Die britische Regierung hat Anfang September einen neuen Versuch unternommen, Zugang zu verschlüsselten iCloud-Daten zu erhalten. Diesmal beschränkt sich die Forderung jedoch auf die Daten britischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Die Entwicklung zeigt, dass der monatelange Konflikt zwischen Apple und den britischen Behörden noch längst nicht beendet ist.
- Britisches Innenministerium stellte im September neue Forderung nach iCloud-Backdoor für UK-Bürger.
- Apple hatte bereits im Februar Advanced Data Protection in Großbritannien deaktiviert.
- Datenschutzexperten warnen vor globalen Sicherheitsrisiken durch jede Art von Backdoor.
Neuer Anlauf nach vermeintlichem Rückzug
Im August hatte die US-Geheimdienstdirektorin Tulsi Gabbard noch verkündet, die britische Regierung habe ihre Forderungen nach einem Backdoor zu verschlüsselten Apple-Daten zurückgezogen. Diese Aussage erwies sich jedoch als verfrüht. Laut der Financial Times stellte das britische Innenministerium bereits Anfang September eine neue Technical Capability Notice (TCN) aus – diesmal mit einem engeren Fokus auf britische Nutzerinnen und Nutzer.
Die ursprüngliche Forderung vom Januar hatte weltweiten Zugang zu verschlüsselten iCloud-Backups verlangt und damit diplomatische Spannungen zwischen den USA und Großbritannien ausgelöst. Die Trump-Administration übte erheblichen Druck auf die britische Regierung aus, da die Anordnung auch die Daten amerikanischer Bürgerinnen und Bürger betroffen hätte.
Apple reagiert mit Einschränkungen
Apple hatte bereits im Februar auf die ersten Forderungen reagiert und die Advanced Data Protection-Funktion in Großbritannien deaktiviert. Diese Funktion erweitert die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf nahezu alle iCloud-Daten, sodass selbst Apple keinen Zugriff darauf hat. Das Unternehmen reichte zudem eine Beschwerde beim Investigatory Powers Tribunal ein und unterstützte rechtliche Schritte von Datenschutzorganisationen.
Eine Technical Capability Notice ist eine geheime behördliche Anordnung nach dem britischen Investigatory Powers Act. Sie verpflichtet Technologieunternehmen dazu, bestimmte technische Fähigkeiten zu entwickeln oder bereitzustellen, um Behörden Zugang zu Daten zu ermöglichen. Die Existenz solcher Anordnungen darf von den betroffenen Unternehmen nicht öffentlich gemacht werden.
Die neue Anordnung zielt erneut darauf ab, Strafverfolgungsbehörden bei Ermittlungen zu Terrorismus und sexuellem Kindesmissbrauch zu unterstützen. Kritiker befürchten jedoch, dass jeder Backdoor in die Verschlüsselung die Sicherheit aller Nutzerinnen und Nutzer weltweit gefährden könnte. Privacy International warnte: „Wenn Apple die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Großbritannien bricht, bricht es sie für alle.“
Unklarheit über US-Position
Fraglich bleibt, ob die Trump-Administration ihre Haltung zu dem Thema gelockert hat. Obwohl US-Beamte im August behaupteten, Großbritannien habe seine Forderungen fallen gelassen, deuten die neuen Entwicklungen darauf hin, dass der Konflikt noch nicht beigelegt ist. Die britische Regierung steht weiterhin unter dem Druck, eine Balance zwischen nationaler Sicherheit und internationalen Beziehungen zu finden.
Weitreichende Auswirkungen befürchtet
Datenschutzexpertinnen und -experten sehen in den britischen Forderungen einen gefährlichen Präzedenzfall. Ein Backdoor in die Verschlüsselung könnte nicht nur von Regierungen, sondern auch von Kriminellen und anderen Akteuren ausgenutzt werden. Die Debatte wirft grundsätzliche Fragen über das Verhältnis zwischen digitaler Sicherheit und staatlicher Überwachung auf.
Der Fall gilt als eine der bedeutendsten Verschlüsselungsschlachten seit Apples Auseinandersetzung mit dem FBI im Jahr 2016 um das Entsperren des iPhones des San Bernardino-Attentäters. Apple hat stets betont, dass das Schaffen von Backdoors die Sicherheit aller Nutzerinnen und Nutzer kompromittieren würde.
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