Gut gerüstet

DRAM-Preisexplosion bedroht Smartphone-Markt – Apple bleibt verschont

Während die Speicherchip-Knappheit den Smartphone-Markt erschüttert, ist Apple laut Counterpoint Research bestens positioniert, um die Krise zu überstehen.

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Die Speicherchip-Knappheit trifft die Smartphone-Branche hart. Laut einer aktuellen Analyse von Counterpoint Research wird Apple jedoch deutlich besser durch diese Krise kommen als die meisten Konkurrenten. Während der globale Smartphone-Markt 2026 voraussichtlich um 2,1 Prozent schrumpfen wird, verfügt der iPhone-Hersteller über entscheidende Vorteile, die ihn vor den schlimmsten Auswirkungen schützen.

Quickread: Auf einen Blick
  • DRAM-Preise steigen um 10 bis 25 Prozent, weil Hersteller KI-Server priorisieren statt Smartphone-Komponenten.
  • Apple kann dank Finanzkraft und Lieferketten-Position höhere Kosten kurzfristig selbst absorbieren.
  • Chinesische Marken wie Honor und Oppo leiden unter geringen Margen und müssen bei anderen Komponenten sparen.

Speicherpreise steigen dramatisch

Die Ursache der Krise liegt in einer fundamentalen Verschiebung der Prioritäten bei Speicherchip-Herstellern. Diese konzentrieren sich zunehmend auf die Produktion von hochwertigem Speicher für KI-Server, während das für Smartphones benötigte Standard-DRAM vernachlässigt wird. Die Folge: Die Kosten für Smartphone-Komponenten sind seit Anfang 2025 um 10 bis 25 Prozent gestiegen. Im Einstiegssegment fallen die Preissteigerungen mit 20 bis 30 Prozent sogar noch drastischer aus.

„Apple und Samsung sind am besten positioniert, um die nächsten Quartale zu überstehen“, erklärt Yang Wang, Senior Analyst bei Counterpoint. „Für andere wird es schwierig, die Balance zwischen Marktanteil und Gewinnmargen zu halten.“

Chinesische Hersteller unter Druck

Besonders hart trifft die Speicherknappheit chinesische Smartphone-Marken wie Honor und Oppo. Diese Unternehmen arbeiten mit deutlich geringeren Gewinnmargen und haben weniger finanziellen Spielraum als Apple oder Samsung. Die gestiegenen Komponentenkosten zwingen sie zu schwierigen Entscheidungen: Entweder sie erhöhen die Preise und riskieren, Marktanteile zu verlieren, oder sie sparen an anderen Stellen – etwa bei Kameras oder Speicherausstattung.

DRAM erklärt!

DRAM steht für Dynamic Random Access Memory und ist der Arbeitsspeicher, den Smartphones, Computer und andere Geräte zum Ausführen von Programmen benötigen. Im Gegensatz zum dauerhaften Speicher (wie SSD oder Flash-Speicher) gehen die Daten im DRAM verloren, sobald das Gerät ausgeschaltet wird. Je mehr DRAM ein Gerät hat, desto mehr Apps und Prozesse können gleichzeitig laufen.

Apples strategische Vorteile

Apple profitiert von mehreren strukturellen Vorteilen. Die enorme Finanzkraft des Konzerns erlaubt es, höhere DRAM-Kosten kurzfristig zu absorbieren, ohne die Verkaufspreise sofort anpassen zu müssen. Zudem verschafft Apples Position in der Lieferkette dem Unternehmen bessere Verhandlungspositionen gegenüber Zulieferern.

Analysten gehen davon aus, dass Apple die gestiegenen Kosten zunächst selbst trägt, anstatt sie direkt an Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Dies steht im Einklang mit Apples langjähriger Preisstrategie, die Preisstabilität als Teil der Markenidentität betrachtet.

Globale Preiserhöhungen erwartet

Trotz Apples komfortabler Position wird die Speicherknappheit den gesamten Smartphone-Markt beeinflussen. Counterpoint prognostiziert, dass die durchschnittlichen Smartphone-Preise weltweit 2026 um 6,9 Prozent steigen werden. Hersteller werden entweder Kosten an Verbrauchende weitergeben oder diese zu teureren Premium-Modellen drängen.

Die Versorgungsengpässe werden laut Counterpoint das gesamte Jahr 2026 anhalten. Die Speicherchip-Hersteller priorisieren weiterhin die lukrativen Aufträge für KI-Rechenzentren, wo die Nachfrage nach hochwertigem Speicher ungebrochen ist und deutlich höhere Margen erzielt werden können.

Langfristige Marktauswirkungen

Die aktuelle Situation verdeutlicht die wachsende Konkurrenz zwischen verschiedenen Technologiesektoren um begrenzte Ressourcen. Der Boom der künstlichen Intelligenz verändert die Prioritäten der Halbleiterindustrie fundamental. Was für KI-Unternehmen ein Segen ist, wird zur Herausforderung für die Consumer-Electronics-Branche.

Für Apple bedeutet dies, dass trotz der aktuell stabilen Position mittelfristig Anpassungen notwendig werden könnten. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann und in welchem Umfang das Unternehmen reagieren muss. Bis dahin bleibt Apple dank seiner finanziellen Stärke und Verhandlungsmacht besser geschützt als die meisten Wettbewerber in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld.

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