Großbritannien

Apple wehrt sich gegen 1,8-Milliarden-Dollar-Urteil wegen App-Store-Gebühren

Apple legt Berufung gegen ein britisches Kartellrechtsurteil ein, das dem Konzern vorwirft, 36 Millionen Nutzende mit überhöhten Provisionen geschädigt zu haben.

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Apple hat beim britischen Berufungsgericht Einspruch gegen ein Kartellrechtsurteil in Höhe von 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,7 Milliarden Euro) eingelegt. Das Urteil betrifft überhöhte App-Store-Gebühren, die Millionen von Nutzenden in Großbritannien belastet haben sollen. Es handelt sich um einen der bedeutendsten Wettbewerbsfälle, die jemals gegen das Unternehmen im Vereinigten Königreich angestrengt wurden.

Quickread: Auf einen Blick
  • Apple kämpft gegen ein Urteil über 1,5 Milliarden Pfund wegen überhöhter App-Store-Provisionen zwischen 2015 und 2024.
  • Das britische Gericht hält Provisionssätze von 17,5 Prozent auf Apps und 10 Prozent auf In-App-Käufe für angemessen statt bis zu 30 Prozent.
  • Rund 36 Millionen britische Nutzende könnten Entschädigung erhalten, wenn das Urteil Bestand hat.

Hintergrund des Urteils

Der Antrag folgt auf eine Entscheidung des britischen Competition Appeal Tribunal (CAT) vom Oktober, das zu dem Schluss kam, dass Apple seine marktbeherrschende Stellung missbraucht hat. Zwischen 2015 und 2024 habe das Unternehmen überhöhte Provisionen für App-Store-Käufe erhoben. Das Gericht stellte fest, dass Apples Kontrolle über die App-Verteilung auf iPhones und iPads es dem Konzern ermöglicht habe, Provisionssätze von bis zu 30 Prozent durchzusetzen – deutlich höher, als es in einem wettbewerbsorientierten Markt der Fall gewesen wäre. Der daraus resultierende Verbraucherschaden wird auf 1,5 Milliarden Pfund geschätzt.

Die Klage wurde als Sammelklage im Namen von etwa 36 Millionen britischen Verbrauchenden erhoben. Nach britischem Recht werden alle berechtigten Verbrauchenden automatisch einbezogen, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Das bedeutet: Jede Person in Großbritannien, die im relevanten Zeitraum App-Store-Käufe getätigt hat, könnte Anspruch auf Entschädigung haben, sollte das Urteil Bestand haben.

Einschätzung des Gerichts zu angemessenen Provisionen

In seinem Urteil erklärte das CAT, Apple hätte niedrigere Provisionen erheben sollen. Das Gericht schätzte, dass Provisionssätze von etwa 17,5 Prozent auf App-Verkäufe und 10 Prozent auf In-App-Käufe angemessener gewesen wären. Allerdings räumte das Tribunal ein, dass diese Einschätzung eine „fundierte Vermutung“ sei, die auf den vorgelegten Beweisen beruhe.

Apple widerspricht diesem Ansatz vehement. Nach dem Urteil im Oktober beantragte das Unternehmen beim CAT die Erlaubnis zur Berufung, doch das Tribunal lehnte im November ab. Es kam zu dem Schluss, dass Apple die rechtliche Schwelle für eine Anfechtung seiner Entscheidung nicht erreicht habe. Apple hat sich nun direkt an das Berufungsgericht gewandt, das die Befugnis hat, die Erlaubnis zu erteilen, auch wenn das CAT sie verweigert hat.

Apples Argumentation

Apple erklärte, mit dem Urteil nicht einverstanden zu sein, und argumentiert, das Tribunal habe eine fehlerhafte Sicht auf die App-Wirtschaft eingenommen. In einer früheren Stellungnahme zur Entscheidung sagte das Unternehmen, der App Store operiere in einer „florierenden und wettbewerbsorientierten App-Wirtschaft“ und biete Entwickelnden sowie Verbrauchenden Sicherheit, Datenschutz und Zugang zu einem großen Marktplatz. Apple merkte außerdem an, dass die meisten Entwickelnden mittlerweile eine reduzierte Provision von 15 Prozent zahlen und dass der App Store im vergangenen Jahr mehr als 55 Milliarden US-Dollar Umsatz in Großbritannien ermöglicht habe.

Competition Appeal Tribunal (CAT) erklärt!

Das Competition Appeal Tribunal ist ein spezialisiertes britisches Gericht, das sich mit Wettbewerbs- und Kartellrechtsfällen befasst. Es prüft Entscheidungen der britischen Wettbewerbsbehörde und verhandelt Klagen wegen Verstößen gegen Wettbewerbsrecht. Das CAT kann Unternehmen zu Schadenersatzzahlungen verurteilen und Verhaltensänderungen anordnen.

Mögliche Konsequenzen

Sollte Apples Berufung abgelehnt und das Urteil bestätigt werden, würde die Summe von 1,5 Milliarden Pfund unter den berechtigten britischen Verbrauchenden verteilt. Die individuellen Auszahlungen dürften relativ gering ausfallen, in der Summe aber bedeutend sein.

Der Fall reiht sich ein in eine Serie von kartellrechtlichen Auseinandersetzungen, die Apple weltweit führt. Ähnliche Verfahren laufen in den USA, der EU und Australien, wo Gerichte und Regulierungsbehörden zunehmend kritisch auf Apples Geschäftspraktiken im App Store blicken. Die britische Entscheidung könnte weitreichende Folgen haben – nicht nur für Apple, sondern auch für andere Plattformbetreiber, die ähnliche Geschäftsmodelle verfolgen.

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