Steinberg Sequel 2

Sequencer für Einsteiger

Als der renommierte Cubase-Erschaffer Steinberg Mitte 2007 begann, mit der ersten Version von Sequel im audiophilen Einsteigermarkt zu wildern [1], kam dies einem kleinen Erdbeben gleich, konnten die smarten Hamburger doch auf jahrzehntelange Erfahrungen und bewährte Technologien zurückgreifen. Knapp ein Jahr später wird nun Version 2 nachgelegt. Kann Gutes noch besser werden?

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Es ist immer eine Herausforderung, ein Programm zu verbessern, wenn dies primär auf den Einsteigermarkt zielt und sich somit in erster Linie eine einfache, wenn nicht gar intuitive Benutzung auf die Fahnen geschrieben hat. Vermeintlich groß ist die Versuchung, einstmals minimalistische Konzepte einer Funktionsüberfrachtung zu opfern, um den Mitbewerb schon auf dem Papier zu überflügeln.

Never Change A Winning Concept!

Keine Angst: Steinberg führt das erfolgreich eingeführte Konzept kontinuierlich weiter. Klartext: Im Mittelpunkt steht weiter eine äußerst intuitive Benutzeroberfläche, in deren Zentrum sich der großzügige Arrangement-Bereich breit macht. Um diesen mit Audiomaterial zu befüttern, steht die aus Cubase adaptierte „MediaBay“ bereit, die einen geordneten Zugriff auf über 5000 serienmäßige Loops gestattet. Besonders hervorzuheben ist, dass Musiker Klänge und Stilrichtungen sehr gezielt nach Kategorien geordnet suchen beziehungsweise abrufen können – einen ähnlichen, vielleicht noch konsequenter umgesetzten Ansatz verfolgt Native Instruments‘ Kore mit seinem integrierten Browser. Die MediaBay wurde für Sequel 2 weiter optimiert: Die Anzeige der in einer Kategorie enthaltenen Loops und Klänge wird ständig aktualisiert, leere Verzeichnisse werden ausgegraut. Dies erleichtert dem „Sequel-isti“ unnütze Mausklicks. Verbesserungen haben auch erwähnter Arrangement-Bereich sowie das virtuelle Mischpult erfahren: Jedem Track kann nun zwecks Übersichtlichkeit ein eigenes Piktogramm zugeordnet werden – man kennt dies aus den Apple-Audioprogrammen. Zwar werden für die wichtigsten Instrumentengruppen bereits Icons mitgeliefert, wer‘s individueller mag, kann aber auch eigene Bildchen per Drag & Drop importieren. Etwas unverständlich ist, dass bei der Auswahl eines der über 600 Instrumente nicht automatisch ein Piktogramm zugeordnet wird.

Einen Schritt auf absolute Neulinge zu will ein zusätzliches virtuelles Keyboard machen, das einen Teil der Computertastatur für die Eingabe von Noten nutzbar macht – praktisch auch für Laptop- Musiker für die schnelle Eingabe unterwegs.

Längst überfällig war hingegen die Einführung einer „MIDI Learn“-Möglichkeit, die die Zuordnung einer Vielzahl von Funktionen auf externe Controller gestattet. So wird endlich die problemlose Ansteuerung zum Beispiel von Klangparametern, Loop-Start- und -Stopps, Lautstärkeveränderungen oder Effekten auch ohne Maus möglich – spätestens auf der Bühne schier unerlässlich.

Verdammt kühl hier!

Besonders im Einsteigerbereich ist längst nicht jeder Anwender mit der neuesten und leistungsfähigsten Hardware ausgerüstet. Wer Spur über Spur, Effekt über Effekt und Instrument über Instrument schichtet, wird dann sehr bald an die Grenzen der Rechenleistung seines Computersystems gelangen. Abhilfe schafft hier eine „Freeze“-Funktion, die bei großen Sequenzersuiten längst Standard ist und jetzt auch Sequel-Nutzer beglücken will. Im Grunde meint dieses „Einfrieren“ nichts Anderes als das Wandeln einer Spur in eine reine Audiodatei – deren Abspielen spart dem Rechner im Gegensatz zur Echtzeitberechnung besonders von Instrumenten erhebliche Ressourcen. Für spätere Veränderungen lässt sich eine Spur auf Knopfdruck ebenso leicht wieder „auftauen“. Zu bedenken ist jedoch, dass Sequel nach wie vor die hauseigene VST-Schnittstelle boykottiert, weshalb eine intensive Nutzung externer Instrumente sowieso unmöglich ist. Steinberg sollte Sequel hier wenigstens einen begrenzten Zugriff erlauben, ähnlich wie Ableton dies mit Live LE realisiert.

Sonst noch was?

Ungleich toleranter zeigt sich Sequel 2 ab sofort bei der Behandlung von Audiomaterial. Die „Free Warp“-Funktion erlaubt das gezielte Verschieben von Events an eine gewünschte Zeitposition innerhalb einer Audiospur losgelöst vom Projekt-Timing. Besonders bei der Nachbearbeitung von Aufnahmen mit Timing-Schwankungen sowie der Loop- Editierung spielt sie ihre Stärken aus. Elektronikbastler werden sich außerdem über die Möglichkeit, ausgewählte Teile eines Loop rückwärts abzuspielen, freuen. „Tap Tempo“ gestattet hingegen die Tempoerkennung einer Audiodatei durch Mittrommeln auf der Tastatur.

Fazit

Durch die konsequente Umsetzung aller Sequel-Funktionen innerhalb eines Arbeitsfensters sowie durch die Beigabe Tausender Loops und Hunderter Instrumentenklänge ist und bleibt auch die Version 2 ein Premium-Tipp für Einsteiger in die Welt der Musikproduktion. Aber auch gestandene Musiker, die ein ebenso intuitives wie leistungsfähiges Werkzeug zur flinken Skizzierung eigener Ideen suchen, finden in Sequel 2 ein interessantes und preisgünstiges Instrument mit solider Cubase-Engine.

Neuerungen

• Steuerung per MIDI-Controller

Testergebnis
ProduktnameSequel 2
HerstellerSteinberg
Preis99 Euro; Update von Version 1: 29 Euro
Webseitewww.sequel-music.de
Pro
  • Freeze-Funktion
  • Free-Warp-Funktion
  • HALion-One-Sounds anbei
  • sehr große Loop- Bibliothek
  • Kanal-, Insert- und Send- Effekte
Contra
  • keine VST-Schnittstelle
  • kein direkter MP3-Export
  • keine Tempoveränderungen
Bewertung
1,5sehr gut

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