Porträt: Norman Kolodziej

Eine Jugend in Rendsburg

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Beat / Eine Jugend in der Kleinstadt: Inwieweit beeinflusst das hier er- und gelebte dein Songwriting noch heute? Das Freimachen von Enge und Provinzialität liegt als Thema für einen Künstler irgendwann nahe …

Norman / Was beim Erarbeiten meiner Musik wirklich vor sich geht, weiß ich nicht. Es kann gut sein, dass mein Hintergrund da mit rein spielt. Ich glaube aber nicht, dass dieser als solches noch erkennbar ist, er wird mittlerweile durch eine Vielzahl von Eindrücken und Erfahrungen überlagert und verwässert.

Lustig finde ich aber, dass du das Leben in der Kleinstadt als Enge empfindest, obwohl dort eigentlich sehr viel Raum zur Verfügung steht. Wahrscheinlich empfindest du eher den engen Kontakt zu den Nachbarn und das Kleinstadtgerede als bedrückend, und das ist tatsächlich etwas, dass mich früher auch genervt hat. Obwohl es in der Größenordnung von Rendsburg viele Städte gibt, die da viel schlimmer sind. Aber manchmal haben mich die fein säuberlich gemähten und akkurat bepflanzten Vorgärten der kleinkarierten Ordnungspsychopaten auch verrückt gemacht. Und machen es immer noch.

Beat / Irgendwann hast du Rendsburg verlassen, um in Hamburg zu leben. Ist die Großstadt für Musiker generell inspirierender, da die Szene einfach ungleich größer ist – oder besteht auch die Gefahr des fortwährenden Eklektizismus und Anpassens an einen bestimmten Sound? Da gibt es diesen ausgelutschten Begriff der „Hamburger Schule“ …

Norman / Beides trifft sicherlich zu, und es gibt auch genügend Beispiele dafür. Allerdings gibt es hier nicht nur eine Szene, die Stadt bietet allen möglichen, auch sehr kleinen Szenen ihre Räume, um sich zu formieren und zu positionieren. Das passiert wahrscheinlich ohne konkrete Absichten, sondern einfach aus der Tatsache heraus, dass manche Menschen eine ähnliche Vorstellung davon haben, wie sie ihre Zeit verbringen möchten, und dies gern zusammen tun. Wenn du dann einen Kneipenbesitzer findest, der das geil findet und den Raum dafür stellt, hast du deine Szene zusammen.

Beat / Was würdest du jungen Bands heute empfehlen? Ist das „raus in die Großstadt“ immer die beste Lösung?

Norman / Dies ist zumindest eine Möglichkeit Menschen zu treffen, die genauso bescheuert sind wie man selbst. Für eine Zeit lang würde ich das tatsächlich jedem empfehlen. Auch im Umgang mit Menschen, die einem selbst unähnlich sind, lernt man eine ganze Menge. Das sieht man nicht zuletzt an der relativ geringen Zahl rassistisch motivierter Gewalttaten in Großstädten.

Aber um gute Musik zu machen, muss man nicht in der Großstadt wohnen. Es reicht, wenn man ab und zu herkommt und sich unter die bunt zusammengewürfelten Leute mischt und ein bisschen abfeiert. Das öffnet doch ungemein. Wenn man jedoch als Band erfolgreich sein will, kann man mir aber auch ganz viel Geld schicken. Dann geht das fast von allein!

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