Netflix hat am Freitag einen der größten Deals in der Geschichte der Unterhaltungsindustrie bekannt gegeben: Der Streaming-Riese übernimmt Warner Bros. Discovery für 82,7 Milliarden US-Dollar. Die Transaktion umfasst Warner Bros., HBO und HBO Max und bringt Netflix die Kontrolle über bedeutende Franchises wie DC, Game of Thrones, Harry Potter, Looney Tunes und die umfangreiche Filmbibliothek von Warner Bros.
- Netflix übernimmt Warner Bros., HBO und HBO Max für 82,7 Milliarden US-Dollar und erhält Zugriff auf Franchises wie DC, Harry Potter und Game of Thrones.
- Der Deal muss noch von Regulierungsbehörden genehmigt werden und soll in zwölf bis 18 Monaten abgeschlossen sein.
- Apple hatte ebenfalls Interesse an Warner Bros. gezeigt, was nun vom Tisch ist – Apple TV steht verstärkter Konkurrenz gegenüber.
Was die Übernahme für Netflix bedeutet
Die Akquisition verschafft Netflix nicht nur Zugang zu einer der größten Content-Bibliotheken Hollywoods, sondern auch zur etablierten HBO-Marke mit prestigeträchtigen Serien wie The Sopranos, Succession und The Wire. Der Deal wird als Kombination aus Bargeld und Aktien abgewickelt – 72 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital plus 10,7 Milliarden US-Dollar an übernommenen Schulden.
Netflix-Co-CEO Ted Sarandos erklärte in einer Stellungnahme: „Unsere Mission war es schon immer, die Welt zu unterhalten. Indem wir die unglaubliche Bibliothek von Warner Bros. – von zeitlosen Klassikern wie Casablanca und Citizen Kane bis zu modernen Favoriten wie Harry Potter und Friends – mit unseren kulturprägenden Titeln wie Stranger Things und Squid Game kombinieren, können wir das noch besser tun.“
Struktur des Deals und zeitlicher Ablauf
Jeder Aktionär von Warner Bros. Discovery erhält 23,25 US-Dollar in bar und 4,50 US-Dollar in Netflix-Aktien pro Anteil. Der Deal ist an mehrere Bedingungen geknüpft: Warner Bros. Discovery muss zunächst die bereits angekündigte Abspaltung von Discovery Global in ein eigenständiges Unternehmen im dritten Quartal 2026 abschließen. Zudem benötigt die Transaktion die Genehmigung der Aufsichtsbehörden. Netflix rechnet mit einer Abschlussdauer von zwölf bis 18 Monaten.
Medienkonsolidierung bezeichnet den Prozess, bei dem große Medienunternehmen durch Fusionen und Übernahmen zusammengeführt werden. Dadurch konzentriert sich die Kontrolle über Inhalte, Produktionsstudios und Vertriebskanäle auf immer weniger Konzerne. Regulierungsbehörden prüfen solche Deals kritisch, da sie befürchten, dass zu viel Marktmacht in den Händen einzelner Unternehmen die Vielfalt und den Wettbewerb einschränkt.
Netflix plant Beibehaltung der Kinoauswertung
Netflix hat angekündigt, die Kinoauswertung von Warner Bros. aufrechtzuerhalten und HBO Max vorerst als eigenständigen Dienst zu führen. Inhalte von HBO und Warner Bros. sollen jedoch in den eigenen Katalog integriert werden. Die Übernahme schließt auch Warner Bros. Games mit ein, was Netflix erstmals zum Besitzer eines großen Gaming-Studios macht.
Auswirkungen auf die Streaming-Landschaft
Die Übernahme verändert die Machtverhältnisse in der Streaming-Branche fundamental. Bereits im Oktober hatten Berichte nahegelegt, dass auch Apple an der Übernahme von Warner Bros. Discovery interessiert war – speziell an der umfangreichen Content-Bibliothek für Apple TV. Diese Option ist nun vom Tisch, und Apple TV wird sich in den kommenden Jahren verstärktem Wettbewerb durch Netflix gegenübersehen.
Politische Dimension des Deals
Interessant ist die politische Komponente der Transaktion: Berichten zufolge traf sich Netflix-Co-CEO Ted Sarandos im November mit Donald Trump im Weißen Haus, um über die geplante Übernahme zu sprechen. Nach dem Gespräch soll Sarandos den Eindruck gewonnen haben, dass Netflix nicht mit unmittelbarem Widerstand aus dem Weißen Haus rechnen müsse.
Dies ist besonders bemerkenswert, da auch Paramount und dessen CEO David Ellison großes Interesse an der Übernahme von Warner Bros. gezeigt hatten. Die Ellison-Familie pflegt enge Beziehungen zur Trump-Administration und hatte argumentiert, nur sie könnten die regulatorischen Hürden einer weiteren Medienkonsolidierung überwinden. Netflix hat diese Einschätzung offenbar widerlegt.
Regulatorische Herausforderungen voraus
Trotz der politischen Unterstützung steht der Deal vor erheblichen regulatorischen Hürden. Das US-Justizministerium hat bereits Bedenken gegen die Übernahme geäußert. Auch Paramount könnte noch versuchen, mit einem feindlichen Übernahmeangebot dazwischenzufunken. Der Deal enthält eine Ausstiegsklausel mit einer Strafzahlung von fünf Milliarden US-Dollar für den Fall, dass Regulierungsbehörden die Übernahme blockieren.
Was nicht Teil des Deals ist
Wichtig zu beachten: Die Kabelkanäle von Warner Bros. Discovery, darunter CNN, TNT und HGTV, sind nicht Teil der Transaktion. Diese werden Mitte 2026 in ein neues börsennotiertes Unternehmen namens Discovery Global ausgegliedert. Netflix-Co-CEO Ted Sarandos hatte bereits in einem früheren Earnings Call klargestellt, dass Netflix „kein Interesse am Besitz von Legacy-Mediennetzwerken“ habe.
Neue Ära für Netflix
Für Netflix markiert die Übernahme einen bedeutenden Strategiewechsel. Das Unternehmen hat sich bisher vor allem auf organisches Wachstum und selbst produzierte Inhalte konzentriert. Sarandos hatte noch im Oktober betont, dass Netflix „historisch gesehen eher Aufbauer als Käufer“ gewesen sei. Mit der Warner Bros.-Übernahme übernimmt Netflix nun eines der ältesten und größten Studios Hollywoods – inklusive des Kinogeschäfts, das das Unternehmen bisher gemieden hat.
Die Kinoindustrie beobachtet die Entwicklung mit Sorge, da Netflix traditionell eine ablehnende Haltung gegenüber Kinostarts eingenommen hat. Das Unternehmen verspricht jedoch, Warner Bros. als separate Einheit mit Unterstützung für Kinoauswertungen zu führen. Ob Netflix dieses Versprechen langfristig einhalten wird, bleibt abzuwarten.








