Apple TV im Test

Filme, Musik, Fotos auf dem TV

Apple TV ist der verlängerte Arm von iTunes: Fotos und Videos auf dem heimischen Fernseher und Musik auf der Anlage. In unserem Praxistest geben wir einen Ausblick auf die Möglichkeiten, den Funktionsumfang der TV-Box zu erweitern.

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Ausgepackt und angeschlossen

Apple TV ist eine Set-Top-Box, mit der sich Inhalte aus iTunes per Funk- oder Ethernet- Verbindung vom Computer auf den Fernseher senden lassen. Hat man Apple TV einmal aus der schicken Verpackung geschält, so kann die Box zunächst noch nicht allzu viel, denn Anschlusskabel für das Fernsehgerät sucht man vergeblich. Komponenten- oder HDMI-Kabel für die Verbindung mit einem Flachbildfernseher müssen ärgerlicherweise zusätzlich geordert werden. Entsprechende Angebote von XtremeMac zum Beispiel schlagen im Apple Store jeweils mit rund 25 Euro zu Buche. Im Lieferumfang der Set-Top- Box sind neben der üblichen mehrsprachigen Dokumentation lediglich die bekannte Apple-Remote-Fernbedienung und ein Netzkabel enthalten. Apple TV kann theoretisch auch an einen Röhrenfernseher angeschlossen werden, sofern dieser einen Komponenten- Videoeingang besitzt, was bei einigen neueren Geräten der Fall ist. Der Anschluss über eine Scart-Buchse erfordert einen kostenintensiven Video-Converter und ist auch nicht bei allen älteren Geräten möglich. Beim Verbinden des Apple TV mit dem Stromnetz bemerkt der Anwender eine wenig positive Eigenschaft des Geräts. Ein- und Ausschalten lässt es sich nicht, was einen hohen Stromverbrauch zur Folge hat. Wer sparen will, muss bei Nichtgebrauch stets den Stecker ziehen.

Die grundlegende Konfiguration von Apple TV geht flugs vonstatten. Es lässt sich entweder per 10/100BASE-T Ethernet oder schnellem und abwärtskompatiblen 802.11n- WLAN-Standard in ein vorhandenes Netzwerk einbinden. Entscheidet man sich für die drahtlose Verbindung, setzt dies einen WLAN-Router voraus.

Senden und Synchronisieren

In unserem Aufbau verbinden wir Apple TV drahtlos mit einem iMac Core Duo 2,0 GHz über eine AirPort-Extreme-Basisstation. Apple TV funktioniert aber auch mit einem Windows-PC, iTunes vorausgesetzt. Unser iMac unterstützt allerdings nicht den schnellen aktuellen 802.11n-WLAN-Standard, sondern arbeitet mit 802.11g. Während Geräte nach dem Standard 802.11g Daten mit theoretischen 54 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) übertragen, liegt die Datenrate nach 802.11n in Deutschland bei über 130 Mbit/s.

Unter dem Menüpunkt „Quellen“ der Benutzeroberfläche eines Apple TV erhält man einen fünfstelligen Zahlencode für denjenigen Rechner, dessen iTunes-Inhalte man mit dem Apple TV synchronisieren möchte. Die eigentliche Synchronisation erfolgt über das iTunes des „Quellen“-Rechners. Hier erscheint ein im Netzwerk vorhandenes Apple TV in der linken Seitenleiste von iTunes, analog zu einem angeschlossenen iPod. Beim erstmaligen Verbinden mit Apple TV wird der Anwender über iTunes aufgefordert, besagten Zahlencode einzugeben. Anschließend lässt sich per iTunes festlegen, welche Inhalte der eigenen Bibliothek auf die 40 GB fassende Festplatte der Set-Top-Box übertragen werden sollen. Ebenfalls analog zum Zusammenspiel von iPod und iTunes lassen sich Filme, Fernsehsendungen und Podcasts zum Beispiel auch nach bestimmten Verhaltensmustern synchronisieren. So besteht unter anderem die Möglichkeit, stets die fünf oder zehn neuesten oder einfach alle als ungesehen markierten Sendungen, Filme oder Podcasts abzugleichen. Fotos können auf der Festplatte von Apple TV gespeichert, nicht aber live zu dem Gerät gesendet werden.

Die TV-Box erlaubt es einem einzigen Rechner, Inhalte auf der Festplatte des Mediencenters zu speichern. Fünf weiteren Rechnern ist es gestattet, Inhalte auf das Gerät zu senden, was als „streamen“ bezeichnet wird. Die Freigabe weiterer iTunes- Bibliotheken, die Inhalte zu Apple TV senden dürfen, erfolgt ebenfalls über fünfstellige Zahlencodes.

Wählt man eine neue iTunes-Bibliothek aus, deren Inhalte mit Apple TV synchronisiert werden sollen, so werden alle alten Daten auf der Festplatte der Set-Top-Box gelöscht.

Das Senden im iTunes Store gekaufter Musikvideos mit der Standardaufl ösung von 640 x 480 Bildpunkten war problemlos möglich. Die Videos wurden ruckelfrei und ohne Aussetzer wiedergegeben. Gleiches gilt für die Wiedergabe von QuickTime-Trailern über Apples Internetseite. Eine Folge der Fernsehserie „Lost“, die wir mit EyeTV als MPEG-4 mit einer Aufl ösung von 640 x 480 für den iPod exportiert hatten, konnte ebenfalls in guter Qualität über Apple TV wiedergegeben werden, auch wenn die Darstellung wieder auf eine Aufl ösung von 720p „aufgeblasen“ wurde.

Im Test konnten wir außerdem beobachten, dass Apple TV in unserem 802.11g- Netzwerk auch kein Problem mit gestreamten HD-Material hatte, was wir anhand des hochaufl ösenden Videopodcasts der Washington Post feststellen konnten. Auch nach mehr als zwanzig Minuten kam es zu keinerlei Unterbrechungen durch den Zwischenspeicher. Dies kann unter schlechteren Empfangsbedingungen auch anders aussehen, so dass Apples Empfehlung für ein 802.11n- Netzwerk nicht von der Hand zu weisen ist. Prinzipiell kommen wir jedoch zu dem Ergebnis, dass ein Funknetzwerk nach 802.11g- Standard für den drahtlosen Betrieb von Apple TV ausreichend ist.

Grenzenlose Möglichkeiten?

Apple selbst gibt als Faustregel an, dass Video-Inhalte, die in iPod-kompatiblen Formaten vorliegen, auch von einem Apple TV wiedergegeben werden können. Im Klartext heißt dies, Apple TV unterstützt H.264 und MPEG-4 bis zu bestimmten Bitraten, der DivX-Codec zum Beispiel ist tabu. Auch DVDs, die in der Regel im Format MPEG- 2 vorliegen, lassen sich vom Mac oder PC nicht einfach über Apple TV auf den Fernseher streamen. Um derartige Videoinhalte auf Apple TV zu bringen, muss man ein Konvertierungsprogramm bemühen, das am besten gleich direkte Exportfunktionen für den iPod oder Apple TV bietet, wie zum Beispiel Apples kostenpfl ichtiges QuickTime Pro.

In Zukunft werden die Möglichkeiten eines Apple TV allerdings weniger beschränkt sein: Zwei US-amerikanischen Hackern gelang es bereits, die Set-Top-Box zum Wiedergabe- Allrounder zu machen, indem sie das QuickTime Plug-In Perian auf der Festplatte des Apple TV installierten. Um die Wiedergabemöglichkeiten von Apple TV zu erweitern, muss die Festplatte des Geräts ausgebaut und in einem externen Gehäuse an einen Computer angeschlossen werden. Tutorials zu den Folgeschritten fi ndet man im Internet.

Und was sagt Apple dazu? Zurzeit hält sich Cupertino bedeckt, was die beschriebenen Hacker-Aktionen angeht. Juristische Schritte wurden nicht unternommen, was sich in den meisten Fällen allerdings auch als schwierig gestalten dürfte, da die fi ndigen Bastler und Tüftler sehr darauf bedacht sind, keinerlei Urheberrechtsverletzungen vorzunehmen. Wie Apple sich in Zukunft verhalten wird, ist unklar. Klar hingegen scheint, dass die Set-Top-Box noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen ist. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Apple selbst den Funktionsumfang der Box erweitern wird.

Fazit

Apple TV besitzt von Haus aus einige Einschränkungen. So gibt das Gerät nur wenige Videoformate wieder, und ein Tuner zum Empfang von Fernsehprogrammen ist nicht vorhanden. Allerdings wird die Zukunft hier einige Verbesserungen bringen, haben fi ndige Bastler und Tüftler doch schon das große Potenzial der Set-Top-Box aufgezeigt. Für Anwender, die das Apple TV zurzeit einfach nur auspacken, anschließen und einsetzen wollen, ist Apple TV ein cooles, in seinem Nutzen aber auch eingeschränktes Gadget.

Testergebnis
ProduktnameApple TV
HerstellerApple
Preis299 €
Webseitewww.apple.de
Pro
  • bringt iTunes ins Wohnzimmer
  • gelungene Benutzeroberfläche
  • einfache Installation und Bedienung
Contra
  • hoher Stromverbrauch
  • kann wenige Videoformate abspielen
Bewertung
1,9gut

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