„It was twenty years ago“ – Teil 68

2002: Nach Vorbild einer Sonnenblume

Apple beendete das Jahr 2001 mit einem großen Paukenschlag und der Vorstellung des iPod in strahlendem Weiß. Doch damit heizte das Unternehmen die Gerüchteküche erst an: Ein neuer iMac wurde erwartet – und verschlug den Anwendern dann in seiner Einzigartigkeit den Atem …

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Das Prinzip „iMac“

„Mit dem ersten iMac war unser Ziel nicht, einfach anders auszusehen, sondern den besten integrierten Endanwender- Computer zu bauen, den wir können. Wenn daraus dann die Konsequenz resultiert, dass die Form anders ist, dann ist das eben so. Das Ding ist, dass es sehr einfach ist, anders zu sein, aber sehr schwer, besser zu sein. Das ist es, was wir mit dem iMac versucht haben“, kommentierte Apples Chef-Designer Jonathan Ive die Entstehung des iMac. Schon den ersten iMac pries Steve Jobs mit den Worten an: „Er sieht aus, als käme er von einem anderen Planeten, einem Planeten mit besseren Designern – die Rückseite dieses Teils sieht besser aus als die Vorderseite anderer Leute Systeme.“ Und Ende 2001 war klar, dass es bald einen neuen, vollkommen neuen iMac geben werde.

Heißeste Spekulationen aller Zeiten

Die Gerüchte kochten so hoch wie nie zuvor: Mit LCD-Monitor sollte das neue Gerät ausgestattet sein, der von Quanta produziert werden würde. Ab Anfang 2002 würde der Hersteller monatlich 100.000 iMacs ausliefern, hieß es. Provokant titelte heise „Der iMac ist tot – es lebe der iMac“ und glaubte neben dem 15"-TFT-Modell auch an einen 17“-Röhren- Mac als günstigen Einsteigerrechner unter 1.000 US-Dollar. Apple konterte schlagfertig mit Slogans wie „Zähl die Tage. Zähl die Minuten. Zähl darauf, dass du umgehauen wirst“, oder „Es geht weiter, als die Gerüchteseiten melden. Viel weiter.“ Erstmals spielte Apple offen mit den Newsseiten der Welt, die schon einen Newton- Nachfolger am 7. Januar 2002 zur Macworld in San Francisco sahen. Der „iWalk“ sollte den iPod komplettieren und wie dieser zu bedienen sein, dabei aber einen größeren Bildschirm aufweisen. Da konnte es kaum noch jemanden begeistern, dass Mitte Dezember noch schnell ein aufgewertetes PowerBook mit einem Kombilaufwerk für CDs und DVDs auf den Markt gebracht wurde. Die Menge wartete auf den neuen iMac und hielt sich mit dem Kauf eines Apple-Rechners zurück.

Macworld San Francisco 2002

Nachdem das Time-Magazine in den frühen Morgenstunden des 7. Januar 2002 über einen G4-iMac mit schwenkbarem TFT-Display für 1.300 bis 1.800 US-Dollar und einem „eiförmigen“ Sockel berichtete, war klar, was Steve Jobs auf seiner Keynote präsentieren würde. Doch dieser machte es spannend, als er am am gleichen Tag morgens die Bühne unter frenetischem Jubel der Anwesenden betrat und ankündigte: „Wir haben einige tolle Produkte heute anzukündigen.“ Zunächst aber wollte er über Updates sprechen, Mac OS X und den Digital Hub. Auch ein iBook sollte vorgestellt werden, und schließlich und endlich kam der iMac an die Reihe. Der erst im Quartal zuvor vorgestellte iPod wurde als großer Erfolg gelobt – in 60 Tagen waren 125.000 Stück davon verkauft worden. Ebenso erfolgreich zeigte sich Mac OS X: 2.500 Programme gab es inzwischen dafür, und „wir haben uns entschlossen, dass es Zeit wird“, meinte Steve Jobs, als er bekannt gab, dass ab sofort jeder neue Macintosh unter Mac OS X durchstartet. Zusammen mit dem ebenfalls neu vorgestellten „iPhoto“ schloss Apple damit den Kreis des „Digital Hub“, der sich um den Mac als Zentrum drehte: Unter Mac OS X war es nun möglich, mit iMovie Videos zu schneiden, mit iDVD DVDs selbst zu produzieren, mit iTunes Musik zu organisieren und diese auf dem iPod auch unterwegs zu genießen. Mit der „Killeranwendung“ iPhoto aber kamen die digitalen Bilder ins Spiel, die sich in der Anwendung nicht nur organisieren, sondern auch als Papierabzüge oder Fotoalben bei Kodak bestellen ließen. Der Erfolg war dem kostenlosen Programm sicher – nach nur zwei Monaten hatten die Anwender es über eine Millionen Mal aus dem Internet geladen. Um die Portabilität dabei zu komplettieren, stellte Jobs auch noch ein neues iBook vor: das mit 14“-Monitor und 600 MHz-Prozessor größte Modell der Reihe für – wie Phil Schiller es nannte – „erschwingliche“ 1.799 US-Dollar.

Der neue iMac

Wirklich spannend aber wurde es –erst gegen Ende der Keynote, als Steve Jobs nach einigen gezeigten iMac-Werbespots stolz verkündete, dass seit 1998 insgesamt sechs Millionen iMacs – der „populärste Computer aller Zeiten“ – verkauft worden seien und man nun einen vollkommen neu gestalteten iMac vorstellen wolle. Er sollte alle Digital-Hub-Anwendungen beinhalten und alle Geräte dazu anschließen können. Mit Flachbildschirm, erstmals einem G4-Prozessor mit 700- MHz- oder 800-MHz-Taktung und Super- Drive war das Publikum aber vor allem vom „radikal neuen“ Design begeistert, das unter dem Motto „lass jedes Element sich treu bleiben“ stand. Der Rechner selbst saß in einer weißen Halbkugel mit 26,67 cm Durchmesser. Der TFT-Bildschirm wurde darüber mit einem silbernen Schwenkarm gehalten, der den Monitor frei verstellen ließ. Eine Innovation, die dem neuen iMac nicht nur seinen Spitznamen „Schreibtischlampe“ einbrachte, sondern auch besonders schwer als Verkaufsargument zu vermitteln war.

Jonathan Ive über den neuen Rechner

In einem Interview mit dem „Independent“ beschwerte sich Jonathan Ive denn auch darüber, dass „eines der Dinge, die wirklich frustrierend in der PC-Industrie sind, dass es sich so oft um Dinge dreht, die man in Zahlen messen kann. […] Sie wissen schon, dieses ‚fünf ist größer als drei’. Es ist viel schwieriger, ein Display wie dieses zu vermarkten, das genau dort verbleibt, wo man es hinbewegt, das aber auch überall anders hinbewegt werden kann. Dafür kann man keinen Wert festsetzen.“ Und genau das machte den Mac in Form einer Gelenkleuchte aus: Im Gegensatz zu letzterer, die sich nach Ive „immerzu im Wind bewegen“ und „nie dort bleiben, wo man sie hinbefördert hat“, konnte die im iMac verbaute Technologie ein Computerleben lang ihre Stellung halten. Und dabei hatte Apple sogar mit einberechnet, dass die Besitzer den iMac an genau diesem Gelenkarm auch herumtragen würden. „Er wurde so gestaltet, dass er das aushält“, so Ive.

Nach dem Vorbild einer Sonnenblume

Doch nicht die vielzitierte Gelenkleuchte war Vorbild für den neuen iMac, sondern eine Sonnenblume, wie Ive kurz nach der Vorstellung des neuen Rechners gestand. Denn ursprünglich hatte das Designteam um Ive ein Jahr lang an der Gestaltung eines fl achen, hinter dem Monitor platzierten iMac getüftelt. Als Steve Jobs dieses sah, war er skeptisch. Mit dieser Skepsis begründete er auch auf der Macworld-Keynote das lange Warten auf das Redesign. Denn mit dem ursprünglichen Entwurf hätte der Monitor seine Mobilität verloren, Festplatten und Medienlaufwerke wären wegen der hochkanten Bauweise langsamer geworden und der Rechner insgesamt lauter. Im Herbst 2000 verwarf Steve Jobs deshalb bei einem Gespräch mit Ive im Kräutergarten seiner Frau die Konstruktion und forderte etwas vollkommen neues, bei dem eben jedes Element sich selbst treu bleiben sollte. Das hieß, die Festplatten mussten horizontal, der Bildschirm mobil eingebaut werden. Inspiriert von einer Sonnenblume entstand daraufhin das eingängige und einzigartige Design des neuen iMac. Und Apples Eu ropa-Chef Pascal Cagni konnte mit noch mehr stolz verkünden, dass es „jenseits von Aldi, Lidl & Co. auch in Deutschland einen Markt für Computer gibt, die leicht zu bedienen sind, über ein gelungenes Design verfügen und als Vermittlungsstelle für digitale Geräte wie Kameras oder Musikplayer dienen können.“ Ende Januar konnten die ersten iMacs mit 15“-Bildschirm und einem 800-MHz- G4-Prozessor an die bis dahin aufgelaufenen 150.000 Vorbesteller zum Preis von 1.799 US-Dollar ausgeliefert werden. „Das ist mehr als alle Vorbestellungen, die wir für den Original-iMac 1998 erhielten“, kommentierte Phil Schiller den Erfolg. Der neue iMac wurde zum Kassenschlager – trotz einiger Anlaufschwierigkeiten. Wie es mit Apples Erfolgsgeschichte 2002 und dem Ausbau des „Digital Hub“ weiter ging, erfahren Sie in der kommenden Mac Life.

Quellen:

www.heise.de/newsticker/archiv/2002

http://www.independent.co.uk/news/business/analysis-and-features/son-of-imac-jonathanive- on-the-shape-of-things-to-come-663217. html

Der „Erfolg“ der Apple Stores

Die erst 2001 eröffneten Apple Stores sollten nach dem Willen von Steve Jobs die 95 Prozent der Nicht-Mac-Anwender dazu bewegen, zu Apple zu konvertieren. Immerhin, so Steve Jobs auf der Macworld-Keynote 2002, besäßen 40 Prozent der Käufer in den Stores noch keinen Mac. Allein im Dezember 2001 seien in den 27 Apple Stores 800.000 Besucher verzeichnet worden, was zehn Macworld-Messen entspräche. Dennoch musste Apple am 17. Januar 2002 bekannt geben, dass die Ladengeschäfte einen Verlust von acht Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von 48 Millionen US-Dollar gemacht hatten.

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