Ein US-amerikanisches Bundesgericht hat Apple zu einer Schadenersatzzahlung von 634 Millionen US-Dollar an das Medizintechnikunternehmen Masimo verurteilt. Das Urteil betrifft die Verletzung von Patenten im Zusammenhang mit der Blutsauerstoff-Messtechnologie der Apple Watch. Apple kündigte bereits an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Das berichtet Reuters.
- US-Gericht verurteilt Apple zu 634 Millionen US-Dollar Schadenersatz an Masimo wegen Patentverletzung bei der Apple Watch Blutsauerstoff-Funktion.
- Apple verkauft seit Januar 2024 Apple Watch-Modelle in den USA ohne aktivierte Blutsauerstoff-Messung aufgrund des Patentstreits.
- Apple führte im August 2025 eine Workaround-Lösung ein, die Sensordaten auf dem iPhone statt auf der Uhr verarbeitet.
Hintergrund des Rechtsstreits
Der Patentstreit zwischen Apple und Masimo zieht sich bereits über mehrere Jahre hin. Masimo wirft Apple vor, mit der Blutsauerstoff-Messfunktion der Apple Watch Patente zu verletzen, die sich auf die Pulsoxymetrie-Technologie beziehen. Diese Funktion ermöglicht es, den Sauerstoffgehalt im Blut über nicht-invasive Sensoren zu messen.
Der Konflikt eskalierte im Dezember 2023, als ein Importverbot für Apple Watch-Modelle mit der Blutsauerstoff-Funktion in den USA in Kraft trat. Apple musste daraufhin den Verkauf der Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 vorübergehend stoppen und verkauft diese Modelle seitdem in den USA mit deaktivierter Blutsauerstoff-Messung.
Apples Reaktion auf das Urteil
Ein Apple-Sprecher wies die Vorwürfe zurück und erklärte gegenüber Reuters: „In den vergangenen sechs Jahren hat Masimo Apple in mehreren Gerichten verklagt und über 25 Patente geltend gemacht, von denen die Mehrheit für ungültig befunden wurde. Das einzige Patent in diesem Fall ist 2022 abgelaufen und bezieht sich auf historische Patientenüberwachungstechnologie von vor Jahrzehnten.“
Pulsoxymetrie ist ein medizinisches Verfahren zur nicht-invasiven Messung der Sauerstoffsättigung im Blut. Dabei wird ein Sensor an der Haut platziert, der mit Licht verschiedener Wellenlängen arbeitet. Das Gerät misst, wie viel Licht vom sauerstoffreichen und sauerstoffarmen Blut absorbiert wird und berechnet daraus den Sauerstoffgehalt.
Masimo hingegen zeigte sich zufrieden mit dem Urteilsspruch. „Wir freuen uns über dieses Ergebnis und schätzen die Zeit und Aufmerksamkeit, die das Gericht und die Jury unserem Fall gewidmet haben“, erklärte das Unternehmen in einer Pressemitteilung. „Dies ist ein bedeutender Sieg in unseren anhaltenden Bemühungen, unsere Innovationen und unser geistiges Eigentum zu schützen.“
Apples Workaround-Lösung
Im August 2025 führte Apple eine Umgehungslösung ein, um die Blutsauerstoff-Messung in den USA wieder zu ermöglichen. Die neue Implementierung verlagert die Verarbeitung der Sensordaten von der Apple Watch auf das gekoppelte iPhone. Die Messergebnisse werden nun in der Health-App des iPhones im Bereich „Atmung“ angezeigt, anstatt direkt auf der Uhr.
Diese Lösung basiert auf einer Entscheidung der US-Zollbehörde, die Apples neue Herangehensweise als nicht patentverletzend eingestuft hat. Apple Watch-Modelle, die vor dem Importverbot verkauft wurden oder außerhalb der USA erworben wurden, sind von diesen Einschränkungen nicht betroffen.
Weitere rechtliche Schritte
Masimo reagierte auf Apples Workaround mit einer weiteren Klage, diesmal gegen die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde. Das Unternehmen argumentiert, dass die Behörde ihre Befugnisse überschritten habe, als sie Apples neue Lösung genehmigte. Masimo fordert eine einstweilige Verfügung, um die Zollentscheidung rückgängig zu machen und das ursprüngliche Importverbot wieder in Kraft zu setzen.
Das aktuelle Urteil über 634 Millionen US-Dollar stellt einen weiteren Meilenstein in diesem komplexen Rechtsstreit dar. Während Apple Berufung einlegen wird, verdeutlicht der Fall die Herausforderungen, denen sich Technologieunternehmen bei der Entwicklung von Gesundheitsfunktionen gegenübersehen, insbesondere wenn etablierte Medizintechnikunternehmen bereits ähnliche Patente besitzen.







