Die britische Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) hat einen umfassenden Regulierungsplan vorgelegt, der Apple und Google dazu zwingen könnte, ihre mobilen Plattformen grundlegend zu öffnen. Die beiden Tech-Giganten sollen den Status als „strategische Marktakteure“ erhalten – eine Bezeichnung, die der CMA weitreichende Befugnisse zur Regulierung ihrer App-Stores und Betriebssysteme einräumt.
- Die britische CMA will Apple zur Aufhebung der Anti-Steering-Regeln zwingen, die Entwickler daran hindern, zu alternativen Zahlungsmethoden zu leiten.
- Ab 2026 könnte Apple gezwungen werden, alternative Browser-Engines neben WebKit zuzulassen und die Interoperabilität mit anderen Geräten zu verbessern.
- Apple wehrt sich gegen die Pläne und warnt vor Sicherheitsrisiken, während Epic Games die Maßnahmen als zu schwach kritisiert.
Sofortige Maßnahmen gegen App-Store-Praktiken
Die CMA plant zunächst, Apple zur Aufhebung seiner Anti-Steering-Regeln zu verpflichten. Diese Vorschriften verbieten Entwicklern derzeit, Nutzende direkt zu alternativen Zahlungsmethoden außerhalb des App Stores zu leiten. Eine Änderung würde Apples lukratives Provisionsmodell von bis zu 30 Prozent erheblich untergraben, da Entwickler ihre Kunden zu günstigeren Zahlungsoptionen weiterleiten könnten.
Zusätzlich fordert die Behörde transparentere und fairere App-Bewertungsprozesse. Apple soll zudem daran gehindert werden, während der App-Prüfung gesammelte Daten für die eigenen Dienste zu verwenden – ein Vorwurf, der bereits in anderen Jurisdiktionen für Kontroversen gesorgt hat.
Langfristige Pläne für mehr Wettbewerb
Die ambitionierteren Ziele der CMA zielen auf eine fundamentale Öffnung des iOS-Ökosystems ab. Ab 2026 könnte Apple gezwungen werden, alternative Browser-Engines neben WebKit zuzulassen. Diese Maßnahme würde Entwicklern ermöglichen, vollwertige Browser-Alternativen zu Safari anzubieten, anstatt nur Safari-basierte Browser-Hüllen.
Auch die Interoperabilität mit digitalen Wallets und vernetzten Geräten wie Smartwatches soll verbessert werden. Dies könnte bedeuten, dass Konkurrenzprodukte zu Apple Pay und Apple Watch besseren Zugang zu iOS-Funktionen erhalten.
Anti-Steering-Regeln verbieten App-Entwicklern, Nutzende direkt zu alternativen Zahlungsmethoden außerhalb des App Stores zu leiten. Diese Vorschriften sichern Apple eine Provision von bis zu 30 Prozent auf alle digitalen Käufe innerhalb von Apps. Werden diese Regeln aufgehoben, können Entwickler ihre Kunden zu günstigeren Zahlungsoptionen weiterleiten und Apples Provisionseinnahmen umgehen.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Widerstand
Die CMA-Chefin Sarah Cardell begründet die Maßnahmen mit der faktischen Marktbeherrschung: „Apple und Google halten ein effektives Duopol auf mobilen Plattformen.“ Zwischen 90 und 100 Prozent aller britischen Mobilgeräte liefen auf diesen Plattformen. Die App-Wirtschaft generiere 1,5 Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts und unterstütze rund 400.000 Arbeitsplätze.
Apple wehrt sich bereits gegen die Vorschläge und warnt, diese würden „die Privatsphäre- und Sicherheitsschutzmaßnahmen untergraben, die unsere Nutzenden erwarten“. Zudem behinderten sie Innovationen und zwängen das Unternehmen dazu, seine Technologie kostenlos an ausländische Konkurrenten abzugeben.
Internationale Vorbilder und Kritik
Der britische Regulierungsplan orientiert sich stark an bereits laufenden Maßnahmen in der EU und den USA. In den Vereinigten Staaten zwang ein Gericht Apple kürzlich dazu, externe Zahlungslinks in Apps zu erlauben. Unternehmen wie Spotify und Proton kündigten daraufhin Preissenkungen von bis zu 30 Prozent für amerikanische Nutzende an.
Zeitplan und nächste Schritte
Die CMA plant einen stufenweisen Ansatz: App-Store-Reformen sollen noch in diesem Jahr beginnen, komplexere Eingriffe wie Browser-Engine-Alternativen und Geräte-Interoperabilität folgen ab 2026. Bis Oktober muss die Behörde ihre endgültigen Entscheidungen zur Marktbeherrschung treffen. Bis dahin können Interessensgruppen Stellungnahmen zum vorgeschlagenen Maßnahmenplan einreichen.
Die britischen Pläne reihen sich in eine wachsende internationale Bewegung zur Regulierung der großen Tech-Plattformen ein. Während Apple und Google mit Beschwerden und rechtlichen Schritten reagieren, dürften die Auswirkungen weit über Großbritannien hinausgehen und als Blaupause für andere Länder dienen.