Nintendos großer Wurf

Test: Pokémon Go - Bewegung, die Spaß macht

Pokemon Go im Test. Das „Go“ in Pokémon Go für iPhone hat ein bisschen was mit dem Kaffee für unterwegs zu tun, aber auch mit Bewegung. Wer mag, bekommt sogar eine Menge davon, auf der Suche und für manche Nutzer sogar Jagd nach den Taschenmonstern aus dem Hause Nintendo. Niemand hätte wohl gedacht, dass sich in so kurzer Zeit mit vergleichsweise alter Technologie wie Augmented Reality ein neuer Hype auslösen könnte. Doch in unserem Test wollen wir zeigen, dass das neue Spiel nicht nur für Fans geeignet ist.

Von   Uhr

Es ist bereits wieder taghell nach einer Nachtschicht für MacLife, als ich über meinen RSS-Ticker noch die Meldung aufschnappe, Pokémon Go ist in Deutschland gestartet. Gut, denke ich. Darüber wird jemand anderer schreiben. Ich liege schon im Bett, da überkommt mich meine Neugier. Ich öffne den App Store und lade das Spiel auf mein iPhone herunter. Immerhin spricht alle Welt über diese App. Das hat mich zwar in anderen Fällen nicht gestört, in diesem Fall hab ich aber eine Beziehung zu Pokémon, seit ich sie auf dem Game Boy in Form von Action-Rollenspielen kennenlernte.

Neugier auf Pokémon Go

Ich starte die App, logge mich mithilfe meines Google-Accounts ein, der bei der in Deutschland verfügbaren Variante nur meine E-Mail-Adresse verifiziert und wenige Profilinformationen benötigt. Es begrüßt mich ein komischer Professor und ich individualisiere meinen Avatar. Ich bin jetzt offiziell ein Pokémon-Trainer.

Es hilft alles nichts. Ich stehe aus dem Bett auf und unternehme die ersten Gehversuche als Sammler von Taschenmonstern in Pokémon Go. Die Übersichtskarte zeigt mir, dass in meiner näheren Umgebung gleich drei Pokémon unterwegs sind.

Wer steckt hinter Pokémon Go?

Niantic Labs Logo (Bild: Niantic Labs)
Entwickelt wird das Spiel von Niantic Labs in Kooperation mit Nintendo und The Pokémon Company.

Bei Niantic handelt es sich um ein Start-up, das aus den Google Labs hervorgegangen ist und später ausgegründet wurde.

Im September 2015 investierten Google, Nintendo und The Pokémon Company 30 Millionen US-Dollar in Niantic. 20 wurden bereits ausgezahlt, weitere 10 Millionen sind an das Erreichen von Zielen gekoppelt.

Im Februar 2016 erhielt Niantic eine weitere Finanzspritze in Höhe von 5 Millionen US-Dollar u. a. von den Wagniskapitalgebern von Alsop Louie Partners.

Noch keine Anbindung an die Smartwatch

Das Smartphone vibriert, wenn ich in die Nähe derselben komme - die Apple Watch übrigens noch nicht. Nintendo selbst hat einen Vorverkauf eines Armbands mit Bluetooth-Empfänger gestartet. Das erste Kontingent ist bereits ausverkauft. Auf eBay werden die sonst 40 Euro teuren Gadgets, obwohl noch gar nicht ausgeliefert, für teures Geld bereits wieder an die Meistbietenden versteigert. Dieses Zubehör vibriert am Handgelenk, immer dann, wenn man in die Nähe eines Pokémon kommt. Alternativ kann man es sich ans Revers klemmen.

Das ist auf der einen Seite ein Marketing-Streich und spült noch mehr Geld in die Kassen des Franchise. Doch so ein Gadget am Handgelenk löst außerdem ein riesiges Problem auf, mit dem die Smartphone-Zombies sonst verstärkt auf der Jagd nach Pokémon konfrontiert wären. Man muss nicht mehr auf den Bildschirm starren, sondern geht einfach gemütlich spazieren und verpasst trotzdem nicht, wenn sich in der Nähe ein Taschenmonster auftut. Die Chance besteht, dass es die Unterstützung via Smartwatch geben wird. Entwickler Niantic hat bei einem anderen Augmented-Reality-Game namens Ingress genau solch eine Verbindung hergestellt.

Easy to learn, hard to master

Leider kann ich nicht sofort alle drei Pokémon einfangen, weil es draußen aus Eimern schüttet und ich hundemüde bin. Am Nachmittag dann erwische ich mich dabei, wie alleine die Beschäftigung mit dem Thema in den letzten Tagen bei mir eine gewisse Euphorie ausgebreitet hat. Diese bekommen dann andere Leute in meinem Umfeld zu spüren. Ich hole mein iPhone heraus, starte die App und erzähle ungefragt, was es damit auf sich hat. Da passiert es: Ich blicke zum Fenster heraus und sehe jemanden mit seinem Smartphone herumlaufen. Er bewegt sich auf eine Pfütze zu, bückt sich, macht eine Wischgeste. Ich bin nicht mehr allein. Das war ein anderer Pokémon-Trainer, den ich persönlich nicht kenne, jetzt aber vom Ansehen. Warum ich weiß, was er gemacht hat? Ich selbst hab es auch schon gemacht. Denn an dieser Stelle findet sich ein Pokémon.

Dies beschreibt, wie leicht zugänglich Pokémon Go eigentlich ist. Selbst das Prinzip der Kämpfe geht zurück auf ein Kinderspiel wie Stein-Schere-Papier. Doch möchte man es im Spiel weit bringen, braucht man neben Geduld und Ausdauer auch eine Strategie. Denn die vielen Taschenmonster, die es im Spiel jetzt schon gibt - weitere werden mit der Zeit folgen - nutzen eine Vielzahl von Fähigkeiten bzw. Angriffen, die Vor- oder Nachteile gegenüber denjenigen von anderen Taschenmonstern haben. So gibt es beispielsweise „elementare“ Pokémon, solche, die mit Feuer, Wasser und mehr zu tun haben. Man weiß, dass man mit Wasser ein Feuer löschen kann. Man ist sich aber genauso im Klaren darüber, dass man mit Feuer wiederum Eis zum Schmelzen bringt. Wer also nur eine gewisse Affinität für das Spiel und das Spielprinzip hat, der kann sich längerfristig auf Spielspaß einstellen. Das Einfangen von Taschenmonster geht im Prinzip ganz einfach. Doch es gibt welche, die wollen sich nicht so leicht fangen lassen, für sie braucht man spezielle PokéBälle, die man erst im Laufe der Zeit erspielt. Dann erwächst das Spiel unmittelbar, nachdem man als Spieler Level 5 erreicht hat, zu einem MMORPG in der realen Welt. Man entscheidet sich, einem von drei Teams beizutreten und kann fortan Arenen betreten und diese einnehmen und gegenüber fremden Teams durch eigene Pokémon schützen.

Pokémon Go ist ein Phänomen, und auch deshalb sehr zugänglich, weil Nintendo die Benutzeroberfläche auf das Wesentliche reduziert hat. Das, obwohl es mit Augmented Reality eine schon Jahre bekannte Technologie nutzt, an der Amazon noch vor Jahren mit seinem eigenen Smartphone gründlich gescheitert ist.

Was derzeit noch nicht funktioniert ist das Tauschen von Pokémon. Nintendo verspricht die Funktion über ein Update nachzuholen. Mittelfristig steigt aber die Gefahr, dass Anfänger oder Gelegenheitsspieler in den Arenen, die bereits von anderen Spielern belegt sind, gegen zu starke Gegner antreten müssen. Das könnte für Frust sorgen.

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Die drei bunten Ringe auf der Apple Watch können mich nicht gleichermaßen motivieren wie der Wunsch, ein Pokémon einzusammeln oder möglicherweise auszubrüten. Wie das funktioniert? Als Spieler findet man unterwegs ab und zu Pokémon-Eier, in denen Taschenmonster für die eigene Sammlung enthalten sind. Um sie auszubrüten, muss man eine Wegstrecke zurücklegen, damit das Ding schlüpft. Natürlich kann man sich mittels Mikrotransaktionen das ganze Spiel kaputt kaufen, doch das muss man nicht.

Fazit: Bewegung tut gut

Was mich besonders freut ist, wie auf spielerische Weise Bewegung in den Alltag von Nutzern eingestreut wird. Das ist, zynisch formuliert, die Lösung für Eltern, die in der Öffentlichkeit forderten, die Bundesjugendspiele gehörten abgeschafft.

Kann ich Pokémon Go empfehlen? Ja. Ausprobieren sollte man es in jedem Fall, auch als Eltern, damit man weiß, womit die eigenen Kinder vielleicht gerade spielen.

Zum Schluss möchte ich aber noch dem Bild entgegenwirken, das ich bis hierhin vermutlich erweckt habe. Dass ich ein Pokémon-Fan sei und dieser Test überhaupt nicht ausgewogen. Ich mag Videospiele und bin neugierig, aber ich bin kein Fan. Deshalb sprach ich zu Beginn vom Jagen und Sammeln. Beides ist in Pokémon Go möglich. Die einen können ab und zu mal ein Taschenmonster fangen und andere werden wahrscheinlich Kilometer zurücklegen, bis sie Blasen an den Füßen haben, auf der Jagd nach dem nächsten Pokémon.

Testergebnis
ProduktnamePokémon Go
HerstellerNiantic
Preis0 €
Webseitehttps://itunes.apple.com/de/app/pokemon-go/id1094591345?mt=8
Pro
  • Leicht zugänglich,
  • fördert Spaß an der Bewegung,
  • gratis,
  • lässt einen die Umwelt erkunden.
Contra
  • Verstärkt womöglich Unaufmerksamkeit im Straßenverkehr beim Typ "Smombie".
SystemvoraussetzungeniOS 8.0 oder neuer
Bewertung
1,8gut

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Als Familienvater ist man auf derartige Hinweise angewiesen. Sehr guter Artikel, den man am liebsten mehrfach lesen möchte.

Ich selbst gehöre ja eigentlich zu den menschen die auf solche Trends nicht anspringt .
Nachdem aber alles um mich herum angefangen hat plötzlich anstadt abends gemütlich vorm Fernseher zu sitzen "spazieren" zu gehen habe ich mich ein wenig schlau gemacht und schließlich beschlossen mir auch einmal ein bild von diesem Spiel zu machen.
Meine Schwester hat ihren Kindern gleich zu Beginn gestern klar gemacht das sie es nicht toleriert das dieses Spiel von ihnen gespielt wird da es :" viel zu gefährlich sei und dabei schließlich schon Menschen überfallen wurden und über Gleise liefen "
Also habe ich mich belesen und viele dieser nagativ Meldungen gesehen.
Anschließend habe ich mir das Spiel heruntergeladen und bin heute vormittag mal in die Innenstadt gefahren und War Dan auch schließlich 2h unterwechs .
Ich habe den Eindruck man könnte sich in dem Spiel verlieren.
ABER mit ein wenig Köpfchen und wen man auch den Kindern klar macht das sie auf ihre umWelt achten sollen finde ich es super !
Man muß sich bewegen und zu einem Erfolg zu kommen ! Man muss auch nicht über Straßen laufen ! Der fangradius ist schließlich groß genug um auch pokemon auf der anderen Straßenseite zu fangen und man kommt mit vielen Menschen ins Gespräch um sich auch mal auszutauschen wo welche pokemon zu finden sind und wo gerade wer eine Arena erobert hat .
Mein persönliches Fazit also :
Mit ein wenig ferstand und Sensibilität für die Umwelt ein schönes Spiel !
Und wen man gerade Zuhause sitzt und nichts mit sich anzufangen weiß, lieber eine runde pokemon go spielend durch die Umgebung schlendern als zuhause vor der flimmerscheibe zu sitzen

Sorry aber ist deutsche Rechtschreibung echt so schwer, manchmal krieg ich echt Angst, nicht vor Überfremdung aber vor der Verdummung !

Deine Schlussfolgerung ist naiv. Du gehst davon aus, dass der Kommentar von einem deutschen Muttersprachler geschrieben wurde. Das kannst Du nicht belegen, sondern es ist ein Reflex von Dir. Wenn ich im Ausland kommentiere, ist mein Englisch, Spanisch oder Französisch auch nicht perfekt. Die meisten Ausländer neigen ganz "natürlich" dazu, so zu schreiben, wie sie sprechen. Das kannst du an dem Kommentar oben gut ablesen. Hätte die gleiche Person mit dir gesprochen, wäre dir das nicht aufgefallen. Wäre sie vielleicht Niederländer oder Belgier, hättest du womöglich gedacht. Wow, die kann aber gut Deutsch.

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