The Jing Project

Video ergo sum

Das letzte Wort in Sachen Screencasts ist noch längst nicht gesprochen – dieser Meinung ist man zumindest bei TechSmith und wagt einen Ausflug in den Mac-Markt.

Von   Uhr

TechSmith gehört zu den bekanntesten Windows-Entwicklerfirmen und hat gleich zwei erfolgreiche Produkte am Markt. SnagIt fertigt Bildschirmfotos ab, ist in seinem Funktionsumfang bis zur aktuellen Version 9 aber so weit angewachsen, dass es schon als Bildbearbeitung durchgeht. Camtasia Studio ist hingegen ein Screenrecorder, nimmt also das Geschehen auf dem Bildschirm als Video auf. Den Begriff Screencast gab es schon vor den Podcasts – während ein Screenshot eine Grafik ist, ist ein Screencast immer ein Video.

Neuanfang in Gelb

Für den Ausflug in ungewohnte Gefilde hat TechSmith aber keine Umsetzung von Camtasia oder SnagIt in Angriff genommen. The Jing Project ist neu, unterstützt Windows und Mac OS X und ist frei von dem Funktionsballast, den die beiden bekannteren TechSmith-Produkte durch ihre jahrelange Weiterentwicklung mitschleppen.

TechSmith möchte mit dem Produkt auch den eigenen Dienst Screencast. com (eine Art YouTube für Screencasts) fördern und verlangt deshalb beim Start von Jing eine Registrierung. Wer den Dienst nicht nutzen will, trägt dort einfach eine falsche E-Mail- Adresse ein, eine Seriennummer oder ähnliches wird nicht verschickt. Jing schickt außerdem Daten über die Größe des Screencasts, Aufnahmedatum und Betriebssystem an den Hersteller – um dies zu unterbinden, ist beim ersten Start das entsprechende Häkchen im „Improve the Jing Project“-Fenster zu entfernen.

Danach setzt Jing vor allem auf Fenster, die im Aussehen nicht den Standard entsprechen und favorisiert die Farbe Gelb. Passend dazu verschwindet das Programm auch in einem Viertelkreis an den Bildschirmrand und wartet auf einen Mausklick.

Aufnahme mit Solarkraft

Die „Sonne“ die dann ausklappt, bietet die Möglichkeit, eine neue Aufnahme zu starten, den Verlauf zu öffnen oder Einstellungen vorzunehmen.

Beim Starten einer Aufnahme wird zunächst mit der Maus der Aufnahmebereich bestimmt. Dabei kann auch ein ganzes Fenster selektiert werden. An diesen Bereich hält Jing während der Aufnahme starr fest. Es wird weder das Fenster noch der Mauszeiger verfolgt und die Aufnahme erfolgt „roh“, dass heißt ohne irgendwelche Hervorhebungen von Mausklicks oder Vergrößerungen.

Nach der Festlegung des Bereichs gibt es die Wahl zwischen Foto und Video. Videos werden mit einer festen Bildrate aufgenommen und immer als Flash-Film (SWF) gesichert. Erklärungen können live während der Aufnahme erfolgen, das Mikrofon ist aber auch abschaltbar. Eine Bearbeitungsfunktion abgeschlossener Aufnahmen innerhalb des Programms gibt es nicht. Die Ausgabe erfolgt entweder auf Screencast. com, einen FTP-Server (sofern konfiguriert) oder die Festplatte.

Schnappschuss

Zwar läuft der Screenshot zunächst ähnlich ab wie der Screencast, aber Bildschirmmodi landen nach der Aufnahme zunächst im programmeigenen Editor. Dessen Aufgabe ist es, Hinweistexte, Pfeile und Hervorhebungen einzufügen, was auch gut gelöst ist. Nach der Platzierung können die Jing-Elemente verschoben und editiert werden. Auch für Bildschirmfotos ist das Exportformat vorgegeben: PNG.

Die Einstellungen sind schnell zusammengefasst. Die riesigen gelben Schaltflächen nehmen den größten Teil des Fensters ein, die Optionen gehen dabei fast unter. Statt als Sonne kann sich Jing in der Menüzeile verstecken, es lässt sich ein Tastaturkürzel festlegen und die Zugangsdaten für Flickr und den FTPServer eingeben.

Fazit

Ob Jing ein neues Konzept ist, sei dahingestellt – auf jeden Fall ist es ein sehr gelbes Konzept. Vom gewöhnungsbedürftigen Aussehen abgesehen, enttäuscht vor allem die Screencast-Funktion, die schon mit Snapz X Pro nicht mithalten kann, von ScreenFlow ganz zu schweigen. In der derzeitigen Form ist die Anwendung eher ein Utility für Screencast.com – wenn ScreenFlow eine HD-Kamera ist, dann ist Jing (zumindest in der aktuellen Version) die Zwei-Megapixel- Kamera mit angehängter Video- Funktion.

Testergebnis
ProduktnameThe Jing Project 1.6.8006
HerstellerTechSmith
PreisFreeware
Webseitewww.techsmith.com
Pro
  • einfache Bedienung
  • Hervorhebungen für Bildschirmfotos leicht zu modifizieren
Contra
  • keine Aufnahmeoptionen
  • gewöhnungsbedürftige Benutzeroberfläche
SystemvoraussetzungenMac OS X 10.4, Universal Binary
Bewertung
4ausreichend

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "Video ergo sum" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.