Die Rückkehr des „iBook“

Keine Angst vor Kindle & Co.

Seit dem Start von TexTunes veröffentlichte Onkel&Onkel bereits mehrere Romane im App Store, darunter auch „Schlafende Hunde“ von Susanne Schirdewahn. Die bis Weihnachten kostenlos verfügbaren E-Books kommen durchweg gut beim Publikum an. „Super, endlich auch ein deutsches Buch zum Lesen auf meinem iPhone, bitte mehr davon!“ schwärmt ein Leser im App Store. Aber auch auf der vergangenen Frankfurter Buchmesse war das Interesse an dem erst im Jahr 2007 gegründeten Verlag überwältigend. Denn E-Books sind seit Amazons Lesegerät Kindle und Sonys E-Reader ein heißes Thema in der Branche. Dabei herrscht neben großer Unsicherheit um die Zukunft des Mediums vor allem auch Skepsis hinsichtlich der zusätzlich benötigten Hardware. Doch TexTunes ist anders, denn es setzt nicht auf neue Hardware, sondern nutzt die inzwischen weit verbreiteten Endgeräte von Apple und kann im Vertrieb auf die etablierte iTunes-Plattform zurückgreifen. Ein Konzept, das konkurrierende Verlage neugierig und weitere TexTunes- Veröffentlichungen möglich macht. „Derzeit führen wir einige Gespräche mit Verlagen, die die bestehende App nutzen wollen und ihre Bücher digital über uns anbieten wollen“, freut sich Oppmann.

Natürlich könne man nicht auf Dauer alle E-Books kostenlos anbieten, vielmehr seien Preise zwischen zwei und zehn Euro pro Buch realistisch, schätzt der junge Verleger. So viel wie ein gedrucktes Werk dürfe ein E-Book aber auf keinen Fall kosten, versichert er dabei hastig. Möglich sei auch ein Crossmarketing, beispielsweise per Rubbelcode im Buch, mit dem man kostenlos auch die E-Version im App Store herunterladen kann. Die Leser werden damit animiert, sowohl die gedruckte als auch die digitale Version eines Buchs zu nutzen. „Den abends zur Seite gelegten Roman kann man so am nächsten Morgen in der U-Bahn einfach weiterlesen, ohne das Buch mitzunehmen“, schwärmt Oppmann.

Keine Konkurrenz für echte Bücher

Davor, dass das E-Book das gedruckte Buch langfristig vom Markt verdrängen könnte, hat Oppmann keine Angst. „Bücher sind meine große Liebe“, lenkt der Literaturwissenschaftler und Germanist ein, „und ich meine, dass durch Ideen wie TexTunes das Lesen wieder populärer wird und die Lust am gedruckten Buch wächst.“ Das glaubt auch Susanne Schirdewahn, die sonst eher wenig mit Technik und schon gar nichts mit dem iPhone zu tun hat. Damit sie ihr Debüt für TexTunes zur Verfügung stellte, bedurfte es zwar etwas Überredungskunst des Verlegers, aber schließlich ist auch die Autorin von den Vorteilen überzeugt. Denn gerade für einen kleinen Verlag wie Onkel&Onkel ist es schwierig, sich ohne große Namen am Markt zu behaupten. Mit Mut zur Innovation in der staubigen Buchbranche, den richtigen Ideen und kreativen Köpfen ist das Team jedoch auf dem besten Weg, mit TexTunes eine kleine Revolution der Lesekultur zu starten.

Dass ihr Buch in digitaler Version anders wahrgenommen wird als in der ebenfalls erhältlichen gedruckten Version, glaubt Schirdewahn übrigens nicht: „Natürlich verändert sich das Lesen. Aber es ist doch toll, wenn man spontan unterwegs entscheiden kann, ob und in welchem Buch man schmökern will.“

Kleine Geschichte des E-Books

Im Zeitalter der Informationstechnik war es nur eine Frage der Zeit, dass auch das Medium Buch seinen Weg in die digitale Welt fi ndet. Weit vor der großen Verbreitungswelle des Internets jedoch startete 1971 das „Project Gutenberg“, welches bis heute rechtefreie Literatur kostenlos in digitaler Version anbietet. Anfang der 1990er Jahre setzte dann Adobe Systems mit der Entwicklung des Dateiformats PDF mit dem kostenlosen Acrobat Reader den Quasi-Standard für formatierte Daten, der die digitale Veröffentlichung von Literatur stark vereinfachte. Lange Zeit blieb das E-Book jedoch ein Nischenprodukt und spielte lediglich in der Fachliteratur eine tragende Rolle. Mit dem Jahrtausendwechsel drängten spezielle Lesegeräte für E-Books auf den Markt, der große Durchbruch gelang jedoch nicht. Erst mit dem im Jahr 2007 von Amazon vorgestellten „Kindle“ erwachte das Interesse der Öffentlichkeit am digitalen Lesen wieder. Seither werden auch belletristische Werke für den elektronischen Einsatz immer populärer.

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