Kolumne

Unverblümtes vom Mann mit der Zitronenpresse

Unverblümtes vom Mann mit der Zitronenpresse Der Designer Philippe Starck, der unter anderem mehrere Smartphone-Modelle für Xiaomi entworfen hat, wählt drastische Worte, um das Ende einer Ära auszurufen. Die Kolumne von Frank Krug nimmt sich diesem Thema an.

Von   Uhr

Der „Süddeutschen Zeitung“ antwortete Philippe Starck in einem Interview auf die Frage, wie es Apple seit Jahren schaffe, Menschen von seinem Design zu überzeugen, dass das Unternehmen in Bezug auf Handys doch „längst erledigt“ sei. Das wisse man in Cupertino auch, so Starck – und habe sich mit der Tatsache bereits abgefunden.

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Nun gibt es durchaus einige gute Argumente, die diese These bestätigen könnten. Dennoch ist es etwas irritierend, diese Worte ausgerechnet aus dem Mund von Philippe Starck zu hören. In der Eingangsfrage eines Interviews äußerte er sich darüber, was schöne Technologie denn überhaupt ausmache. Ein Gerät sei dann schön, so Starck, wenn es nützlich, und hässlich, wenn es unbrauchbar sei.

Auch dem ist nicht zu widersprechen. Nur fragt man sich, wie Starck es immer wieder schafft, Dinge zu entwerfen, die gegen sein eigene Überzeugung verstoßen. Denn sowohl die Luxusyacht für Steve Jobs als auch das Tourenmotorrad Aprilia Moto 6.5 oder die Zitronenpresse Juicy Salif sind allesamt keine Produkte, die durch ihre Funktionalität überzeugen.

In Zukunft werde es darum gehen, ein Universum aus Abhängigkeiten zu schaffen, so Starck. Und darin sei Apple ohnehin Weltmeister. Die Designsprache werde immer mehr an Bedeutung verlieren, weil sich das Objekt zunehmend ins Innere des Menschen verlagert.

„Bionismus“ nennt der Designer diesen nächsten Schritt und erwähnt Wissenschaftler, die bereits seit mehreren Jahren Computersysteme unter ihrer Haut tragen. Er geht sogar so weit, dass er seinen eigenen Berufszweig nur noch als vorübergehendes Phänomen betrachtet. Denn spätestens in dem Moment, in dem sich das Objekt ins Innere des Körpers verlagere, würde die äußere Erscheinung vollkommen belanglos sein. Womöglich würde es dann nur noch um körperliche Verträglichkeit gehen. Wie verhält sich der eigene Körper im Zusammenspiel mit dem fremden Material? Oder wird in einem noch späteren Schritt sogar das anorganische Material durch organische Zellen ersetzt, die so weit programmierbar sind, dass sie die gleichen Aufgaben übernehmen? Das Ganze hört sich an wie Science-Fiction und ist trotzdem vielleicht gar nicht so weit entfernt.

Es bleibt einzig und allein zu hoffen, dass Starcks Zitronenpresse die Neuauflage als bionisches Produkt nicht erlebt wird, weil sie mit Sicherheit unter der Haut ebenso untauglich ist wie als dekorativer Staubfänger auf dem Küchenregal.

Frank Krug ist freier Autor, lebt in Berlin und schreibt regelmäßig für die Mac Life.

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Endlich mal ein schöner Artikel bei der MacLife, habe teilweise schon aufgegeben die online Artikel zu lesen. Aber der ist gut und trifft den Nagel auf den Kopf. Starck lebt in der gleichen Blase wie damals Colani. Designer die im Prinzip das Rad neu erschaffen wollen, dabei die Produkte entweder hässlich oder total unpraktisch machen, da sie das Desing in den Vordergrund stellen. Da liebe ich mir Dieter Rams oder Frog Design. Alle leben von der Less is more idee. Die das vereinfachen von Dingen propagieren. Nicht irgendwelche komischen Zitronenpressen-Tripode die als große ikonische Selbstdarstellerprodukte ohne richtige Funktionalität für viel Geld verstauben, wie eben der Starck…

Besser hätt ichs nicht sagen können!
"Design is, how it works".

Und: Ja, ich hab die Zitronenpresse* auch :-)
(*steht nur rum... nicht zu gebrauchen...)

Das Motorrad sah ja gar nicht so übel aus, weiß allerdings nicht, wie praktikabel es war.
Schön wäre aber auch gewesen: "Die Kolumne...nimmt sich dieses Themas an"

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