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OS X Mavericks: Die neue Karten-App für den Desktop

Nachdem Apple die Schnitzer aus den iOS-Karten beseitigt hat, werden die Landkarten nun in OS X 10.9 Mavericks integriert. Am Desktop erstellte Wegbeschreibungen kann der Benutzer dann auf seinen mobilen Geräten weiter benutzen. Doch die App kann noch viel mehr als nur Navigieren.

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Die Karten-Anwendung in OS X 10.9 Mavericks ist eine der ersten Anwendungen, die zunächst nur auf iOS liefen und nun auch in OS X einziehen. Schon beim ersten Blick fällt die enge Verwandtschaft zur iPad-Version von Karten auf, auch wenn natürlich die typischen Bedienelemente einer Mac-Anwendung vorhanden sind.

Wie im Konkurrenzprodukt Google Earth können verschiedene Sichten auf das Kartenmaterial ausgewählt werden, um wahlweise den Stadtplan, die Satelliten-Version oder eine Hybrid-Variante mit eingeblendeten Straßennamen abzurufen. Auch der Umschalter für den unter iOS berühmtberüchtigten 3-D-Modus darf nicht fehlen. Selbst auf einem etwas betagten MacBook Pro von 2010 machen die Grafiken dem Rechner keine Mühe und laufen flüssig. Wichtiger ist da schon eine schnelle Internetverbindung, um die Daten in akzeptabler Geschwindigkeit nachzuladen.

Beim Stadtplan werden dann schraffierte Modelle von Gebäuden eingeblendet, während von ausgewählten Städten eine 3-D-Satellitenansicht mit schönen Texturen generiert wird. Auf großen Bildschirmen kommt diese beeindruckende Darstellung, die nun mit erheblich weniger Fehlern zu kämpfen hat, im Vollbildmodus besonders gut zur Geltung. Beim Anblick der Straßenschluchten, die mit der Flyover-Funktion wie mit einem Hub- schrauber überflogen werden können, kommt sich der Anwender fast vor wie in einem Film. Die Flyover-Funktion gibt es nur für wenige Großstädte, darunter Berlin, Köln und München. Vor allem in den USA ist das Angebot deutlich größer, aber auch vom Rest der Welt gibt es einiges zu sehen. Das Angebot will Apple künftig noch weiter ausbauen.

Das Kartenmaterial ist inhaltlich wie auch optisch identisch zur iOS-Version. Durch den größeren Bildschirm kann man sich jedoch besser orientieren. Scrollen und Zoomen ist auf Stadtplänen aufgrund der hohen Auflösung einfach weitaus seltener erforderlich als auf den verhältnismäßig kleinen Bildschirmen des iPhones oder iPads. In allen Ansichten kann der Maßstab dauerhaft eingeblendet werden. So lassen sich Entfernungen leichter abschätzen. Eine Funktion zum Messen von Strecken gibt es leider nicht.

Hakelige Bedienung mit Maus und Tastatur

Die starke Anlehnung an die Optik der iOS-Anwendung hat jedoch auch Nachteile, weil schließlich der Mac nicht mit einem Touchscreen bedient wird. Wer eine Maus benutzt, muss zum Zoomen deshalb die Plus- und Minus-Symbole unten in der App drücken, während normales Scrollen nur den Kartenausschnitt verändert. Mit der Tasten- kombination CMD + „-“ oder „+“ lässt sich ebenfalls zoomen. Schwieriger ist das Drehen und Neigen mit der Maus. Dazu muss recht umständlich das kleine Kompass-Symbol unten rechts in der App verwendet werden. Viel besser ist die Nutzung mit dem Trackpad des MacBooks oder dem Magic Trackpad. Damit ist das Zoomen und Verschieben des Bildausschnitts sehr intuitiv möglich. Der Neigungswinkel wird mit einer Wischbewegung nach oben oder unten und am besten mit gedrückter ALT-Taste verändert. Wird dabei stattdessen nach links oder rechts gewischt, dreht sich die Ansicht. Alternativ kann man versuchen, die Drehbewegung auch auf dem Trackpad mit zwei Fingern nachzuvollziehen.

Wie bei der iOS-Version kann die eigene Position bestimmt werden, doch mangels GPS in den Macs ist diese Standortbestimmung unter Umstän- den erheblich ungenauer. OS X versucht, mit einer WLAN-Datenbank den Aufenthaltsort des Anwenders zu bestimmen, doch wenn der Empfang abgeschaltet ist oder die WLANs in der Umgebung nicht lokalisiert wurden, bleibt nichts weiter übrig, als die eigene Adresse in das Suchfeld der Karten-App einzugeben. Auf dem Land funktioniert die automatische Ortsbestimmung deutlich schlechter als in Großstädten.

Routenplanung ohne Finesse

Die Routenplanungsfunktion von Apples neuer Anwendung ist vergleichbar mit der von iOS. Es besteht lediglich die Möglichkeit, Start und Ziel der Route anzugeben und das Verkehrsmittel zu wählen. Ein Zwischenstopp lässt sich in der Karten-App für OS X genauso wenig wie unter iOS eingeben. Schade eigentlich, denn eine Via-Option bietet mittlerweile selbst jedes einfache Naviga- tionssystem fürs Auto. Neben der auf der Karte eingezeichneten Route erhält der Anwender auch eine mehr oder minder lange Liste mit Abbiegehinweisen. Auch das Verkehrsaufkommen wird teilweise angezeigt. Bei den Routenvorschlägen kann der Anwender meist Alternativen auswählen und sich über die voraussichtliche Fahrzeit und die Weglänge informieren, wobei auch das Verkehrsgeschehen eine Rolle spielt.

Anders als bei ausgewachsenen Navigationssystemen können jedoch keine Nebenbedingungen wie mautfreie Strecken, landschaftlich reizvolle Routen oder andere Prämissen eingestellt werden. Wer beispielsweise Navigon auf dem iPhone oder iPad nutzt, wird wenig Freude an Apples Routenplanungsfunktion haben.

Apple gestattet dem Anwender in der Karten-App lediglich, eine Route für Autos oder für Fußgänger zu erstellen, nicht aber mit öffentlichen Ver- kehrsmitteln zu reisen oder Streckenhinweise für das Fahrrad zu erhalten. Wer nicht selbst mit dem Auto fahren oder laufen will, kommt deshalb mit Apples Karten-App nicht weit oder wird auf Straßen geführt, die für Radfahrer verboten sind. In diesem Punkt ist Apples Karten-Anwendung auch der WebAnwendung Google Maps deutlich unterlegen.

Integration ins Betriebssystem

Mit dem Teilen-Knopf in der Werkzeugleiste können Orte und Routen verschickt werden. Das klappt wie unter iOS 7 nicht nur per AirDrop und Nachrichten, sondern auch per E-Mail, Twitter und Facebook. Karten unter OS X 10.9 hat aber noch einen ganz besonderen Trick auf Lager: Die Route kann auch an das eigene iPhone oder iPad geschickt werden. Dort kann der Anwender dann mithilfe der Sprachnavigation zum Ziel geführt werden. Wer hoffte, auch mit dem offenen MacBook auf dem Beifahrersitz durchs Verkehrsgewühl geführt zu werden, wird allerdings ent- täuscht. Karten unter OS X kann nicht sprechen.

Dafür können die Abbiegehinweise über die PDF-Exportfunktion gespeichert und zum Beispiel ausgedruckt werden. Die Wegbeschreibung wird durch zwei kleine Kartenausschnitte illustriert, die eine Gesamtübersicht der Reise und das Ziel im Detail zeigen.

Die Lesezeichenfunktion der neuen Anwen- dung hebt nicht nur alle vormals gesuchten Adressen auf, sondern zeigt auch die Kartenpositionen der eigenen Kontakte aus der iCloud, der lokalen Adressdatenbank oder von Facebook auf Knopfdruck an. Natürlich lassen sich auch Wegmarken als Bookmarks speichern und wieder aufrufen.

Die Integration in OS X geht aber noch deutlich weiter. Anschriften in der Kontaktdatenbank werden auf Klick direkt in der Karten-App geöffnet. Eine Vorschaufunktion in OS X blendet einen Kartenausschnitt ein, wenn eine Adresse ausgewählt wird – also zum Beispiel auch in Safari. Das ist sehr praktisch beim Websurfen. Auch Termine können mit der Karten-Anwendung verknüpft werden. Die Erinnerungsfunktion im Kalender macht den Anwender dann pünktlich zur berechneten Fahrdauer darauf aufmerksam, aufzubrechen.

Neben Anschriften können mithilfe von Apples neuer App auch Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Cafés und Bars und allerlei Geschäfte gesucht werden, die auf dem Kartenausschnitt mit Stecknadeln markiert werden. Hinter den Stecknadelköpfen verbergen sich die Zusatzinformationen zu diesen sogenannten Points of Interest. Dazu zählen Telefonnummern, Anschriften, Öffnungszeiten, Web-Adressen und gelegentlich auch Fotos. Über das soziale Netzwerk Yelp fließen in die Suchergebnisse auch Rezensionen ein, die als Kommentare und in Form von Sternchen zu sehen sind. Wer lieber die Karte erkunden will, kann auch auf die zahlreichen Icons auf dem Stadtplan klicken, um Informationen zu dem jeweiligen Geschäft zu erhalten.

Ein paar Wermutstropfen muss der Benutzer der Karten-App dann aber doch schlucken: Im Vergleich zu Google Earth, das ebenfalls für OS X verfügbar ist, können bei der Maps-Anwendung keine Layer deaktiviert werden, um unwichtige Informationen aus den Karten auszublenden. Das macht so manches dicht besiedelte Gebiet oder enges Straßengewirr recht unübersichtlich. Bei Google Earth lässt sich jede Informationsschicht zu Straßen- und Ortsnamen, Grenzen und Geschäften individuell einblenden.

Unser Trip: Unterwegs mit Apple

Die Routingfunktion haben wir selbst ausprobiert und mit Google Maps verglichen: Beide Anbieter sollten uns mit dem Auto von Berlin Mitte nach Erkner in Brandenburg führen. Apples Lösung schlug uns drei Routen vor: Über die Autobahn (49 bzw. 56 km) oder über die Landstraße (37 km). Wir nahmen die kürzere Route, die nur 2 Minuten länger dauern sollte und übertrugen sie vom Mac auf das iPhone, das gekoppelt ans Radio ansagte, wo es langgeht. Um es kurz zu machen: Wir kamen, ohne uns zu verfahren, an. Etwas nervig war nur die opulente Kartendarstellung, die fürs Fahren unwichtige Informationen nicht ausblenden kann. Die Routenvorschläge von Google Map sahen zwar ganz anders aus, aber die Fahrzeiten unterschieden sich nicht wesentlich voneinander. Bei der iOS-App von Navigon hätten wir uns zudem eine Strecke aussuchen können, die landschaftlich reizvoll ist. So etwas fehlt sowohl Google als auch Apple.

Fazit

Karten begeistert durch seine Flyover-Funktion in 3D und dem hochwertigen Kartenmaterial. An die rudimentäre Routenplanung sollte Apple in der nächsten Version aber noch einmal Hand anlegen. Dafür ist die Integration von Karten in OS X 10.9 ein großer Vorteil gegenüber anderen Lösungen. Wo sonst kann man eine Adresse aus den Kontak- ten heraussuchen, die Route am Rechner planen und das Ganze dann ans iPhone senden oder vom Kalender automatisch daran erinnert werden, rechtzeitig loszufahren?

Andreas Donath

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Anstatt hellauf begeistert die Spielereien der app in den buntesten Farben zu schildern, hätte der Verfasser lieber einmal genauer auf die Details schauen sollen. Das Kartenmaterial ist - zumindestens was Deutschland betrifft - völlig veraltet!

Stimmt!
Hinzu kommt, dass Fehler der Map die gemeldet, auch nach über einem Monat nicht gefixt werden.
Echt schlecht, bei google maps geht das immer recht fix.

Mir fehlt die Sprachausgabe via Bluetooth an das Autoradio (Mercedes B-Klasse). Deshalb für mich nicht brauchbar.

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