Gerüchte um eine erneute Zusammenarbeit zwischen Apple und Intel sorgen derzeit für Aufsehen in der Tech-Branche. Nachdem Apple 2020 mit der Umstellung auf eigene Apple-Silicon-Chips begonnen und sich von Intel als Prozessorlieferanten verabschiedet hatte, könnte der Chipgigant nun in neuer Rolle zurückkehren – allerdings nicht als Designer, sondern als Produzent.
- Intel soll ab 2028 Chips für günstigere iPhone-Modelle mit dem 14A-Prozess fertigen, während Apple weiterhin das Design übernimmt.
- Bereits ab 2027 könnte Intel M-Serie-Chips für MacBook Air und iPad produzieren und damit TSMC als zweiten Fertigungspartner ergänzen.
- Die Zusammenarbeit würde Apples Lieferkette diversifizieren und Intel eine Überlebenschance im Foundry-Geschäft bieten.
Intel als Fertiger für iPhone-Chips ab 2028
Laut einem Bericht des Analysten Jeff Pu von GF Securities (via) könnte Intel bereits ab 2028 damit beginnen, Chips für Apples günstigere iPhone-Modelle zu produzieren. Die Rede ist von Prozessoren für Geräte wie das „iPhone 20“ und „iPhone 20e“, die mit Intels künftigem 14A-Fertigungsprozess hergestellt werden sollen.
Wichtig dabei: Intel würde ausschließlich als Auftragsfertiger agieren. Das Design der A22-Chips – so die vermutete Bezeichnung für 2028 – würde weiterhin komplett bei Apple liegen. Intel käme lediglich als zusätzlicher Produktionspartner neben TSMC ins Spiel, der Hauptlieferant bleiben soll.
Mac- und iPad-Chips bereits ab 2027 möglich
Bereits Ende November hatte der renommierte Analyst Ming-Chi Kuo berichtet, dass Intel schon ab Mitte 2027 damit beginnen könnte, Apples M-Serie-Chips für Mac und iPad zu fertigen. Dabei soll Intels 18A-Prozess zum Einsatz kommen – der „früheste verfügbare Sub-2-Nanometer-Fertigungsknoten in Nordamerika“, wie Kuo erklärte.
Als Foundry bezeichnet man Unternehmen, die Halbleiter im Auftrag für andere Firmen fertigen, ohne diese selbst zu entwerfen. TSMC ist der weltweit größte Auftragsfertiger und produziert Chips für Apple, AMD und viele andere. Intel versucht, neben der Produktion eigener Prozessoren auch als Foundry für externe Kunden zu agieren, um neue Einnahmequellen zu erschließen.
Die Chips würden voraussichtlich in MacBook Air, iPad Air und iPad Pro zum Einsatz kommen – also in Apples Einstiegsgeräten. Auch hier gilt: Apple würde die Chips selbst entwickeln, Intel übernimmt nur die Produktion. Dies unterscheidet sich grundlegend von der früheren Zusammenarbeit, als Intel sowohl Design als auch Fertigung der x86-Prozessoren für Mac-Computer verantwortete.
Strategische Gründe für die Zusammenarbeit
Hinter der möglichen Partnerschaft stecken mehrere strategische Überlegungen. Zum einen würde Apple damit seine Lieferkette diversifizieren und sich unabhängiger von TSMC machen. Zum anderen könnte die Zusammenarbeit politischen Druck der Trump-Administration abfedern, die verstärkt auf „Made in USA“-Produkte drängt.
Für Intel wäre ein Deal mit Apple hingegen von existenzieller Bedeutung. Der einstige Chip-Riese kämpft seit Jahren mit massiven Problemen: Marktanteile gingen an AMD verloren, der Einstieg ins KI-Geschäft wurde verpasst, und zuletzt musste das Unternehmen 15 Prozent seiner Belegschaft entlassen sowie geplante Fabriken in Europa streichen.
Schwierige Vergangenheit zwischen Apple und Intel
Die Beziehung zwischen Apple und Intel war in der Vergangenheit nicht immer einfach. Von 2006 bis 2020 lieferte Intel die Prozessoren für Mac-Computer. Doch bereits 2020 kündigte Apple die Umstellung auf eigene Chips an – mit durchschlagendem Erfolg. Die M-Serie-Prozessoren bieten branchenführende Leistung pro Watt und haben den Mac in eine neue Ära geführt.
Auch bei der Entwicklung von 5G-Modems scheiterte die Zusammenarbeit. Intel konnte keine Chips liefern, die Apples Qualitätsansprüchen genügten. Letztlich kaufte Apple 2019 Intels Modem-Geschäft auf und entwickelt mittlerweile eigene Mobilfunkchips wie den C1 und C1X, die im iPhone 16e und iPhone Air zum Einsatz kommen.
Ungewisse Zukunft für Intel
Ob aus den Gesprächen tatsächlich eine Zusammenarbeit wird, ist noch offen. Die Verhandlungen befinden sich laut Berichten in einem frühen Stadium. Für Intel steht jedoch viel auf dem Spiel: Ohne einen großen Kunden für die kommenden Fertigungstechnologien könnte das Unternehmen gezwungen sein, sein Foundry-Geschäft ganz aufzugeben.
Die US-Regierung hat bereits reagiert und im August eine 9,9-Prozent-Beteiligung an Intel erworben, um die verzögerten Produktionspläne in Ohio voranzutreiben. Auch Nvidia und das japanische Unternehmen SoftBank haben kürzlich Milliarden in Intel investiert.
Ausblick: Neue Ära der Chipfertigung
Sollte die Partnerschaft zustande kommen, würde dies eine neue Ära in der Chipfertigung einläuten. Apple würde erstmals seit Jahren wieder auf einen amerikanischen Fertigungspartner setzen – allerdings unter völlig anderen Vorzeichen als in der Intel-Mac-Ära. Die Kontrolle über Design und Architektur bliebe fest in Apples Hand, während Intel sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren könnte: die Fertigung modernster Halbleiter.
Für Nutzerinnen und Nutzer von Apple-Produkten dürfte der Wechsel des Fertigungspartners kaum spürbar sein. Entscheidend bleiben Apples eigene Chip-Designs, die in den vergangenen Jahren für beeindruckende Leistungssprünge gesorgt haben. Die Diversifizierung der Lieferkette könnte langfristig jedoch zu stabileren Preisen und besserer Verfügbarkeit führen.








