Chefsache, Jobs

Steve Jobs: Das Wirken des ehemaligen Apple-CEOs im Zeitraffer

Steve Jobs übergibt den CEO-Posten an Tim Cook. Aus gesundheitlichen Gründen zog sich Steve Jobs bereits zum Jahresanfang aus dem Tagesgeschäft zurück. Mac Life zeigt die Meilensteine und Wendepunkte im Lebenswerk von Steve Jobs bei und außerhalb von Apple.

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Drei-Tage-Bart, schwarzer Rollkragen-Pullover, Jeans und Turnschuhe – in diesem ikonischen Outfit präsentierte Steve Jobs zuletzt im Rahmen der WWDC 2011 das nächste iOS, Apples iCloud-Dienst und ausgewählte Neuerungen aus OS X Lion. Allerdings mutete sich Steve Jobs nicht mehr die komplette Session zu. Er war viel mehr der Moderator, der die Präsentation zusammenhielt und schließlich die Produktmanager reden lies. So sendete seine letzte WWDC-Keynote ganz nebenbei eine weitere Nachricht – nämlich die, dass Apple auch ohne Steve Jobs funktionieren kann. Seit Jahresbeginn 2011 ist nämlich offiziell, dass Jobs nur noch überwachend in das Tagesgeschäft von Apple schaut. In Bezug auf alltägliche Aufgaben agieren längst andere. Von nun an übernimmt Tim Cook.

Dabei ist das zum 1. April 1976 von Steve Jobs, Steve Wozniak und Ron Wayne, der sich aber schnell wieder zurückzog, gegründete Unternehmen im August 2011 für einige Tage knapp vor dem Mineralölriesen Exon Mobile das nach Börsenwert weltweit wertvollste Unternehmen. Global beschäftigt Apple rund 46.600 Vollzeit-Mitarbeiter, weitere 2.800 Menschen arbeiten in Teilzeit für das Unternehmen, zumeist in einem der über 300 hauseigenen Ladengeschäfte. Dazu kommen Rekord-Gewinne in Serie – eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Die drei Phasen

Apple steht besser da, denn je. Die Geschichte von Apple und Steve Jobs ist dennoch eine Geschichte der zweiten Chance. Der Firmengründer mußte sein Unternehmen nämlich nach nur neun Jahren verlassen. Der Aufsichtsrat verlangte vom durch Jobs selbst eingestellten Geschäftsführer John Scully, dass „dieser Jobs kaltgestellt werden muss“, damit Jobs kein Geld mehr in eigenen Produktentwicklungen verschwendet. Elf Jahre nach seinem Rausschmiss kehrte Steve Jobs als Berater zu Apple zurück und bekam dort seine zweite Chance – der Auftrag nicht geringer, als das Unternehmen vor dem Untergang zu retten, denn Apple stand finanziell und konzeptionell am Abgrund.

Dadurch läßt sich die Geschichte von Apple grob in drei Abschnitte unterteilen – die Gründungsphase mit Steve Jobs (1976 bis 1985), die Zeit ohne ihn (1986 bis 1996) und die dritte Epoche (1997 bis heute). Auf der Ebene der Produkte gibt es die Startphase mit dem Apple-Computer, der als Bausatz startete und später mit dem Apple II einen ersten Höhepunkt erlebte. Nachdem das Desktop-System Lisa floppte, führte Apple 1984 die Macintosh-Produktlinie ein, die bis heute fortgeführt wird. Zu Beginn der 1990er-Jahre war Apple überaus erfolgreich mit den PowerBook-Computern. Durch die Anordnung der Tastatur am Display entsteht automatisch eine ergonomische Handballenauflage – ein Design, das Apple noch heute verwendet. Die ersten brauchbaren Mobil-Macs wurden 1991 zusammen mit System 7 eingeführt. Technisch war System 7 mit farbigem Interface und Netzwerkfunktionen die Betriebssystem-Basis für System 8, Mac OS 8.5 und Mac OS 9 bis ins Jahr 2001. Allerdings konnte Apple der starken PC-Konkurrenz mit deren Microsoft-Systemen Windows 3.1 und Windows 95 nichts entgegen setzen. Da half auch der Wechsel auf modernere PowerPC-Prozessoren nicht. Zehn Jahre nach dem ersten Macintosh wurde der Mac im Prinzip nur noch von spezialisierten (und kleinen) Zielgruppen eingesetzt. Der PC-Krieg war scheinbar entschieden, als Steve Jobs 1996 zu Apple zurückgeholt wurde.

Pixar und NeXT

Außerhalb von Apple gründete Steve Jobs 1985 die Firma NeXT, die einen UNIX-Workstation-Computer baute, der aber nie sonderlich erfolgreich war. Der NeXT-Cube schrieb jedoch Geschichte. Der erste Web-Server am schweizerischen CERN war ein NeXT und Tim Berners-Lee programmierte den ersten Web-Browser auf einem NeXT. Dennoch sollten die Grundlagen von NeXT die Basis von Mac OS X bilden. Beim ersten Release 1999 ähnelte Mac OS X Server noch sehr dem NeXT-Betriebssystem. Icons waren ähnlich. Ein NeXT-Relikt ist beispielsweise die Spaltendarstellung im Mac-OS-X-Finder.

Das zweite Standbein Jobs außerhalb Apples war Pixar, die 1995 mit dem komplett am Computer annimierten „Toy Story“ Hollywood-Geschichte geschrieben haben. 1986 übernahm Jobs die Abteilung für Computer-Animation von Lucasfilm für fünf Millionen US-Dollar, investierte weitere fünf Millionen Dollar und wurde zum Milliardär, als Pixar im Fahrwassser von Toy Story an die Börse ging. Elf Jahre später sollten ihn seine Investitionen in den computeranimierten Trickfilm zum größten Einzelaktionär bei Disney werden lassen: Seit 2006 hält Jobs sieben Prozent am Micky-Mouse-Konzern und sitzt im Disney-Aufsichtsrat.

Think different

Steve Jobs hatte 1996 keine leichte Aufgabe bei Apple. Sollte Apple überleben können, mußten Verbündete gefunden werden, um so Geld und Zeit zu gewinnen. Einer dieser Verbündeten war ausgerechnet Bill Gates von Microsoft. 1997 ging Apple mit dem vermeintlichen Erzfeind Microsoft eine strategische Partnerschaft ein. Diese sah vor, dass Microsoft dem angeschlagenen Apfel mit 150 Millionen US-Dollar aus der Patsche half und zusicherte, die Office-Software für den Mac weiter zu entwickeln. Im Gegenzug installierte Apple das Browser-Schlachtschiff Internet Explorer auf jedem Mac. Symbolträchtig wurde Bill Gates live per Satellit in die Präsentation von Steve Jobs bei der Macworld Expo 1997 in Boston zugeschaltet. Nicht wenige fühlten sich an die Szene aus dem legendären Macintosh-Werbespot „1984“ erinnert, in der ein großes Gesicht auf die Zuschauer niederblickt: Nicht allen gefiel die „Hochzeit“ von Steve und Bill. Der PC-Krieg war längst vorbei, der Rauch der Schlachten verflogen und Windows 95 hatte gewonnen. Längst tobte eine neue Schlacht: Der Browserkrieg um die Vorherrschaft im Internet wurde von Netscape und Microsoft ausgetragen – Apple war eigentlich unbedeutend.

Hello, again.

Im Mai 1998 zauberte Steve Jobs den iMac hervor. Jobs trug einen Anzug und spannte in seiner Präsentation den Bogen zum ersten Macintosh, den er im Januar 1984 bei der Aktionärsversammlung in Cupertino zeigte. Der auf der WWDC 1998 präsentierte knubbelige All-in-one-Computer in bläulich-grüner Farbe sollte einen Wendepunkt bei Apple einleiten und neue Kunden gewinnen. Office 98 und der Internet Explorer halfen dabei. Zugleich lehrt der iMac, dass man Altlasten wie Diskettenlaufwerk und langsame Schnittstellen beizeiten über Bord werfen muss. Und: Apple wurde bunter. Es folgten iMacs in Bonbon-Farben und Workstations in blau bis hin zu Blumenmustern. Apple brachte aber auch flache Laptops aus Titan und Aluminium. Apple gewann in dieser Zeit neues Selbstbewußtsein und fand zur Innovationskraft früherer Jahe zurück. Als einer der ersten Hersteller stattet Apple seine Computer mit USB, Firewire und WLAN aus. 1999 musste Phil Schiller mit dem iBook im Klodeckel-Design aus dem zweiten Stock des Messegerüstes springen, um zu zeigen, dass es tatsächlich kein verstecktes Kabel gibt.

Das mit dem X.

Den nächsten harten Schnitt vollzog Apple mit dem Weg weg von OS 9 hin zu Mac OS X – ganz selbstsicher bezeichnete Jobs das noch junge OS X als Betriebsystem für die nächste Dekade. Im Kern geht Mac OS X zurück auf UNIX und NeXTstep. NeXT-Computer waren technisch raffiniert, wirtschaftlich aber nie erfolgreich. In Mac OS X leben sie weiter.

Bis September 2004 waren alle Macintosh-Computer umgestellt auf Mac OS X, da folgte im Juni 2005 eine neue Überraschung: Mac OS X hatte seit fünf Jahren ein geheimes Doppelleben auf Intel-Prozessoren geführt und Apple werde der PowerPC-Allianz den Rücken kehren und herkömmliche x86-Chips von Intel einsetzen: Intel-Boss Paul Otellini hüpfte sogar im Intel-Häschen-Kostüm auf die Bühne der WWDC. Die ersten Intel-Macs wurden dann schließlich im Januar 2006 vorgestellt.

iTunes, iPod und iPhone

Die Liebe zur Musik markiert einen weiteren Wendepunkt in der Apple-Geschichte. 2001 stellt Apple die erste Version von iTunes vor. Im Oktober des gleichen Jahres folgt der erste iPod. Die Erfolge des tragbaren MP3-Players mit den weißen Kopfhörern brachten Apple zum digitalen Vertrieb von Musik über iTunes und legte zugleich den Grundstock für das iPhone. Seit 2007 erregt kein anderes Telefon vergleichbare Aufmerksamkeit wie das iPhone, für das seit 2008 abertausende von Apps erhältlich sind. Seit 2010 definiert das iPad den Markt für Tablet-PCs, an dem sich zuvor schon andere versucht hatten. iPhone 4 und iPad 2 setzen die Standards und Apple scheint mehrere Jahre Vorsprung auf den Rest der Branche zu haben. Der Computerhersteller aus Cupertino hat längst die Metamorphose vollzogen hin zum Anbieter von universeller Unterhaltungselektronik. Dabei hat man bei Apple dank des visionären Weitblicks des Steve Jobs schnell erkannt, dass Megahertz und Megabytes nur eine untergeordnete Rolle für die Kundschaft spielen: Der Erfolg Apples fußt vielmehr auf der konsequenten Ausrichtung hin auf einfache Bedienbarkeit. Um neue Bedienkonzepte ging es im Prinzip schon beim ersten Macintosh von 1984: Im schwarzen Anzug präsentierte Steve Jobs bei der Aktionärsversammlung frei verschiebbare Fenster der mitgelieferten Anwendungsprogramme. Mit Blick auf neue Funktionen in OS X Lion, beispielsweise Mission Control und Launchpad, scheint sich im Kern nicht viel geändert zu haben.

Herzensangelegenheit

Für Apple stand Steve Jobs zuletzt im Rampenlicht, als er vor dem Stadtrat von Cupertino für den Neubau der Firmenzentrale warb. Einen Tag nach der Apple-Keynote zur alljährlichen Entwicklerkonferenz im Juni 2011 war es Jobs offensichtlich eine Herzensangelegenheit, seinen 12.000 Angestellten in Cupertino eine neue Heimat zu bauen: Futuristisch, transparent mit viel Glas, unterirdischen Parkplätzen und einem eigenen Kraftwerk für eine unabhängige Stromversorgung. Von daher darf man gespannt sein, was die nächsten zehn Jahre bei Apple bringen werden …

Matthias Parthesius

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Ein eigenes Kraftwerk? Ist die Stelle des CTOs dort schon vergeben? ;-)

Wenn du die Stelle bekommst denk an mich, irgendwas kann ich sicher auch und sei es das Kraftwerk putzen oder die Kaffe kochen ;-)

Hab ich auch gedacht :) Die Frage ist nur was für ein Kraftwerk Apple ist ja so umweltfreundlich ;)

Ja, an Bill Gates haaaaaaaaaaaaaaaaaa

ist ja schon gut - Steve's a nice guy - next...

Klasse Artikel!

Auch sehr schön nachzulesen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Steve_Jobs

Schon bemerkenswert, dass in der heutigen Zeit ein Firmenchef zur herausragenden Persönlichkeit wird, weil er sein Produkt kennt, liebt und Visionen bzgl. Produkten entwickelt. Anders als 95% der "Top"-Manager die keine Ahnung über die Produkte haben und nix als Bilanzen kennen. Wenn es schlecht läuft holen die sich Berater für ein paar Millionen ins Haus, welche dann Mitarbeiter entlassen, um Kosten zu sparen (könnte ich und jeder von uns auch und billiger). Deshalb ist S. Jobs heute eine Ausnahme. Früher war das üblich: H. Ford, F. Porsche, ...

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