Technisch gesehen ein iPhone-Mondfoto, allerdings durch ein Teleskop fotografiert. (Bild: “Moon” by Peter, CC BY-SA 2.0) Einer meiner Versuche mit dem iPhone. Eine der größten Herausforderungen neben Belichtung und Fokus: den richtigen Zeitpunkt finden … (Bild: Jan Tissler) Ein vergrößerter Ausschnitt des vorherigen Bildes: Man sieht Struktur, aber das Bild ist nicht besonders scharf und detailliert. Ein bisschen mehr Kontrast durch einen dunkleren Himmel wäre besser gewesen. (Bild: Jan Tissler) Mondfoto, das ich vor mehr als 10 Jahren mit einer Digitalkamera gemacht habe. Nicht perfekt, aber deutlich besser. Ein Tele hilft eben doch. Belichtung ist gut. (Bild: Jan Tissler) Foto aus derselben Reihe wie das vorherige, aber diesmal sieht man die Wolken, die der Mond anleuchtet. Der Mond selbst aber ist klar überbelichtet. Für meine damalige Kamera war es zu viel, beides gleichzeitig korrekt zu belichten – was aber auch eine große Herausforderung ist. (Bild: Jan Tissler) Kombination aus zwei Fotos: einmal der Mond richtig belichtet, einmal die Wolken. Anders gesagt: Ja, manchmal kommt man eben erst im Nachhinein zum gewünschten Ergebnis. (Bild: Jan Tissler)
Warum Mondfotos oft enttäuschen
Dass Mondfotos oft so nichtssagend sind, hat mit mehreren Dingen zu tun. Als erstes spielt uns das eigene Gehirn einen Streich: Starren wir auf den majestätischen Mond, blendet unser Hirn oft alles andere aus. Wir konzentrieren uns so sehr auf dieses Objekt, dass es für uns viel größer erscheint als später auf dem Bild. Wir nehmen den Rest gar nicht mehr richtig wahr.
Achte beim Fotografieren nicht darauf, was du siehst, sondern was die Kamera sieht. Schaue also bewusst auf den Ausschnitt auf dem Display. Oder ums es fachlicher auszudrücken: Achte nicht nur auf das Hauptmotiv, sondern auch auf die Bildkomposition. Das hilft dir nebenbei bemerkt auch bei allen anderen Fotosituationen. Es klingt simpel, braucht aber durchaus etwas Übung.
Um den Mond größer im Bild zu haben, gibt es verschiedene Optionen. Die stelle ich dir gleich noch vor.
Ein zweites Problem ist die Belichtung. Unsere Augen passen sich automatisch und dynamisch an unterschiedlichste Situationen an. Eine Kamera ist an dieser Stelle beschränkter und muss zudem einen Kompromiss für das gesamte Bild finden. Der Mond am Nachthimmel ist ein extremes Beispiel und deshalb so schwer zu fotografieren: Der Unterschied zwischen seinem hellen Licht und dem dunklen Himmel ist groß. Wie du manuell gegensteuerst, erkläre ich dir weiter unten.
Nicht zuletzt können selbst kleinste Wackler dein Foto unbrauchbar machen. Auch dafür gibt es Gegenmaßnahmen: Dinge, die du machen kannst und Dinge, die deine iPhone-Kamera für dich übernimmt.
Okay, die Probleme haben wir behandelt. Schauen wir uns mögliche Lösungen an.
Diese Features und Funktionen der iPhone-Kamera helfen dir
Als erstes gilt: Was die Kamera deines iPhone-Modells leisten kann, macht einen wichtigen Unterschied. Hier spielen unter anderem diese Punkte eine wichtige Rolle:
- Ein Teleobjektiv stellt weiter entfernte Motive größer dar. Für Mondfotos gilt dabei ganz grob: Je mehr Tele, desto besser. Hier gilt: Pro-iPhones sind hier besser aufgestellt als die anderen Modelle. Und je neuer das iPhone Pro, desto besser. Aktuell findest du hier eine bis zu fünffache optische Vergrößerung.
- Den stufenlosen Wechsel der Vergrößerung und des Bildausschnitts nennt man Zoom. Ein iPhone Pro bietet dir also etwa 0,5x, 1x und 5x, aber du kannst auch alle Werte dazwischen und darüber hinaus einstellen. Mein Tipp: Lass davon die Finger. Ein solcher „digitaler Zoom“ bringt immer Qualitätsverluste mit sich. Ändere den Ausschnitt lieber hinterher.
- Die Bildstabilisierung ist gerade bei Tele-Aufnahmen unter schwierigen Lichtbedingungen wichtig. Sie gleicht Wackler aus, soweit das technisch möglich ist. Dabei wird manchmal das Objektiv bewegt oder der Sensor, der das Foto aufnimmt oder auch beides.
Neben diesen Hardware-Eckdaten gibt es außerdem Unterschiede in der Software, die wichtig sein können.
- Um dein Bild hinterher besonders flexibel nachbearbeiten zu können, ist der RAW-Modus nützlich. Beim RAW-Format werden die Aufnahmen nicht automatisch vom iPhone bearbeitet (und möglicherweise „verschlimmbessert“). Stattdessen bekommst du die „rohen“ Informationen vom Sensor und bestimmst selbst, was du wie justieren willst. Willst du mehr darüber erfahren, haben wir einen eigenen Artikel mit Tipps und Tricks zum RAW-Format und Apples ProRAW.
- Auch der Nachtmodus relevant. Er hilft, in Situationen mit wenig Licht mehr herauszuholen, unter anderem durch extra lange Belichtungszeiten. Auch hier sind eine ruhige Hand oder ein Stativ sowie die schon genannte Bildstabilisierung hilfreich. Wir haben einen ausführlichen Artikel, der dir den iPhone Nachtmodus für bessere Fotos im Dunkeln erklärt. Bei Mondfotos liefert er allerdings nicht automatisch bessere Ergebnisse. Hier hilft Experimentieren, vor allem mit Drittanbieter-Apps wie Halide.
Mond fotografieren: Praktische Tipps für die Aufnahme selbst
Willst du richtig gute Fotos vom Mond mit deinem iPhone schießen, kommt es außerdem auf die richtige Vorbereitung und Umsetzung an.
So kann ein Foto des Halbmonds eine bessere Idee sein als eine des Vollmonds – so beeindruckend er auch aussehen mag. Der einfach Grund: Da das Sonnenlicht den Mond von der Seite trifft, siehst du durch die Schatten mehr Konturen und Schatten etwa von den Kratern. Es gibt mehr zu sehen = es gibt mehr zu fotografieren.
Zu beachten ist hier allerdings auch: Ein abnehmender Halbmond geht vor der Sonne auf und vor der Sonne unter. Du kannst ihn also nur am frühen Morgen vor Sonnenaufgang gut aufnehmen. Beim zunehmenden Halbmond ist es umgekehrt und du kannst ihn am besten nach Sonnenuntergang aufnehmen. Du brauchst in beiden Fällen entsprechend freie Sicht auf den Horizont.
Als ein Kompromiss wird häufig empfohlen, es einige Tage vor oder nach Vollmond zu versuchen. Weiterer Tipp: Das Zwielicht vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang taucht den Himmel in interessante Farben und verringert den Helligkeitskontrast.
Ideal ist zudem ein klarer Himmel mit wenig Dunst in der Luft und bei möglichst geringer Luftverschmutzung. Auch damit maximierst du die natürliche Sichtbarkeit des Monds und seiner Details und schaffst bessere Voraussetzungen.
Achte zudem im Sommer darauf, eher über eine Landschaft hinweg zu fotografieren und nicht über Straßen oder Dächer. Der Grund: Aufgeheizte Luft kann für einen Schliereneffekt sorgen, der den eh schon schwer erkennbaren Mond unschärfer macht,
Weiterer Tipp: Auch mit eingebauter Bildstabilisierung solltest du das iPhone oder dich selbst möglichst ruhig halten. Ideal ist logischerweise ein Stativ, das du außerdem abseits von vielbefahrenen Straßen platzierst. Ist das nicht zur Hand, versuche dich selbst etwa an einer Hauswand anzulehnen oder dich an einem Fensterrahmen abzustützen. Nutze eventuell gar den Selbstauslöser: Dadurch vermeidest du einen Wackler beim Auslösen. Du kannst übrigens auch mit deiner Apple Watch ein Foto auslösen.
Achte auf eine interessante Bildgestaltung. So ist es wirkungsvoller, den Mond nicht einfach in der Mitte des Bildes zu haben. Eine besonders gute Idee ist es oft, auch noch etwas anderes mit in den Ausschnitt aufzunehmen, sofern das Licht reicht: Denke hier an Bäume, Berge oder ein Hausdach. Es vermittelt ein bessere Gefühl für die Proportionen.
Um die Belichtung zu optimieren, tippe direkt auf den Mond. Damit signalisierst du der Kamera, dass dies das Hauptmotiv ist. Die Kamera zeigt dies mit einem gelben Rechteck an. Damit nicht genug: Das Sonnensymbol rechts neben dem Rechteck ist ein Schieberegler: Damit korrigierst du die Belichtung nach oben (heller) und unten (dunkler). Bewege ihn nach unten, bis du Details des Monds auf dem Display (besser) erkennen kannst.
Halte den Finger außerdem auf dem Mond, bis der Hinwies „AE/AF Lock“ erscheint. Damit hast du nun den Fokus (also den Schärfebereich) auf den Mond fixiert.
Überprüfe, ob der Nachtmodus hilft oder das Bild verschlechtert. Im Zweifel abschalten. Du erkennst den Nachtmodus an einem kreisrunden Symbol, das oben links neben der Option für den Blitz erscheint.
Nimm dann auf jeden Fall mehrere Varianten auf – mit dem Teleobjektiv, mit dem Standardobjektiv, mit und ohne RAW, mit und ohne Nachtmodus.
Mondfotos nachbearbeiten: So holst du mehr raus
Selbst wenn deine Aufnahme des Monds zunächst nicht so gelungen scheint, kannst du hinterher noch etwas herausholen. Profifotografen verbringen oft eine Menge Zeit in der Software ihrer Wahl, um das Bild und seine Wirkung zu verbessern.
Mit entsprechenden Apps kannst du beispielsweise den Ausschnitt des Bildes anpassen und auf diese Weise den Mond vergrößern.
Eine andere Möglichkeit ist es, den Kontrast zu verändern und darüber die Details in der Aufnahme stärker zu betonen.
Kann dein iPhone Bilder im RAW-Format aufnehmen und hast du ein passendes Programm, stehen dir weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Durch gezielte Anpassungen kannst du dadurch zum Beispiel Bildinformationen wieder sichtbar machen, die ansonsten verloren wären. Denke etwa an einen komplett schwarz oder komplett weiß erscheinenden Bereich im Bild.
Selbst mit Apples hauseigener Fotos-App kannst du dein Bild nachbearbeiten und verbessern. Helligkeit, Kontrast oder Schärfe lassen sich hier nachjustieren. Pixelmator Photo auf dem iPhone oder Pixelmator Pro auf dem Mac bieten dir noch mehr Möglichkeiten zu einem günstigen Preis.
Mehr Funktionen bietet Affinity Photo und ist dabei erschwinglich, da es kein Abo erfordert. Das ist bei Adobe Photoshop anders: Hier kommst du um den monatlichen oder jährlichen Preis nicht herum. Beide Optionen erfordern auf jeden Fall einiges an Einarbeitungszeit und sind für Profis gedacht.
Fazit
Am Ende gilt: Der Mond ist ein schwieriges Motiv für eine Smartphone-Kamera. Warum das so ist, hat der Artikel hoffentlich deutlich gemacht. Halte deine Erwartungen also entsprechend im Zaum. Freude am Experimentieren ist hier ebenfalls gefragt.
Kommst du dann so richtig auf den Geschmack, kannst du dein iPhone natürlich auch mit einem Teleskop oder einem Fernglas kombinieren. Das Thema Astrofotografie führt für diesen Artikel allerdings zu weit. Hast du daran Interesse, lass es uns in den Kommentaren wissen! Dann nehmen wir es in unseren Redaktionsplan auf.