde ich die Möglichkeit bei sportlichen Aktivitäten den Puls sekundenweise aufnehmen zu können. Ist für Menschen, die eine bestimmte Frequenz (vom Arzt verordnet) nicht überschreiten sollten, ein wirklich echter Gewinn. Dadurch herrscht Gewissheit, eben diese Aktivität weiter durchzuführen oder einen Gang herunter zu schalten. Die Auswertung in der App zeigt mehrere Ergebnisse an (Durchschnittswert, Echtzeitwerte und die Eingruppierung in intensiv, normal usw.

Und außerdem finde ich es äußerst angenehm, morgens nicht mehr mit Weckergeklingel aus dem Schlaf gerissen zu werden. Vibration am Arm (5 x) ist deutlich entspannter. Meine Frau bekommt davon überhaupt nichts mit.

Fazit: Ich habe nicht bereut. Prima Gerät.

Ich kann das auch bestätigen:
"Das Uhrglas beschlug von innen, was auf Kondenswasser innerhalb des Gehäuses schließen lässt" ich hatte sogar Regenbogenfarbe - es sah aus wie ein Ölfilm.

Der Austausch wurde gemacht, war aber eine langwierige Sache mit Beweisen und mehreren Emails.

Ich habe die Uhr 24/7 Tagen getragen, also immer :-) duschen, schlafen, schwimmen, sport... (Dafür ist sie ja gedacht mit dem Pulsmesser) Dadurch habe ich einen roten Hautauschlag am Handgelenk, welchen ich nun seit 2 Wochen mit kortisonsalbe am behandeln bin. - ich denke das ist bedingt dadurch, dass die Uhr recht eng getragen werden muss.

Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden ich würde mir auch Whatsapp Benachtichtigungen wünschen. Emailnachrichten haben bei mir nicht funktioniert (iphone mit original Anwendung)

Ich nutze die Withings Steel HR seit fast 6 Monaten. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden damit - kann alles, was ich brauche, sieht sehr gut aus.

Leider habe ich bereits die dritte Uhr ... jedesmal das Thema mit dem Wasser unter dem Glas. Ich habe die Uhr nie Wasser ausgesetzt (duschen, schwimmen, spülen, was auch immer).

Der Austausch hat jedesmal problemlos geklappt - nervt aber dennoch. Bin mal gespannt, wie es weitergeht - die aktuelle ist noch klar, allerdings erst seit 3 Wochen im Einsatz.

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