Eine neue Klage belastet Apple Pay: Das texanische Unternehmen Fintiv wirft dem iPhone-Konzern vor, Geschäftsgeheimnisse gestohlen zu haben, um den mobilen Bezahldienst zu entwickeln. Die Vorwürfe wiegen schwer und könnten Apple teuer zu stehen kommen.
- Fintiv verklagt Apple wegen angeblichem Diebstahl von Mobile-Wallet-Technologie zwischen 2011 und 2012.
- Die Klage wirft Apple RICO-Verstöße und systematischen Missbrauch von Geschäftspartnerschaften vor.
- Der Rechtsstreit verlagert sich von Texas nach Georgia und könnte Apple teuer zu stehen kommen.
Fintiv klagt wegen angeblichem Technologie-Diebstahl
Die New Yorker Anwaltskanzlei Kasowitz hat im Namen von Fintiv eine Klage gegen Apple eingereicht. Der Vorwurf: Apple soll zwischen 2011 und 2012 unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an vertrauliche Informationen der Firma CorFire gelangt sein, dem Vorgängerunternehmen von Fintiv. Laut Pressemitteilung habe Apple vorgegeben, eine Lizenzvereinbarung für CorFires Mobile-Wallet-Technologie anzustreben.
Stattdessen soll Apple die erhaltenen Informationen missbraucht und später Schlüsselmitarbeitende von CorFire abgeworben haben. 2014 startete Apple schließlich Apple Pay – ein Zeitpunkt, der in der Klage als verdächtig bezeichnet wird.
RICO-Vorwürfe gegen Apple
Besonders brisant: Die Klage wirft Apple Verstöße gegen US-amerikanische RICO-Gesetze vor. Diese Gesetze richten sich ursprünglich gegen organisierte Kriminalität und sehen drastische Strafen vor. Fintiv beschuldigt Apple, ein systematisches Muster zu verfolgen: Unternehmen unter dem Deckmantel einer Partnerschaft anzulocken, um dann deren Geschäftsgeheimnisse zu stehlen.
RICO steht für Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act und ist ein US-amerikanisches Gesetz gegen organisierte Kriminalität. Es ermöglicht schwere Strafen bei systematischen kriminellen Aktivitäten. Ursprünglich gegen die Mafia entwickelt, wird es heute auch bei Wirtschaftsverbrechen angewendet.
Die Klage verweist auf ähnliche Vorwürfe im Fall Masimo, wo Apple angeblich Technologien für die Blutsauerstoffmessung der Apple Watch gestohlen haben soll. Ein Richter in Georgia wird nun über die neuen Anschuldigungen entscheiden.
Langwieriger Rechtsstreit geht in neue Runde
Fintiv kämpft bereits seit 2018 juristisch gegen Apple. Der ursprüngliche Patentstreit in Texas wurde zunächst abgewiesen, dann aber von einem Berufungsgericht wieder aufgenommen. Erst diese Woche entschied ein texanischer Richter, dass Apple bestimmte Patente nicht verletzt habe und wies die verbleibenden Ansprüche ab.
Mit der neuen Klage in Georgia verlagert sich der Rechtsstreit nun auf eine andere Ebene. Während die bisherigen Verfahren sich auf Patentverletzungen konzentrierten, geht es jetzt um den angeblichen Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen – ein Vorwurf, der weitreichende Konsequenzen haben könnte.
Apple Pay unter Beschuss
Apple Pay gilt als einer der erfolgreichsten mobilen Bezahldienste weltweit. Sollten sich die Vorwürfe von Fintiv als berechtigt erweisen, könnte das nicht nur finanzielle Folgen für Apple haben, sondern auch das Image des Unternehmens beschädigen. Die Klage wirft grundsätzliche Fragen zu Apples Geschäftspraktiken auf und könnte andere Unternehmen ermutigen, ähnliche Vorwürfe zu erheben.
Die vollständige Klageschrift war zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch nicht im US-Gerichtssystem auffindbar. Die Angaben basieren daher ausschließlich auf der Pressemitteilung der Anwaltskanzlei. Es bleibt abzuwarten, wie Apple auf die schwerwiegenden Anschuldigungen reagieren wird und ob das Unternehmen eine außergerichtliche Einigung anstreben wird.