Ein modernes Wintermärchen

Vom (un)freien iPhone-schalten und -walten T-Mobiles

Nicht unbedingt gestählt aber zumindest erhobenen Hauptes ging T-Mobile aus der gestern gegen Vodafone gewonnen Schlacht hervor. Das Landgericht hatte es entschieden: Die Partnerschaft mit dem iPhone darf exklusiv bleiben, ein Verstoß gegen Wettbewerbs- oder Verbraucherschutzvorschriften konnten die Richter in dem Modell nicht erkennen.

Von   Uhr

Die deutliche Erleichterung auf der Chefetage der Telekomtochter wird wohl so bald nicht vergessen, schließlich gingen ihr einige hart umkämpfte Wochen voraus. Vielmehr lohnt es sich, das Geschehene als Lehrstück genauer unter die Lupe zu nehmen und - noch wichtiger - zu fragen: Was hat das alles dem Kunden gebracht?

Was bisher geschah...

  • Schlangestehen am 9. November 2007: Nicht ganz so eindrucksvoll wie in den USA gesehen, aber immerhin, das iPhone geht unter einiger Aufregung in Deutschland endlich an den Start. Das Besondere ist nicht nur das rundum innovative Telefon selbst, sondern die unvermeidbare Verbindung des Apple-Babys mit dem Mobilfunkanbieter T-Mobile.
  • Kein Volkshandy: Spätestens mit Bekanntgabe der Preise war klar - das iPhone ist kein Volkshandy. Satte Mindestgrundgebühr von 50 Euro, magere Inklusivleistungen sowie happiger Gerätepreis ergeben eine für den Normalverdiener recht unvernünftige Investition. Deutschland ächzt unter der Versuchung: Womit haben wir das verdient?    
  • Trotz und Begehrlichkeiten: Fans und Freunde des iPhones wollen sich nicht so recht geschlagen geben - irgendeine Möglichkeit muss es doch geben! Doch sei es der "Jailbreak" eines US-amerikanischen iPhones, der Import aus Nachbarstaaten oder das Trostpflaster iPod touch. Es reicht hinten und vorne nicht, noch immer ist das iPhone zu teuer und der Umweg zu steinig, denn Update-Schwierigkeiten und Nutzungseinschränkungen müssen dabei in Kauf genommen werden.
  • Die Konkurrenz schläft nicht: Nicht nur den Kunden ist das magentafarbene Vertriebsmodell auf den Magen geschlagen, auch die Konkurrenz ist bei der eigenartigen Vermarktung hellhörig geworden. "Ist das rechtens?" fragt Vodafone beim Landgericht Hamburg und erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen den Exklusivvertrieb - mit Erfolg. Ab dem 21. November verkauft T-Mobile das 999-Euro-iPhone, frei von Vertragsbindung und SIM-Lock und folgt damit der gerichtlichen Verfügung.
  • Die besseren Argumente: T-Mobile sieht sich durch die Verfügung missverstanden. Bei dem Vertragsmodell handelt es sich nicht um einen Wettbewerbsverstoß, wie Vodafone behauptet, sondern um ein kundenorientiertes Komplettpaket aus Mobiltelefon, Funktionen, Diensten und Netzen, das eben nur exklusiv angeboten werden könne. Die Richter sind überzeugt und entscheiden am 4. Dezember 2007 für T-Mobile. Das 999-Euro-iPhone verschwindet aus den Regalen und macht Platz für das alte Modell.

Aus der Traum vom freien iPhone

So zügig, wie die 999-Euro-Telefone aus den Regalen verschwanden, zerplatzten auch die Träume der Fans, die sich doch noch ein iPhone ohne Vertragsbindung auf den Gabentisch wünschten. Zwar besteht noch immer die Möglichkeit eines iPhone-Imports, ein ganz offizielles freies iPhone wird es in Deutschland nach dem Gerichtsbeschluss jedoch vorerst nicht geben.

In zwei Jahren werden iPhones befreit

Ein Datum sollten sich iPhone-Freunde jedoch schonmal im Kalender markieren: Am 9. November 2009 enden die ersten T-Mobile-Verträge und freie Geräte gelangen auf den Markt. Frei? - Richtig, wenigstens insofern konnte Vodafone vor Gericht etwas bewirken, denn T-Mobile erklärte an Eides statt, den SIM-Lock nach Ablauf der Vertragslaufzeit aufzuheben. Bis dahin wird sich die Konkurrenz sicherlich gewappnet und formatiert haben und mit neuen Preisen den Kunden einen erschwinglicheren iPhone-Tarif anbieten können. Denn dass sich T-Mobile sich bis dahin noch besinnt, ist nicht sehr wahrscheinlich. Als Erfolg lässt sich jedoch verbuchen, dass auf Druck der Öffentlichkeit immerhin die Gesprächsminutenpreise etwas nach unten korrigiert wurden.  

Die Moral der Geschichte

Wenn sich zwei vor Gericht streiten, unterliegt der eine und siegt der andere - doch wer ist in dieser Schlacht wirklich der Verlierer, dem T-Mobile lachend gegenübersteht? Vodafone bezeichnete das neue Vertragsmodell als Sündenfall der Branche, als Kundenlockmittel und Marktschädiger. Nicht Vodafone als Kläger geht also aus dem aktuellen Prozess als Verlierer vor, sondern die Mobilfunkkunden von morgen. Allen anderen Anbietern steht es nun frei, ähnliche Vertriebsmodelle auf den Markt zu bringen - dank dem iPhone als Wegbereiter mit richterlichem Segen. Exklusivität hat ihren Preis und so wird es künftig darum gehen den Kunden mit einem einzigartigen Telefon und exklusiven Funktionen in einen teuren Vertrag zu locken.

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Da hört für mich das Fan-Dasein auf. Wer meint das unterstützen zu müssen ist wirklich nicht ganz HELL.

stimmt :)

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