Porträt: Robert Miles

Erlebnisse aus dem Alltag

Beat / Wichtig für diese persönliche Note ist ja auch, dass bei dir Erlebnisse aus deinem Alltag in die Musik einfließen. Wie funktioniert das genau?

Robert Miles / Wirklich jeder einzelne Track, den ich in meinem gesamten Leben produziert habe, ist das Ergebnis einer ganz spezifischen Erfahrung. „Children“ habe ich beispielsweise geschrieben, nachdem mein Vater mir Bilder von Kindern gezeigt hatte, die dem Jugoslawienkrieg 1994 zum Opfer gefallen waren. Mein zweites Album „23am“ ist wiederum eine sehr direkte Reflexion dessen, was mich zu dem Zeitpunkt beschäftigt hat. Nämlich mich selbst ausdrücken zu wollen, mich aber gleichzeitig mit der Major-Label-Maschine auseinandersetzen zu müssen. Das Konzept zu „Organik“ wiederum ergab sich, während ich durch Indien reiste und versuchte, meine künstlerische Unabhängigkeit zu erlangen. „Thirteen“ schließlich ist das Ergebnis der Geschehnisse der letzten sechs Jahre. Eine Mischung aus sehr verschiedenen und starken Erlebnissen, die mein Leben und meine Musik so einschneidend verändert haben, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.

Beat / Welche Konsequenzen hast du aus den unangenehmen Erlebnissen der „23am“-Zeit gezogen?

Robert Miles / Ich veröffentliche meine Musik jetzt auf meinem eigenen Label und behalte das gesamte Copyright. Nach dem Erfolg von „Children“ bin ich damals nach London gezogen, ohne die Sprache zu sprechen. Ich war naiv und habe den Leuten um mich herum vertraut – und auch ihren Empfehlungen. Ganz genau so, wie es wohl jeder andere, der aus einem kleinen Dorf stammt, auch getan hätte. Sobald ich einmal verstand, was um mich herum passierte und endlich fließend Englisch beherrschte, machte ich mich daran, meine künstlerische Freiheit zurückzuerobern, gründete meine eigene Plattenfirma und einen Verlag. Und ich machte die Musik, die ich selbst machen wollte, ohne Kompromisse einzugehen. Es war eine lange und schwierige Lektion. Aber heute bin ich froh darüber, dass ich über das notwendige Know-how für den juristischen und geschäftlichen Aspekt verfüge. Wenn jetzt etwas schief geht, bin ich wenigstens selbst dafür verantwortlich.

Beat / Woran hast du in den vergangen zehn Jahren gearbeitet?

Robert Miles / Nachdem ich „Organik“ veröffentlicht hatte, bin ich nach Los Angeles gezogen und habe mich dort darauf konzentriert, zunächst Musik für Werbung, später auch für Filme zu produzieren. Es war einer meiner größten Träume und Ziele, ein Standbein in der Soundtrack-Welt aufzubauen, weil meine Musik schon immer eine visuelle beziehungsweise cineastische Komponente hatte. Nachdem ich für Marken wie Gucci, Adidas, Nike, T-Mobile, Jaguar und Playstation geschrieben hatte, bekam ich mein erstes unabhängiges Filmprojekt und platzierte fünf Tracks von „Organik“ in einigen größeren Streifen wie „Die Bourne-Identität“ und „City of Ghosts“. Ich war bereits dabei, an noch größeren Projekten zu arbeiten, aber ich fühlte mich einfach in Los Angeles nicht zuhause. Ich vermisste zunehmend meine Familie und meine Freunde und entschloss mich, nach London zurückzukehren, wo sich auch mein Label S:alt und der Hardmonic-Music-Verlag befinden und begann, das Miles_Gurtu-Album mit dem indischen Perkussionisten Trilok Gurtu zu produzieren. Zwischen 2004 und 2008 habe ich mehrere Underground-Bands in England produziert und an verschiedenen Soundtracks in den USA gearbeitet. 2008 wurde ich dann auch noch Vater. Ich habe gerne viel zu tun und habe nichts dagegen, mit vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt zu sein, solange sie kreativ sind. Trotzdem hoffe ich nicht, dass es nochmal ein Jahrzehnt dauern wird, ehe ich etwas Neues veröffentliche. Ich habe schon mit der Arbeit an dem nächsten Album begonnen.

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