Polen führt eine neue Kartellrechtsuntersuchung gegen Apple ein. Die polnische Wettbewerbsbehörde prüft, ob das App Tracking Transparency-Framework von Apple den Wettbewerb im mobilen Werbemarkt einschränkt, wie Reuters berichtet.
- Polen untersucht, ob Apples App Tracking Transparency den Wettbewerb im mobilen Werbemarkt einschränkt.
- Apple könnte eine Geldstrafe von bis zu zehn Prozent seines Jahresumsatzes in Polen drohen.
- Ähnliche Untersuchungen laufen bereits in Deutschland, Italien, Rumänien und Frankreich.
Polnische Behörde verdächtigt Apple der Wettbewerbsverzerrung
Die polnische Kartellbehörde UOKiK hat eine Untersuchung gegen Apple eingeleitet. Der Verdacht: Das App Tracking Transparency (ATT) Framework könnte Apples eigenen Werbedienst bevorzugen, während es Drittanbieter-Apps beim Sammeln von Nutzerdaten für personalisierte Werbung behindert.
„Wir vermuten, dass die ATT-Richtlinie die Nutzer über das Niveau des Datenschutzes in die Irre geführt haben könnte, während sie gleichzeitig Apples Wettbewerbsvorteil gegenüber unabhängigen Publishern vergrößert hat“, erklärte UOKiK-Präsident Tomasz Chrostny. Solche Praktiken könnten einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung darstellen.
Was ist App Tracking Transparency?
App Tracking Transparency ist ein Datenschutz-Feature von Apple, das seit iOS 14.5 alle Apps dazu verpflichtet, vor dem geräteübergreifenden Tracking um Erlaubnis zu fragen. Apps können Nutzende nur dann basierend auf der Werbe-ID verfolgen, wenn diese explizit zustimmen. Die Funktion soll Nutzenden mehr Kontrolle über ihre Daten geben.
Apple hatte ATT im April 2021 mit iOS 14.5 und iPadOS 14.5 eingeführt. Das Framework verpflichtet alle Apps auf iPhone und iPad, die Zustimmung der Nutzenden einzuholen, bevor sie deren Aktivitäten über andere Apps hinweg verfolgen können. Apps, die Nutzende basierend auf der eindeutigen Werbe-ID ihres Geräts tracken möchten, dürfen dies nur tun, wenn die Person dem bei der entsprechenden Abfrage zustimmt.
Apple betonte stets, dass die Funktion dem Schutz der Nutzenden diene und nicht dazu gedacht sei, dem Unternehmen Vorteile zu verschaffen. Bei Werbetreibenden und Datenmaklern stieß die Neuerung erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe.
Mögliche Geldstrafe von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes
Falls die Regulierungsbehörde ihre Verdachtsmomente bestätigt sieht, könnte Apple eine Geldstrafe von bis zu zehn Prozent seines Jahresumsatzes in Polen drohen. Das Unternehmen wies die Vorwürfe in einer E-Mail-Stellungnahme zurück.
„Es überrascht nicht, dass die Datentracking-Industrie weiterhin unseren Bemühungen widerspricht, den Nutzenden die Kontrolle über ihre Daten zurückzugeben. Jetzt könnte intensiver Druck uns dazu zwingen, diese Funktion zurückzuziehen – zum Nachteil der europäischen Verbrauchenden“, teilte Apple mit. Das Unternehmen werde mit der polnischen Wettbewerbsbehörde zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Apple den Nutzenden weiterhin dieses wertvolle Datenschutz-Tool anbieten könne.
Ähnliche Untersuchungen in mehreren europäischen Ländern
Polen reiht sich damit in eine wachsende Liste europäischer Länder ein, die Apples Datenschutz-Feature unter kartellrechtlichen Gesichtspunkten prüfen. Regulierungsbehörden in Deutschland, Italien und Rumänien haben ähnliche Untersuchungen eingeleitet. Sie prüfen, ob die Datenschutz-Funktion gegen Wettbewerbsregeln verstößt, indem sie den Zugang zu wichtigen Daten für Werbezwecke behindert und gleichzeitig Apples eigene Position im digitalen Werbemarkt stärkt.
Im März hatte Frankreichs Wettbewerbsbehörde Apple bereits eine Geldstrafe von 150 Millionen Euro (162 Millionen US-Dollar) wegen der Implementierung des Frameworks auferlegt. Die französischen Regulierer kritisierten, dass Apple den Prozess für Nutzende kompliziert gemacht habe, die sich gegen das Tracking entscheiden wollten, und dabei Drittanbieter-Entwickelnde sowie Werbeanbieter unfair benachteiligt habe.
Apple warnt vor möglicher Deaktivierung in Europa
Die zunehmenden regulatorischen Herausforderungen haben Apple bereits dazu veranlasst, mit einer drastischen Maßnahme zu drohen. Das Unternehmen warnte, dass es möglicherweise „gezwungen“ sein könnte, das App Tracking Transparency-Feature in der Europäischen Union zu deaktivieren.
„Intensive Lobbying-Bemühungen in Deutschland, Italien und anderen Ländern Europas könnten uns dazu zwingen, diese Funktion zum Nachteil der europäischen Verbrauchenden zurückzuziehen“, erklärte Apple bereits im Oktober in einer Stellungnahme.
Die Kontroverse um ATT zeigt den Spagat zwischen Datenschutz und Wettbewerbsrecht auf. Während Apple die Funktion als wichtigen Baustein für den Schutz der Privatsphäre bewirbt, sehen Kritiker darin einen Versuch, die eigene Marktposition zu stärken. Die Entscheidung der polnischen Behörde wird zeigen, wie europäische Regulierer diesen Konflikt zwischen Verbraucherschutz und Wettbewerbsrecht letztendlich bewerten.







