Rivian gegen CarPlay

Rivian-CEO verteidigt Verzicht auf Apple CarPlay trotz Kundenverlust

RJ Scaringe bleibt bei seiner umstrittenen Entscheidung und plant stattdessen KI-gesteuerte Funktionen für die nächsten 18 Monate.

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Quickread: Auf einen Blick
  • Rivian-CEO Scaringe verteidigt im Decoder-Podcast die Ablehnung von Apple CarPlay und CarPlay Ultra.
  • Das Unternehmen setzt auf eigene KI-Integration und nahtlose Systemerfahrung statt Apple-Kontrolle.
  • Trotz bewusst in Kauf genommener Kundenverluste bleibt Rivian bei der eigenen Softwarestrategie.

Der CEO des Elektroautoherstellers Rivian verteidigt im Decoder-Podcast seine Entscheidung gegen Apple CarPlay und setzt stattdessen auf ein eigenes, nahtloses Digitalsystem. Trotz Kundenverlust bleibt Scaringe bei seiner Position und plant die Integration von KI-Funktionen in die Fahrzeuge. Rivian bietet alternativ einzelne Apps wie Apple Music, Google Maps und Spotify direkt integriert an.

Rivian hält an eigener Strategie fest

RJ Scaringe, CEO des Elektroautoherstellers Rivian, bekräftigt weiterhin seine ablehnende Haltung gegenüber Apple CarPlay. Im neuesten Decoder-Podcast von The Verge erklärte er, warum das Unternehmen auch die erweiterte Version CarPlay Ultra nicht unterstützen wird. „Wir sind wirklich überzeugt von dieser Entscheidung“, betonte Scaringe im Gespräch mit Gastgeberin Joanna Stern.

Rivian verfolgt stattdessen eine Strategie der nahtlosen digitalen Erfahrung, bei der Kundinnen und Kunden nicht zwischen verschiedenen Softwaresystemen wechseln müssen. Anstelle von CarPlay bietet das Unternehmen eine Auswahl einzelner Apps direkt im Fahrzeugsystem an – darunter Apple Music, Google Maps, Spotify und YouTube.

KI-Integration als Zukunftsvision

CarPlay Ultra erklärt!

CarPlay Ultra ist Apples erweiterte Version seines Fahrzeug-Infotainmentsystems, das deutlich über Standard-CarPlay hinausgeht. Während die normale Version hauptsächlich auf dem zentralen Display läuft, übernimmt CarPlay Ultra die komplette Fahrzeugschnittstelle inklusive Instrumententafel und anderen Anzeigen. Das System integriert sich tief in die Fahrzeugsysteme und ermöglicht die Steuerung von Klimaanlage, Kameras und anderen Fahrzeugfunktionen über Apples Benutzeroberfläche.

Ein wesentlicher Grund für Rivians Entscheidung liegt in den geplanten KI-Integrationen der kommenden 18 Monate. Das Unternehmen arbeitet an nativen KI-gesteuerten Funktionen wie einer Sprache-zu-Text-Funktion für Nachrichten. Diese tiefen Systemintegrationen wären mit CarPlay schwieriger umsetzbar, da Apple die Kontrolle über weite Teile der Benutzeroberfläche übernehmen würde.

Scaringe zeigt sich „sehr zuversichtlich“ bezüglich dieser strategischen Ausrichtung. Die Entscheidung fügt sich in Rivians Gesamtkonzept ein, eine vollständig integrierte Fahrzeugerfahrung zu schaffen, die über das traditionelle Infotainment hinausgeht.

Kundenverluste bewusst in Kauf genommen

Der Rivian-CEO räumt offen ein, dass die fehlende CarPlay-Unterstützung zu Kundenverlust führt. „Wir akzeptieren das“, sagte Scaringe. Nicht alle Entscheidungen würden auf Zustimmung stoßen, und das sei in Ordnung. Diese pragmatische Haltung zeigt, dass Rivian bereit ist, kurzfristige Verkaufseinbußen für die langfristige Vision einer eigenständigen Softwareplattform hinzunehmen.

Das Unternehmen setzt darauf, dass Kundinnen und Kunden die Vorteile des integrierten Systems letztendlich zu schätzen wissen werden. Rivian hofft, durch die eigene Softwareentwicklung ein differenziertes Nutzererlebnis zu schaffen, das sich von der Konkurrenz abhebt.

Wachsender Widerstand gegen CarPlay Ultra

Rivians Haltung reiht sich in eine wachsende Liste von Autoherstellern ein, die CarPlay Ultra ablehnen. Neben Rivian haben auch Ford, BMW, Mercedes-Benz, Audi und Volvo ihre Zurückhaltung oder komplette Ablehnung der erweiterten CarPlay-Version geäußert. Diese Hersteller befürchten, zu viel Kontrolle über die Fahrzeugschnittstelle an Apple abzugeben.

CarPlay Ultra geht deutlich über die Standard-Version hinaus und integriert sich tief in die Fahrzeugsysteme. Es übernimmt nicht nur das Infotainment-Display, sondern kann auch Instrumententafeln und andere Anzeigen im Fahrzeug steuern. Für Autohersteller bedeutet dies einen erheblichen Kontrollverlust über die Benutzererfahrung.

Alternative Ansätze im Markt

Während Rivian komplett auf CarPlay verzichtet, wählen andere Hersteller unterschiedliche Strategien. Ford-CEO Jim Farley kritisierte kürzlich die erste Implementierung von CarPlay Ultra, bekannte sich aber weiterhin zu Apple als Partner. BMW plant die Integration von Standard-CarPlay in sein neues iDrive X-System, lehnt jedoch CarPlay Ultra ab.

Bisher bietet nur Aston Martin CarPlay Ultra in Serienfahrzeugen an. Porsche, Hyundai und seine Marken Kia und Genesis haben ihre Unterstützung zugesagt, konkrete Einführungstermine stehen jedoch noch aus. Die schleppende Markteinführung zeigt die Herausforderungen auf, denen Apple bei der Durchsetzung seiner erweiterten Fahrzeugintegration gegenübersteht.

Kompromisse bei Apple-Diensten

Trotz der CarPlay-Ablehnung arbeitet Rivian selektiv mit Apple zusammen. Das Unternehmen unterstützt Apple Music mit Spatial Audio-Funktionen und plant die Einführung von Apple Car Keys für seine Fahrzeuge der zweiten Generation. Diese punktuellen Integrationen zeigen, dass Rivian nicht grundsätzlich gegen Apple-Dienste ist, sondern lediglich die vollständige Systemkontrolle behalten möchte.

Die Strategie verdeutlicht Rivians Ansatz, die besten Aspekte verschiedener Plattformen zu nutzen, ohne die Kontrolle über das Gesamterlebnis abzugeben. Ob sich diese Herangehensweise langfristig durchsetzen wird, bleibt abzuwarten – insbesondere angesichts der hohen Nachfrage nach CarPlay bei Neuwagenkäuferinnen und -käufern.

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