SaaS im App Store

Apple bietet Entwicklern jetzt 85% Umsatzbeteiligung bei Abos

Der iPhone-Hersteller Apple aus Cupertino wird seine Statuten überarbeiten und bietet Entwicklern nun 85 Prozent Umsatzbeteiligung, sofern diese ein Abonnement über Ihre App anbieten. Das Abonnement als Verkaufskanal soll überdies ausgeweitet werden. Es wird nicht mehr nur auf wenige Kategorien beschränkt und soll SaaS fördern. Google musste kurze Zeit später zugeben, dass es die gleiche Idee verfolgt.

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Phil Schiller hat einen Wechsel bei Finanzierungsmodellen im App Store angekündigt. So sollen in Zukunft solche Angebote bevorzugt werden, die ein Abo anbieten und den Kunden länger an den App Store binden. Konkret wird dies realisiert, indem Anbieter von Abonnements nun 85 Prozent Umsatzbeteiligung erhalten und Apple nur noch 15 Prozent einbehält, statt der sonst üblichen 30 Prozent bei 70 Prozent für den App-Anbieter. Damit sollen, so erklärt Schiller gegenüber The Verge, Anbieter von Abos gestützt werden.

SaaS die Zukunft des App Store?

Das Akronym SaaS steht für „Software as a Service“. Microsofts Office 365 oder die Creative Cloud von Adobe sind zwei prominente Beispiele für Abo-Software. Apple will mit den von Phil Schiller angekündigten Änderungen nun auch „normale“ App-Entwickler in SaaS-Boot holen. Bislang war das Abo-Modell im App Store stark eingeschränkt, beispielsweise auf Musik oder Zeitschriften.

Worum geht es dabei? Bislang haben Entwickler von Software das Nachsehen, wenn es um kontinuierliche Einkünfte geht. Sie veröffentlichen eine Software und entwickeln diese weiter. Während sich anfangs durch die Beliebtheit möglicherweise viele Kunden finden, ist trotzdem der Umsatz irgendwann aufgebraucht. Veröffentlicht man Jahre später noch neue Funktionen und aktualisiert die Software stetig, dann kann man von Bestandskunden bislang keine zusätzlichen Einnahmen erwarten. Manche App-Entwickler haben deshalb beim Wechsel von einer „großen“ Version auf eine andere (bspw. von 1.x auf 2.x) eine „neue“ App im App Store veröffentlicht. Diese konnten die Kunden dann wieder kaufen. Für die Konsumenten war das ärgerlich. Psychologisch wird der Schritt jedoch nicht einfacher, zu akzeptieren, dass man in Zukunft für Software jedes Jahr eine Abo-Gebühr bezahlen soll.

Unterschiedliche Abo-Angebote

Um Kunden aber auch etwas zu bieten und App-Entwicklern Spielräume zu schaffen, wird Apple die Möglichkeit einräumen, unterschiedliche Abonnements abzuschließen. Die Rede ist von „Basic“, „Premium“ und „Pro“ als Kategorien für Abonnements. Entwickler könnten ihren Kunden so beispielsweise unterschiedlichen Support anbieten. Die Pro-Abonnenten würden vermeintlich jederzeit auf den Support zurückgreifen können, während man den Basis-Kunden nur einen E-Mail-Support böte, der dann auch nicht am gleichen Tag antworten müsste.

Darüber hinaus sind App-Entwickler in der Lage, unendlich viele Preise aufzurufen. So kann man Rabattphasen einplanen und Nutzer günstig ködern. Diese erhalten das Abo dann zum Vorzugspreis. Kunden, die zu einem anderen Zeitpunkt „einsteigen“, zahlen einen anderen Preis.

Apples Haken

Die Anbieter von Abo-Software werden von Apple allerdings erst „nach“ 12 Monaten begünstigt. Das bedeutet, im ersten Jahr erhalten sie nach wie vor 70 Prozent Umsatzbeteiligung. Wenn ein Kunde jedoch im Abo der Software treu geblieben ist, bekommt der App-Entwickler ab dem 13ten Monat 85 Prozent Umsatzbeteiligung. Sollte ein Kunde der App kündigen und aber binnen 60 Tagen erneut zum Abo übergehen, wird Apple auch dann nach 12 Monaten die erhöhte Umsatzbeteiligung anbieten. Die Änderungen am App-Store-Modell werden ab dem 13. Juni in Kraft treten, erklärte Schiller. Dies ist der Tag, an dem Apple mit der Keynote die WWDC 2016 eröffnet.

Montage: Sundar Pichai steht Google und Android vor. Der Play Store wird die gleiche Umsatzbeteiligungsänderung anbieten wie Apple.
Montage: Sundar Pichai steht Google und Android vor. Der Play Store wird die gleiche Umsatzbeteiligungsänderung anbieten wie Apple. (Bild: Google)

Google macht Apple nach

Nur wenige Stunden, nachdem die Geschichte mit Phil Schiller über den Äther ging, sah Google sich dazu genötigt, zu betonen, dass man aber auch das Gleiche vorhabe. Nicht umsonst heißt die Schlagzeile bei Re/Code in dem Fall „Google wird App-Entwicklern dieselben Konditionen der Umsatzbeteiligung bieten, die Apple just angekündigt hat“. Die Schlagzeile geht aber noch weiter. Denn Google will App-Entwicklern die größere Umsatzbeteiligung schon ab dem ersten Tag anbieten.

Amazon Prime Video bald auf Apple TV?

Die höhere Umsatzbeteiligung kommt womöglich auch Streaming-Anbietern wie Netflix oder Amazon Instant Video zugute. Amazons Chef Jeff Bezos hatte unlängst anklingen lassen, dass eine App für das Apple TV eine Frage des Geldes sei, und nicht an technischen Hürden scheitere. Entsprechend kann man als Kunde Hoffnung schöpfen, dass man dank dieser Umstellung demnächst auch eine neue Software fürs ATV4G erleben wird.

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