Der Rechtsstreit gegen Apple kann ein teures Unterfangen werden – das zeigen aktuelle Zahlen aus verschiedenen Verfahren gegen den Tech-Giganten eindrucksvoll. Von hunderten Millionen Dollar für Patentstreitigkeiten bis hin zu milliardenschweren Auseinandersetzungen um App Store-Regeln: Die Kosten für juristische Auseinandersetzungen mit Apple erreichen schwindelerregende Höhen.
- Masimo hat bereits fast 200 Millionen Dollar für seinen Rechtsstreit gegen Apple ausgegeben.
- Epic Games investierte über eine Milliarde Dollar in den App Store-Kampf gegen Apple.
- Apple selbst muss regelmäßig Hunderte Millionen für Patentstreitigkeiten zahlen.
Masimo investiert fast 200 Millionen Dollar in Apple-Streit
Das Medizintechnikunternehmen Masimo führt seit 2020 einen erbitterten Rechtsstreit gegen Apple – und die Kosten summieren sich beträchtlich. In den Quartalsberichten des Unternehmens lässt sich nachvollziehen, wie sich die Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten entwickelt haben.
2021 gab Masimo 5,5 Millionen US-Dollar für Rechtskosten aus, 2022 waren es bereits 28,7 Millionen Dollar. Im Jahr 2023 stiegen die Kosten auf über 40 Millionen Dollar an, bevor sie 2024 auf 70 Millionen Dollar kletterten. Allein in den ersten beiden Quartalen 2025 investierte das Unternehmen weitere 43,7 Millionen Dollar in den Rechtsstreit.
Der ehemalige Masimo-Chef Joe Kiani schätzte die Gesamtkosten des Verfahrens gegen Apple bereits Ende 2023 auf rund 100 Millionen Dollar. Angesichts der anhaltenden Ausgaben könnte sich die Summe inzwischen der 200-Millionen-Dollar-Marke nähern.
Epic Games zahlt über eine Milliarde für App Store-Kampf
Epic Games CEO Tim Sweeney beziffert die Kosten seines fünfjährigen Rechtsstreits gegen Apple auf über 100 Millionen Dollar allein für Anwaltskosten. Rechnet man entgangene Einnahmen hinzu, könnte die Gesamtsumme sogar über eine Milliarde Dollar liegen.
Sweeney erklärte, dass Fortnite in den zwei Jahren vor dem Rechtsstreit etwa 300 Millionen Dollar auf iOS-Geräten erwirtschaftet hatte. Hochgerechnet auf die Jahre des Ausschlusses vom App Store seien hunderte Millionen Dollar an Umsatz verloren gegangen. Zusätzlich hätten auch Nutzer auf anderen Plattformen weniger gespielt, weil ihre Freunde auf iOS-Geräten nicht mehr teilnehmen konnten.
Trotz der enormen Kosten betrachtet Sweeney den Kampf als erfolgreich. Epic Games erzielte einen wichtigen Sieg, als Apple gezwungen wurde, seine Anti-Steering-Richtlinien zu lockern und Entwicklern zu erlauben, auf externe Zahlungsoptionen zu verweisen.
Anti-Steering-Richtlinien verbieten App-Entwicklern, Nutzer auf alternative Zahlungsmethoden außerhalb des App Stores hinzuweisen. Apple verwendete diese Regeln, um sicherzustellen, dass alle In-App-Käufe über Apples eigenes Zahlungssystem abgewickelt werden. Nach dem Epic Games-Urteil musste Apple diese Beschränkungen lockern und Entwicklern erlauben, auf externe Zahlungsoptionen zu verweisen.
Patentstreitigkeiten kosten Apple Hunderte von Millionen
Apple selbst muss regelmäßig hohe Summen für Patentstreitigkeiten aufwenden. Ein aktuelles Beispiel ist der Fall Optis, bei dem ein britisches Berufungsgericht Apple zur Zahlung von über 700 Millionen Dollar verurteilte. Das Unternehmen muss 502 Millionen Dollar für die Nutzung von 4G-Patenten in iPhones und iPads zwischen 2013 und 2027 zahlen, zusätzlich zu Zinsen von über 200 Millionen Dollar.
In einem weiteren Fall wurde Apple von einem US-Gericht zur Zahlung von 110,7 Millionen Dollar an das spanische Unternehmen TOT Power Control verurteilt. Grund waren Patentverletzungen bei 3G-Funktechnologien in Apple-Geräten.
Sammelklagen und Entwickler-Proteste
Nicht nur Einzelunternehmen verklagen Apple – auch Entwickler schließen sich zu Sammelklagen zusammen. Nach Apples Missachtung einer Gerichtsverfügung bezüglich App Store-Regeln reichte die Anwaltskanzlei Hagens Berman eine Sammelklage ein. Die Kläger argumentieren, dass Apples Verhalten Entwicklern „Milliarden von Dollar“ an Einnahmen gekostet habe.
Die Kanzlei hatte bereits zuvor einen 100-Millionen-Dollar-Vergleich für Entwickler wegen App Store-Gebühren erwirkt und fordert nun, dass Apple alle „unrechtmäßig erlangten Gewinne“ herausgeben müsse.
Erfolgreiche Verteidigung in anderen Fällen
Nicht alle Klagen gegen Apple sind erfolgreich. In einem Verfahren wegen angeblicher Absprachen mit Visa und Mastercard konnte sich Apple erfolgreich verteidigen. Ein Gericht in Illinois wies die Klage ab, die behauptete, Apple erhalte Bestechungsgelder von den Kreditkartenunternehmen, um keine eigene Zahlungsplattform zu entwickeln.
Die hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten zeigen, wie komplex und teuer es geworden ist, sich mit einem der wertvollsten Unternehmen der Welt auseinanderzusetzen. Während manche Kläger Erfolg haben, müssen sie oft jahrelang durchhalten und Millionen investieren, bevor sie Ergebnisse sehen.