Falscher Alarm

Apple-Chip-Chef dementiert Abgangsgerüchte – doch Fragen bleiben offen

Johny Srouji widerspricht Berichten über einen bevorstehenden Wechsel zur Konkurrenz. Der Chip-Chef bekräftigt in einem internen Memo seine Loyalität zu Apple.

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Apples Chip-Chef Johny Srouji widerspricht Gerüchten über seinen Abgang und bekräftigt seine Loyalität zum Unternehmen. In einem internen Memo stellte der Senior Vice President für Hardware Technologies klar, dass er Apple in absehbarer Zeit nicht verlassen wird.

Quickread: Auf einen Blick
  • Apple-Chip-Chef Johny Srouji dementiert Berichte von Bloomberg über einen geplanten Abgang und betont in einem Memo seine Loyalität zum Unternehmen.
  • Die widersprüchlichen Aussagen werfen Fragen über die Genauigkeit der ursprünglichen Berichterstattung auf – möglicherweise war die Quelle mit einem Konkurrenten verbunden.
  • Sroujis Stellungnahme erfolgt inmitten massiver Führungswechsel bei Apple, darunter Abgänge von Jeff Williams, John Giannandrea und Alan Dye.

Srouji dementiert Wechselgerüchte

Kürzlich berichtete Bloomberg-Journalist Mark Gurman, Johny Srouji habe CEO Tim Cook mitgeteilt, dass er ernsthaft über einen Wechsel zu einem anderen Unternehmen nachdenke. Jetzt reagierte Srouji mit einem eindeutigen Statement an seine Mitarbeitenden: „Ich liebe mein Team, und ich liebe meinen Job bei Apple, und ich plane nicht, in absehbarer Zeit zu gehen.“

In dem von Bloomberg veröffentlichten Memo schrieb Srouji: „Ich weiß, dass ihr alle möglichen Gerüchte und Spekulationen über meine Zukunft bei Apple gelesen habt, und ich habe das Gefühl, dass ihr direkt von mir hören müsst. Ich bin stolz auf die erstaunlichen Technologien, die wir alle in den Bereichen Displays, Kameras, Sensoren, Silizium, Batterien und einer sehr breiten Palette von Technologien über alle Apple-Produkte hinweg entwickeln. Gemeinsam ermöglichen wir die besten Produkte der Welt.“

Kritik an Gurmans Berichterstattung

Apple Silicon erklärt!

Apple Silicon bezeichnet die von Apple selbst entwickelten Prozessoren für Mac, iPhone und iPad, die auf der ARM-Architektur basieren. Seit 2020 ersetzt Apple damit schrittweise die Intel-Chips in Mac-Computern durch eigene M-Serie-Prozessoren. Die Chips bieten deutlich bessere Leistung pro Watt und ermöglichen längere Akkulaufzeiten sowie bessere Integration zwischen Hard- und Software.

Die Diskrepanz zwischen Gurmans Bericht und Sroujis Statement wirft Fragen über die Genauigkeit der ursprünglichen Meldung auf. Technologie-Kommentator John Gruber von Daring Fireball bezeichnete die Situation als „kolossalen Fehler“ (in weniger netten Worten) für Gurman und Bloomberg. Es gebe kein plausibles Szenario, in dem Srouji am Samstag einen Wechsel zur Konkurrenz erwogen und am Montag seinem Team mitgeteilt habe, er wolle bleiben.

Gruber vermutet, dass die Quelle für Gurmans Geschichte möglicherweise mit einem Konkurrenzunternehmen verbunden war – insbesondere Meta kommt in Betracht, das zuletzt mehrere hochrangige Apple-Mitarbeitende abgeworben hat. Die Theorie: Jemand wollte gezielt Zweifel unter Apple-Angestellten säen, um die eigenen Recruiting-Bemühungen zu unterstützen.

Srouji als Schlüsselfigur bei Apple

Johny Srouji ist seit 2008 bei Apple und gilt als einer der wichtigsten Führungskräfte des Unternehmens. Er leitete die Entwicklung des A4-Chips für das erste iPad und das iPhone 4 – Apples erster selbst entwickelter System-on-a-Chip. Unter seiner Führung entstanden die leistungsstarken Apple-Silicon-Chips, die heute in Macs, iPhones und iPads zum Einsatz kommen.

Die Chips aus Sroujis Abteilung haben zahlreiche Leistungsrekorde aufgestellt. Der A19 Pro im iPhone 17 Pro bietet beispielsweise die schnellste CPU aller Smartphones weltweit, während die Apple-Silicon-Chips in Macs weiterhin branchenführende Leistung pro Watt liefern. Vor seiner Zeit bei Apple hatte Srouji leitende Positionen bei Intel und IBM inne.

Apples Führungsebene im Umbruch

Sroujis öffentliche Stellungnahme erfolgt inmitten erheblicher Veränderungen in Apples Führungsetage. Chief Operating Officer Jeff Williams trat kürzlich in den Ruhestand, gefolgt von KI-Forschungschef John Giannandrea, Umweltchefin Lisa Jackson und Justiziarin Kate Adams. Zudem wechselt Software-Design-Chef Alan Dye zu Metas Reality Labs.

Auch über Tim Cooks Zukunft als CEO wird spekuliert – Berichte deuten darauf hin, dass er bereits im kommenden Jahr zurücktreten könnte. Die Häufung dieser Abgänge hat bei Beobachtenden Besorgnis ausgelöst, insbesondere da Apple in den letzten zehn Jahren keine erfolgreiche neue Produktkategorie mehr auf den Markt gebracht hat.

Bloomberg berichtet, dass Apple mit einer „beunruhigenden Talentabwanderung“ konfrontiert ist. Neben den hochrangigen Führungskräften haben auch zahlreiche wichtige Ingenieurinnen und Ingenieure das Unternehmen verlassen – viele davon zu Konkurrenten wie Meta und OpenAI. Die Personalabteilung wurde angewiesen, Rekrutierungs- und Bindungsmaßnahmen zu verstärken.

Bedeutung für Apples Zukunft

Dass Srouji sich gezwungen sah, öffentlich Stellung zu beziehen, unterstreicht seine Bedeutung für Apple und die potenzielle Brisanz der Gerüchte. Sein Verbleib dürfte für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung sein, da die Chip-Entwicklung zu Apples wichtigsten Wettbewerbsvorteilen zählt.

Sollte Srouji Apple tatsächlich verlassen, würden laut Bloomberg Zongjian Chen oder Sribalan Santhanam als mögliche Nachfolgende in Betracht kommen. Chen leitet die Modem- und Wireless-Teams, während Santhanam für das Prozessor-Design verantwortlich ist. Im Juni hatte Srouji auf einer Veranstaltung in Belgien erwähnt, dass Apple den Einsatz von generativer KI zur Beschleunigung der Chip-Entwicklung untersucht.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Apple die aktuelle Führungskrise meistern und seine Position als einer der wertvollsten Technologiekonzerne der Welt behaupten kann. Sroujis Entscheidung zu bleiben ist dabei ein wichtiges Signal der Stabilität.