Tim Cook vs. Mark Zuckerberg

Beef zwischen Zuck und Cook: Ideologie oder Wahrheit?

Streit zwischen Tim Cook und Mark Zuckerberg. Es ist keine Eskalation, die momentan in der amerikanischen Öffentlichkeit zwischen dem Apple-Chef und dem Facebook-CEO geschieht, mehr eine Kontroverse. Geht es dabei aber um Ideologie oder tatsächlich den Blick auf die Realität? Hat der Apple-Chef Recht mit seiner Einordnung? Und sagt der Konter von Facebooks CEO Mark Zuckerberg nicht eigentlich mehr über ihn selbst aus als über den iPhone-Hersteller? Oder hat er mit seiner Unterstellung Recht, Apple-Produkte seien nur für reiche Leute? Eine Frage, die über allem steht: Was kostet Privatsphäre?

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Seit den Enthüllungen um die Rolle von Facebook im US-Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl wabert eine Diskussion durch die Öffentlichkeit. An der beteiligten sich zuletzt auch sehr namhafte Persönlichkeiten, die sonst eher keine politischen Statements abgeben. Auch Tim Cook.

Zur Einordnung: Ein Unternehmen namens Cambridge Analytica wird vermutlich eigens zum Zweck der Wählermanipulation vor einigen Jahren gegründet. Auch Donald Trumps ehemaliger Berater, Steve Bannon, hat seine Finger mit im Spiel. Das Analyseunternehmen nutzt Apps, um über Facebooks Entwicklerschnittstelle Daten von Nutzern abzugreifen. Auf deren Grundlage wurden vor allem Wechselwähler identifiziert und angesprochen. Der eigentliche „Skandal“ ist, dass Facebook dem Unternehmen explizit deutlich mehr Daten bereitstellte, als gewöhnliche Facebook-Entwickler erhalten. So erhielt Cambridge Analytica nicht nur Daten von App-Nutzern, sondern auch über deren Freunde und Bekannte.

Tim Cook: Das Kind ist in den Brunnen gefallen

Cook wurde im Rahmen des China Development Forum zu seiner Meinung in der Angelegenheit befragt. Der Apple-Chef war gewohnt diplomatisch, betonte aber: Das Kind sei bereits in den Brunnen gefallen. Der Zeitpunkt sei überschritten, um nicht über die Regulierung von sozialen Medien nachzudenken.

Der Apple-Chef wurde aber auch gefragt, was er an Mark Zuckerbergs Stelle tun würde. Darauf gab er die deutliche Antwort: Er wäre erst gar nicht in dieser Position. Auf diese Weise betonte Cook noch einmal, dass Apple ein anderes Geschäftsmodell fährt, sehr viel Wert auf die Privatsphäre seiner Nutzer legt. Schon 2015 betonte Tim Cook, dass Apples Geschäftsmodell sich von demjenigen von Google und Facebook unterscheide, indem das Unternehmen nicht die Daten seiner Nutzer vergolden wolle.

Konzepte wie die differentielle Privatsphäre, die in iOS und macOS zum Einsatz kommen, sind ein deutliches Indiz dafür. Sie anonymisieren Daten, ehe diese in Algorithmen für die „Künstliche Intelligenz“ zum Einsatz kommen. Das ist eine bewusste Entscheidung des Unternehmens, die durchaus dazu führt, dass man einen technologischen Nachteil gegenüber der Konkurrenz hat. Den nimmt man aber willentlich in Kauf.

Mark Zuckerberg: Apple-Produkte nur für Reiche

Natürlich war dieses Statement für Journalisten ein gefundenes Fressen. So wurde Mark Zuckerberg in der Ezra Klein Show mit den Aussagen Cooks konfrontiert. Der Facebook-Chef betonte, dass das Problem sehr viel komplexer sei als in der Öffentlichkeit dargestellt und es Jahre brauchen werde, um es vollumfänglich zu lösen. Doch er wolle sich dem Problem stellen.

Zuckerberg betonte, dass es viele Anbieter gäbe, die Services für Nutzer weltweit kostenlos zur Verfügung stellen möchten, weil diese es sich nicht leisten können. Wenn man die Nutzer auf aller Welt miteinander vernetzen möchte und für diese Aufgabe kein Geld bekommt, dann versucht man das zumindest über Werbung zu finanzieren. Dies sei das einzig vernünftige Modell, mit dem man diese Aufgabe bewerkstelligen könne. Entgegen der landläufigen Meinung würde er sich sehr wohl um die Nutzer sorgen. Er würde Ideen nicht anhand der Ratschläge der Verkaufsabteilung umsetzen, sondern danach, wie sehr sie der Gemeinschaft nutzen.

Dann kritisierte der Chef des Social Networks Tim Cook und Apple als ein Unternehmen, dessen Produkte lediglich für Reiche da seien. Er zitierte dazu auch den Amazon-Chef Jeff Bezos, der einmal in etwa gesagt hat: Es gäbe Unternehmen, die hart arbeiten, Kunden mehr Geld aus der Tasche zu nehmen, und es gäbe Firmen, die hart arbeiten, damit Kudnen möglichst wenig zahlen müssen.

Was kostet Privatsphäre?
Was kostet Privatsphäre? (Bild: CC0, pasja1000 via Pixabay)

Was kostet Privatsphäre?

Apple-Produkte sind in der Tat auf den ersten Blick nicht gerade günstig. Sie sind aber verglichen mit Produkten anderer Hersteller auch nicht zwangsläufig überteuert. Das gilt für Smartphones genauso wie für Notebooks oder Desktop-Computer. Beim Vergleich des iMac mit Produkten anderer Hersteller wird zum Beispiel oft vergessen, dass in dem Rechner ein qualitativ hochwertiges Display steckt, das seinesgleichen sucht. Ähnlich hochwertige Displays machen dann einen vergleichbaren PC ähnlich teuer; Samsungs High-end-Smartphones sind mittlerweile nicht viel günstiger als Apples iPhones, aber deutlich weniger wertstabil. So oder so lenkt diese Diskussion aber von der wichtigsten Frage ab. Deshalb glaube ich auch nicht, dass Mark Zuckerberg sich einen Gefallen tut, wenn er auf diese Weise argumentiert.

Ganz gleich ob ein Produkt Geld kostet oder nicht, sollte in jedem Fall die Privatsphäre des Nutzers ein hohes Gut sein. Dass das nicht immer der Realität entspricht, bezeugen viel zu viele Beispiele. Billig-Smartphones, die mit Trojanern ausgeliefert werden genauso wie Kinderspiel-Puppen, die zur Wanze werden.

Wie wichtig ist Ihnen Privatsphäre?

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Was ist fair?

Jeder User weiß nicht, was mit seinen Daten gemacht wird? (Bei Facebook werden 96 Daten pro User erhoben)

Nicht JEDER kann sich ein NEUES Teil eines PREMIUM-Herstellers kaufen!

Mehr braucht man zu der wohl eher schrägen Argumentation von Zuck nicht fragen. Er ist nie und nimmer ein Wohltäter, weil er jedem seinen Dienst ermöglicht. Stellt es aber so dar.

Was für ein Wohltäter der Herr Zuckerberg doch ist!
Als armer Mensch muss ich meine Daten kostenlos an seine Firma abtreten und darf nicht erwarten das diese Verantwortungsvoll behandelt werden.
Dann doch lieber ein etwas höher preisiges Gerät mit Geld bezahlt als dem Teufel meine Seele geschenkt

Moin,

eigentlich sieht man hier doch deutlich was das Problem von Firmen sind die keine Produkte haben die man anfassen kann. Apple verkauft Hardware und muss daher nicht so stark in die Privatsphäre eindringen um Geld zu verdienen. Konzerne wie Facebook jedoch stellen ihre Dienste kostenlos zur Verfügung , also müssen sie viele Daten, die ihre Nutzer mitteilen, bzw man über sie erfahren kann, sammeln und aufbereiten um dann mit diesen bei ihren Kunden Geld zumachen.

Ich habe jetzt nicht wirklich ein Problem das Facebook meine Daten sammelt. Bevor gleich das Geschrei: "Wenn du nichts zu verbergen hast..." los geht, eben das heisst es nicht. Ich benutze durchaus Blocker und nutze einen anderen Browser als normalerweise damit mich Facebook nicht durch das ganze Netz verfolgt. Das was ich auf Facebook teile, like oder kommentiere sind Dinge die ich auch ohne gross nachzudenken in der U-Bahn, Kneipe oder Wochenmarkt erzählen würde und da weiss ja auch nicht ob jemand zuhört, ob Werbetreibender oder Geheimdienst, der ein Profil anlegt.

Ich würde sogar behaupten das hier auf Maclife mehr Dinge über mich zu erfahren sind die interessant sind als auf Facebook und Co.

schöne Restwoche

sedl

Es ist doch ganz einfach: Wer es sich leisten kann und will, bezahlt mit viel Geld, wer es sich nicht leisten kann oder will, bezahlt mit seinem guten Namen (und vielen anderen Daten)
Ob das nun moralisch vertretbar ist und Zuck ein sooo guter Mensch ist, sei mal dahingestellt.

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