Im Test

NI Traktor Scratch

Die DJ-Software Traktor aus der Berliner Softwareschmiede Native Instruments genießt schon seit vielen Jahren einen guten Ruf unter  Digital-DJs. Jetzt schnürte der Hersteller ein Bündel zusammen, das die Haptik wieder mit ins Spiel bringt und digitale Daten anfassbar machen will.

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Für viele DJs war es sicherlich nur eine Frage der Zeit, wann Native Instruments mit einer eigenen Komplettlösung für Digital-DJs an den Start geht. Das jetzt bereitgestellte Paket trägt den Namen Traktor Scratch, besteht aus einer speziellen Traktor-Version, Timecode-Schallplatten und -CDs sowie dem USB-Audio-Interface Audio 8 DJ [1] und speziell konfigurierten Kabeln.

Hardware

Die Schaltzentrale des Traktor-Scratch-Systems bildet das Audio-8-DJ-Interface. Hier laufen die Audioströme der Timecode-Schallplatten oder -CDs zusammen und gelangen via USB an den angeschlossenen Rechner (Mac/PC). Vom Computer aus werden auf gleichem Wege die Audiodaten an das Interface geleitet und von dort via Cinch-Kabel an einen DJ-Mixer transferiert. Für die Audioverbindungen wurden speziell angefertigte Multicore-Kabel beigelegt, die so beschriftet und farblich gekennzeichnet wurden, dass eine Verkabelung übersichtlich und einfach vonstatten geht.

Das Interface ist mit einer Vielzahl an Ein- und Ausgängen bestückt, sodass es möglich ist, darüber hinaus noch weitere optionale Verbindungen vornehmen zu können. So sind zum Beispiel Mitschnitte der Performance realisierbar, indem eine Audioverbindung vom Recording-Ausgang des Mixers zum Line-Eingang (7/8) hergestellt wird. Auch ein Mikrofon kann über das Interface an einen Mixer angeschlossen werden, um MC-Perfomances zu ermöglichen.

Traktor Scratch ist mit Insert- und Send-Effekten ausgestattet. Letztere werden über einen dedizierten Ausgang geroutet und sind für Audiosignale nutzbar, die aus Traktor selbst stammen, aber auch für Audioquellen, die von „Außen“ in die Software geroutet werden. Zur Erweiterung des Set-ups mit Controllern steht zusätzlich noch ein MIDI-Anschluss parat.

Software

Die Oberfläche von Traktor Scratch gibt sich sofort als Derivat des großen Bruderprogramms Traktor 3 [2] zu erkennen. Für Umsteiger gibt es hinsichtlich der Bedienoberfläche keine allzu großen Überraschungen: Zwei Decks stehen zum Mixen zur Verfügung, die mit Eingangsffekten wie zum Beispiel Delay, Flanger und diversen Filtern bearbeitet werden können. Zusätzlich oder alternativ gibt es außerdem zwei Send-Effekte, deren Verschaltung seriell oder parallel erfolgen kann. Somit steht einer spektakulären Effektkette nichts im Wege. Cue-Punkte können gespeichert, und Loops in verschiedenen Längen eingefangen werden. Die Funktion „Beatjump“, die auch während der Wiedergabe zum Live-Remixen benutzt werden kann, erlaubt das Springen innerhalb eines Songs in diversen Quantisierungsrastern. Kreatives Arbeiten kann weiterhin mittels Deck-Doppelung realisiert werden. Der aktuell laufende Song wird dadurch inklusive eventuell aktivierter Loops auf das zweite Deck kopiert.

Die Songverwaltung wurde ebenfalls aus Traktor übernommen und bietet viele Optionen der Sortierung nebst Unterstützung für iTunes-Playlisten und iPods. Bei einer aktiven Internetverbindung kann auch direkt im Onlineshop von Beatport nach den neusten Tracks gesucht und eingekauft werden. Gesteuert werden kann das Programm via Maus, Computertastatur, externer MIDI-Controller sowie mittels der Timecode-Vinyls und -CDs.

Features
  • DJ-System zum Steuern von Musikdaten über Plattenspieler oder CD-Decks
  • Audio-Interface (24 Bit/96 kHz), MIDI I/O, USB 2.0
  • zwei Multicore-Kabel zum Verbinden über XLR-Anschlüsse
  • zwei Vinylplatten und zwei CDs mit Steuersignal
  • Software mit Massekreis- und Rumpelfilter
  • zwei Decks mit Filtereffekt und Tonhöhenkorrektur
  • Track-Verwaltung mit Schnellsuche, virtuellen Platten-Cases usw.
  • unterstützt die Audioformate MP3, WAV, AIFF, Audio-CD, FLAC, Ogg Vorbis, nicht per DRM geschützte WMA- und AAC-Files
(Horizontal Scrollen, um die ganze Tabelle zu sehen)

Praxis

Ein wichtiger Schritt bei der Inbetriebnahme eines digitalen DJ-Systems ist die Abstimmung der Timecodeplayer und der Software, also die so genannte „Kalibrierung“. Versagt diese, kommt das gesamte System aus dem Takt, und eine Steuerung wird nahezu unmöglich. Bei Traktor Scratch ist dies eine relativ unspektakuläre Angelegenheit und funktioniert für die Timecode-Vinyls ebenso zuverlässig wie für die CDs.

Die Audioqualität des Audio-8-DJ-Interfaces ist sehr gut, und seine Konstruktion so beschaffen, dass auch ein häufiger Transport keine allzu großen Spuren daran hinterlässt. Wer einen „Traktor Scratch Certified“-DJ-Mixer, wie zum Beispiel den Zero 4 von Korg [3] oder einen Mackie d.2 pro, sein Eigen nennen kann, hat die Möglichkeit, diesen alternativ als Audio-Interface einsetzen zu können (entsprechende Upgrade-Pakete gibt es im Fachhandel). Die Software leistet zuverlässig das, was DJs erwarten und bietet auch auf der kreativen Seite ein paar nette Funktionen inklusive Effekten an.

Fazit

Nicht wirklich überraschend ist Native Instruments der Einstieg in die Digital-DJ-Komplettlösungen  sehr gut gelungen. Das Audio-Interface ist robust und bietet viele Anschlussoptionen, mit denen das Setup zu einem späteren Zeitpunkt erweitert werden kann. Die mitgelieferte Software ist einfach gehalten und gut strukturiert. Wem die gebotenen Funktionen nicht ausreichen, kann ein Upgrade auf die „große“ Traktor-Version erwerben, die jedoch erst ab der kommenden Version 3.3 mit Timecode-Platten beziehungsweise -CDs gesteuert werden kann.

Testergebnis
ProduktnameTraktor Scratch
HerstellerNative Instruments
Preis599 €
Webseitewww.native-instruments.de
Pro
  • Software einfach zu bedienen
Bewertung
1,5sehr gut

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