eMac: „e“ für „Education“

Viel für kleines Geld

Doch die Entscheidung war durchdacht: „Emotional gesehen ist es ein kritischer Markt für uns“, erläuterte Phil Schiller, „und außerdem bedeutet es einen Prozentsatz unseres Geschäfts“. Apple wollte die Nutzerzahlen von Mac OS X erhöhen, dazu war dieses Mittel gerade recht. Und viele Kunden hatten bereits einen größeren Bildschirm zu einem niedrigen Preis gefordert – nicht nur, aber vor allem im Bildungsbereich. Denn, wie CNET schrieb, „die Kosten sind die Hauptfaktoren im Bildungsmarkt, der immer knapp bei Kasse ist.“ Dennoch kam die Vorstellung des mit einem G4-Prozessor (700 MHz) und NVIDIA GeForce2 MX ausgestatteten eMac überraschend früh im Jahr, denn der Education- Bereich startete ansonsten immer erst im August. Schnell wurden deshalb Befürchtungen laut, dass der eMac den iMac kannibalisieren könnte. Doch Apple wischte all diese Bedenken beiseite und versicherte, dass es nicht geplant sei, den neuen Rechner zu einem späteren Zeitpunkt auch interessierten Nutzern außerhalb des Bildungsbereichs anzubieten. Analyst James L. Konatz sah dies als positives Zeichen: „Apple zeigt damit, warum sie den Markt für Technologie im Bildungsbereich in den letzten 25 Jahren anführten.“ Mit der Auslieferung sollte deshalb schon Ende Mai oder Anfang Juni 2002 begonnen werden. Das Hauptziel der Aktion war schnell klar – es ging Apple einzig um Marktanteile.

Für jedermann

Als am 4. Juni dann schließlich die Auslieferung des neuen eMac begann, schien auch Apple die Zeichen der Zeit richtig gedeutet zu haben: „Wir haben Myriaden von E-Mails und Anrufen und Anregungen von Kunden zum eMac erhalten“, sagte Steve Jobs gegenüber dem Wall Street Journal und begründete damit den ungewöhnlichen Schritt, den eMac „auf Grund der hohen Anzahl von Anfragen“ auch für Endkunden verfügbar zu machen. „Wir haben die Möglichkeit, mehr Rechner zu produzieren als wir dachten […] und wir haben viele Kunden, die das Produkt kaufen wollen“, erläuterte Jobs weiter. „Warum also sollten wir ihn nicht an sie verkaufen? Deshalb entschieden wir uns dazu, unsere Pläne zu ändern.“ Apple hatte wie auch Analyst Roger Kay erkannt, dass der günstige Mac „Apple dabei hilft, auch die preissensitiven Kunden zu erreichen“. Mit dem eMac für jedermann, der allerdings preislich etwas teurer gestaltet wurde als die Education-Ausführung, konnten die Marktanteile der PC-Branche abgegriffen werden. Und wie die Marktforscher von IDC herausfanden, hatte bereits der Schreibtischlampen-iMac den Marktanteil im ersten Quartal um 5 Prozent steigen lassen. Der eMac sollte nun die Lücke nach unten schließen.

Wie es weiter ging

Über vier Jahre war der eMac ein erfolgreicher Rechner. Im Mai 2003 kam eine Revision auf den Markt mit einer ATIGrafi kkarte, im April 2004 schließlich erhielt er USB-2.0-Anschlüsse. Und genau ein Jahr später gab es eine schnellere, mit 1,42 GHz ausgestattete G4-Prozessor-Variante. Erst mit der Vorstellung des Aluminium-iMac und gesunkenen LCD-Preisen nahm Apple den eMac aus dem Programm und ersetzte ihn im Juli 2006 durch eine spezielle 17"-Version des neuen iMac aus Aluminium.

Wie es 2002 mit Apple weiterging und welche Produktneuheiten Apples Marktanteil weiter steigen lassen sollten, erfahren Sie in der kommenden Mac Life.

www.heise.de/newsticker/archiv/2002

www.apple.com/pr/library/2002

Bildungsrechner von Apple

Der eMac war – trotz vielfach anderslautender Berichte – nicht der einzige exklusiv für den Bildungsbereich produzierte Rechner aus dem Hause Apple. Bereits 1996 stellte Apple den eMate, einen gerade einmal 2 kg wiegenden, 800 US-Dollar teuren Rechner auf Basis des Newton-Handhelds vor. 1998 dann konnten Schulen und Universitäten exklusiv einen All-in-One PowerMac G3 erstehen, um ihre Institutionen auch im Profi -Bereich auszustatten.

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