EU fragt Apple

EU befragt Apple zu Betrugsbekämpfung – trotz erzwungener Sicherheitslücken

Die Europäische Kommission befragt Apple zur Betrugsbekämpfung, während EU-Gesetze das Unternehmen zu riskanterer App-Verteilung zwingen.

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Die Europäische Kommission nimmt Apple unter die Lupe – ausgerechnet in einer Zeit, in der das Unternehmen durch neue EU-Gesetze gezwungen ist, riskantere App-Vertriebswege zu unterstützen. Ein Widerspruch, der die Komplexität der aktuellen Regulierungslandschaft verdeutlicht.

Quickread: Auf einen Blick
  • Die EU befragt Apple, Google und Microsoft zu ihren Maßnahmen gegen Online-Finanzbetrug und gefälschte Apps.
  • Apple verhinderte 2024 betrügerische Transaktionen im Wert von über zwei Milliarden US-Dollar über den App Store.
  • EU-Gesetze zwingen Apple gleichzeitig dazu, alternative App-Marktplätze mit weniger Sicherheitskontrollen zu unterstützen.

EU-Anfrage zu Betrugsbekämpfung

Die Europäische Kommission plant, große Technologieunternehmen wie Apple, Google, Microsoft und Booking.com zu befragen, ob sie genug gegen Online-Finanzbetrug unternehmen. Henna Virkkunen, Technologieleiterin der Europäischen Kommission, kündigte gegenüber der Financial Times an, dass die Kommission Informationen über die Bemühungen der Unternehmen zur Blockierung von Online-Betrügereien anfordern wird, die darauf abzielen, Europäerinnen und Europäern Geld zu stehlen.

Die Kommission will speziell untersuchen, wie Apple und Google mit gefälschten Apps in ihren App Stores umgehen – etwa mit falschen Banking-Apps. Google und Microsoft werden zu gefälschten Suchergebnissen in Google Search und Bing befragt, während Booking.com zu gefälschten Angeboten Stellung nehmen soll.

Zunächst handelt es sich nur um eine Informationsanfrage, doch könnte daraus eine Untersuchung entstehen, die zu Geldstrafen führt. Der Digital Services Act erlaubt Strafen von bis zu sechs Prozent des jährlichen weltweiten Umsatzes eines Unternehmens.

Digital Markets Act erklärt!

Das Digital Markets Act ist ein EU-Gesetz, das große Technologieunternehmen dazu verpflichtet, ihre Plattformen für Konkurrenten zu öffnen. Bei Apple bedeutet das zum Beispiel, dass alternative App-Stores auf dem iPhone erlaubt werden müssen. Das Gesetz soll mehr Wettbewerb schaffen, kann aber auch Sicherheitsrisiken mit sich bringen.

Apples Reaktion auf die Vorwürfe

Apple wies in einer Stellungnahme gegenüber MacRumors auf die Widersprüchlichkeit der EU-Politik hin. Das Unternehmen betonte, dass es seine Betrugsbekämpfungsmaßnahmen kontinuierlich verbessert habe, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor sich ständig weiterentwickelnden Betrugstaktiken zu schützen.

„Leider untergräbt die Europäische Kommission unsere Bemühungen, indem sie Apple dazu zwingt, alternative App-Verteilung und -Zahlungen zuzulassen, obwohl wir gewarnt haben, dass dies Nutzerinnen und Nutzer einem größeren Risiko von Betrug und Betrügereien aussetzt“, erklärte Apple. Während die Regulierungsbehörde sich darauf konzentriere, „fehlgeleitete und kontraproduktive Drohungen mit Untersuchungen und Geldstrafen“ auszusprechen, werde Apple weiterhin für die Sicherheit seiner Nutzerinnen und Nutzer eintreten.

Apples Erfolge bei der Betrugsbekämpfung

Apple veröffentlicht jährliche Berichte darüber, wie der App Store-Prüfprozess Betrug verhindert und Verbraucherinnen und Verbraucher schützt. Im Jahr 2024 verhinderte der App Store nach Unternehmensangaben betrügerische Transaktionen im Wert von über zwei Milliarden US-Dollar. Mehr als 146.000 Entwicklerkonten wurden wegen Betrugsverdachts gekündigt, und 1,9 Millionen App Store-Einreichungen wurden aufgrund von Sicherheits-, Zuverlässigkeits- und Benutzererfahrungsbedenken abgelehnt, einschließlich Datenschutzverletzungen und Betrugsproblemen.

Die Zahlen sind beeindruckend: Über die letzten fünf Jahre hinweg hat der App Store mehr als neun Milliarden US-Dollar an betrügerischen Transaktionen verhindert. Apple identifizierte 2024 fast 4,7 Millionen gestohlene Kreditkarten und sperrte über 1,6 Millionen Konten für weitere Transaktionen.

Der Widerspruch der EU-Politik

In der Europäischen Union muss Apple aufgrund des Digital Markets Act alternative App-Marktplätze unterstützen, die es Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglichen, Apps außerhalb des App Store zu installieren. Apple verfügt über ein Notarisierungsverfahren, das Apps auf „offensichtlichen Betrug“ überprüft, aber es gibt weitaus weniger Regeln, die Nicht-App Store-Apps befolgen müssen.

Apple hat kontinuierlich argumentiert, dass der Digital Markets Act und alternative App-Marktplätze in der EU Nutzerinnen und Nutzer Betrug aussetzen und Apples Sicherheitsstandards schwächen. Das Unternehmen verwies auf über 4,6 Millionen verhinderte Versuche im letzten Monat, Apps zu installieren oder zu starten, die illegal außerhalb des App Store oder genehmigter Drittanbieter-Marktplätze vertrieben wurden.