Porträt: Norman Kolodziej

Renate & Bratze

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Beat / Deine Projekte „Der Tante Renate“ und „Bratze“ haben zwar beide elektronische Wurzeln, unterscheiden sich aber merklich. Wo siehst du Schnittmengen, wo neue Herausforderungen?

Norman / Meine eigenen Sachen sind größtenteils ohne Gesang oder haben wirre Roboterstimmen, während bei Bratze Kevin Hamann singt. Vor allem der Produktionsprozess unterscheidet sich dadurch recht gravierend, weil wir darauf achten müssen, dass im Klangspektrum genug Platz für die Stimme bleibt. Manchmal ist das gar nicht so einfach, und wir müssen dann irgendwelche Spuren rausschmeißen.

Eine andere Sache ist, dass wir bei Bratze naturgemäß Kompromisse eingehen müssen, und da kommt es zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten. Aber wir gehen damit eigentlich immer sehr gut um und wissen beide, dass es gar nicht anders geht. Jedenfalls kann ich mir keine Band vorstellen, in der allen alles gefällt, was alle mit einbringen.

Beat / Dein Live-Sound ist sehr voluminös. Was sind hier die wichtigsten Elemente, um den Klang so fett zu bekommen, ohne dass live der gefürchtete „Klangbrei“ entsteht?

Norman / Um den Klang so hinzukriegen braucht es eigentlich gar nicht viel. Wir versuchen immer gerade im Bass sowie in den unteren Mitten nicht zu viele Stimmen anzulegen und setzen live auch mal einen Lowcut bei 50 Hz oder so, wenn die Anlage das nicht schafft. Ansonsten kommt es immer auf die Situation an. Aber prinzipiell versuchen wir ein ausgewogenes Klangbild zu erzeugen. Das ist es dann schon.

Beat / Welche Musik inspiriert dich heute?

Norman / Hauptsächlich inspiriert mich gute Musik. Aber manchmal auch schlechte! Inspiration ist meiner Erfahrung nach auch überbewertet. Wichtiger ist mir, einen Arbeitsfluss zu generieren, in dem sich die einzelnen Teile eines Songs zwangsläufig aus den vorherigen ergeben. Deshalb entstehen meine Stücke auch meistens an einem Tag oder sogar in wenigen Stunden; alles weitere ist Kleinarbeit und Herumgefeile. Das hat auch nichts mit Kunst oder so zu tun, es ist eher reine Arbeit. Aber es ist die einzige Arbeit, die ich machen kann, ohne danach todmüde zu sein.

Beat / Was sind für dich die wichtigsten Werkzeuge, um diesen „Fluss“ zu gestalten?

Norman / Das wichtigste Werkzeug ist ein Rechner, der nicht abstürzt! Manchmal ist das echt die Hölle, wenn der wieder rumzickt, nichts funktioniert und man wieder einmal Stunde um Stunde verplempert, um das Ding wieder zum Laufen zu bekommen. Ansonsten brauche ich immer Klangerzeuger, die so flexibel wie möglich sind – und davon so viele wie möglich. Meistens habe ich beim Songbasteln dann eine Idee von einem Sound und überlege dabei schon, welcher Klangerzeuger den herstellen kann. Das reicht mir eigentlich schon aus, um gut zu arbeiten. 

Bratze ist ein 2007 gegründetes Indie-Elektronik-Projekt der Musiker „ClickClickDecker“ und „Der Tante Renate“. Bratze kombiniert den Gesang des Songwriters Kevin Hamann und den elektronischen Sound von Norman Kolodziej. Das Debütalbum Kraft pendelt zwischen Techno, Rave und Akustikstücken mit minimaler elektronischer Untermalung.

von Thomas L. Raukamp

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