Neues Apple-Laptop für Einsteiger

MacBook SE analysiert: Ein Laptop mit iPhone-Chip ist genialer als du denkst

Auf den ersten Blick klingen die Gerüchte zu Apples neuem Einsteiger-MacBook grandios: dünn und leicht, toller Akku, erschwinglicher Preis. Wir haben es kurzerhand „MacBook SE“ getauft. Es soll schon bald erscheinen. Ein Fakt zu Apples neuem Laptop aber verwirrt: Im Innern arbeitet angeblich der Chip aus dem iPhone 16 Pro. Kann das funktionieren? Die Antwort wird manchen überraschen.

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Apple arbeitet fleißig an einer brandneuen MacBook-Variante. Das Besondere: Dieses Laptop ist laut zahlreicher Gerüchte preislich deutlich unter dem MacBook Air (1.199 Euro) positioniert: In Deutschland könnte es zu einem Basispreis von 849 Euro herauskommen.

Der Einfachheit halber nennen wir dieses neue Modell das „MacBook SE“: Diesen Namenszusatz hat Apple schließlich immer wieder verwendet, um Einsteigergeräte zu kennzeichnen. Vielleicht wird es einfach „MacBook“ genannt. Auch dafür gibt es Vorbilder.

Das Wichtigste auf einen Blick!
  • Apple plant ein neues Einsteiger-MacBook für vermutete 849 Euro, das anstelle eines M-Chips von einem iPhone-Prozessor (A18 Pro) angetrieben werden soll.
  • Damit will Apple neue Kunden für sein Ökosystem gewinnen und den großen Markt für Laptops unter 1.000 Euro erschließen, der bisher von Windows und Chromebooks dominiert wird.
  • Der A18 Pro bietet eine überraschend hohe Leistung und übertrifft in Alltagsaufgaben verbreitete Chips in den Laptops anderer Hersteller.
  • Das Gerät soll extrem dünn, leicht und dank lüfterlosem Design komplett lautlos sein sowie eine exzellente Akkulaufzeit bieten.
  • Das neue Modell positioniert sich als Einstiegslaptop für klassische Computer-Aufgaben und grenzt sich damit vom iPad (Touch/Kreativität) und dem leistungsstärkeren MacBook Air ab.
  • Kompromisse sind eine geringere Leistung bei anspruchsvollen Profi-Aufgaben, der Verzicht auf Thunderbolt-Anschlüsse und die Unterstützung von nur einem externen Monitor.

Bislang wird diese Preisregion jedenfalls von Windows-Laptops und Chromebooks dominiert. Apple hat hier nur seine iPads im Angebot. Und so leistungsfähig und flexibel die inzwischen auch sind: Tablet bleibt Tablet und Laptop bleibt Laptop. Daran ändert auch iPadOS 26 nichts.

Viele Eckdaten des neuen MacBook SE klingen verlockend: dünn und leicht, flüsterleise, exzellente Akkulaufzeit, guter Bildschirm.

Apple wäre aber nicht Apple, gäbe es nicht zugleich einen überraschenden Haken: Im Herzen dieses Laptops arbeitet demnach kein „M“-Chip wie in allen anderen Macs (und einigen iPads). Stattdessen kommt der A18 Pro zum Einsatz, den du aktuell im iPhone 16 Pro und iPhone 16 Pro Max findest.

Ja, richtig gelesen: Apple arbeitet an einem MacBook mit „iPhone-Chip“.

Vielleicht denkst du jetzt: Was ist denn das für ein Quatsch?

Schauen wir einmal genauer hin.

Die Strategie: Warum ein günstigeres MacBook?

Mit einem Startpreis von derzeit 1.149 Euro ist das MacBook Air alles andere als preisgünstig.
Mit einem Startpreis von derzeit 1.149 Euro ist das MacBook Air alles andere als preisgünstig. (Bild: Apple)

Die Modellpalette nach unten zu erweitern, mag manchen erstaunen. Ist Apple nicht vor allem für besonders teure Produkte bekannt?

In Wirklichkeit ist es gar nicht so überraschend. Es gibt Vorbilder: die Apple Watch SE, das Standard-iPad sowie das iPhone SE, das in diesem Jahr durch das neue „e“-Modell ersetzt wurde.

Apple bevorzugt es natürlich, seine Preispalette nach oben zu erweitern. Aber das Unternehmen weiß auch, dass es zugleich erschwingliche Einstiegspunkte liefern muss.

Denn: Jeder neu gewonnene Kunde könnte in Zukunft auf ein höherwertiges Modell upgraden. Und viele werden zudem Apples Services nutzen, die zur zweitwichtigsten Einkommensquelle nach dem iPhone herangewachsen sind.

Das Unternehmen betont auch deshalb gegenüber Analysten immer wieder die Zahl der aktiven Geräte. Das ist für Apple ganz wortwörtlich bares Geld wert.

Der Laptop-Markt unter 1.000 Euro ist zugleich enorm groß. Vor allem der Bildungssektor kauft hier ein, aber auch preisbewusste Heimanwender. Und so mancher berufliche Nutzer braucht ebenfalls keine High-End-Leistung, sondern will vor allem ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

MacBook Air M1 als Testballon

Apple hat den Zielmarkt für das MacBook SE durchaus getestet. Hier bei mir in den USA bietet etwa Walmart weiterhin das fünf Jahre alte MacBook Air mit M1-Chip in diesem Preisbereich an. Dieser Testballon hat offensichtlich gezeigt: Ja, es lohnt sich.

Natürlich stellt sich die Frage: Macht Apple sich damit nicht selbst Konkurrenz? Was ist mit dem iPad oder dem MacBook Air? 

Apple hat sich schon häufig lieber selbst „kannibalisiert“ als einen Kunden der Konkurrenz zu überlassen. So hatte das Unternehmen kein Problem, den damaligen Bestseller iPod in die zweite Reihe zu schicken, als das iPhone herauskam. Und die Modellpaletten von iPad und MacBook überschneiden sich schon lange.

Die Modelle und Geräteklassen sind dabei durchaus sinnvoll voneinander abgegrenzt:

  • Das iPad bleibt das Gerät für Touch-Bedienung, Kreativität mit dem Pencil und Medienkonsum. Es kann sich in einen Ersatz-Laptop verwandeln, falls notwendig. Aber das ist nur eine von vielen Optionen.
  • Das MacBook SE wird zum idealen Einstiegslaptop für alle klassischen Computer-Aufgaben.
  • Das MacBook Air positioniert sich klar darüber und ist gedacht für alle, die mehr Leistung, mehr Anschlüsse und mehr Konfigurationsmöglichkeiten benötigen.
  • Brauchst du noch mehr Leistung und noch mehr Anschlüsse? Kein Problem: Hier ist dein neues MacBook Pro.

Ja, das neue MacBook SE macht die Auswahl auf den ersten Blick komplexer. Aber es zielt zugleich klar auf Personen, die ein Laptop haben möchten, aber bitte nicht für einen vierstelligen Basispreis.

In den USA verkauft Walmart weiterhin das MacBook Air mit M1-Chip, so wie hier für 599 US-Dollar. Regulär verlangen sie 649 US-Dollar. Das MacBook SE soll diesen Preis ebenfalls erreichen und wäre dem inzwischen fünf Jahre alten Air in mancher Hinsicht überlegen.
In den USA verkauft Walmart weiterhin das MacBook Air mit M1-Chip, so wie hier für 599 US-Dollar. Regulär verlangen sie 649 US-Dollar. Das MacBook SE soll diesen Preis ebenfalls erreichen und wäre dem inzwischen fünf Jahre alten Air in mancher Hinsicht überlegen.

Technische Analyse: Wie schlägt sich der „iPhone-Chip“?

Die zentrale Frage rund um dieses neue Einsteiger-MacBook ist natürlich die nach der Leistung. Ein Chip aus einem Smartphone kann doch unmöglich mit echten Laptop-Prozessoren mithalten, oder? Die Antwort liegt in den Details der Architektur. Und die ist leistungsfähiger als du wahrscheinlich vermuten würdest.

Architektur: Effizienter als die Konkurrenz

Der A18 Pro ist kein gewöhnlicher Handy-Chip. Er wird im modernen 3-Nanometer-Verfahren gefertigt, was ihn dichter und energieeffizienter macht als die meisten Laptop-Chips, die oft noch auf 7nm- oder 10nm-Prozessen basieren.

Noch wichtiger ist aber, dass er die gleiche grundlegende Architektur wie die leistungsfähigere M-Serie nutzt. Du kannst ihn dir als einen direkten, aber kleineren Verwandten des M4-Chips vorstellen.

Leistungsprofil: Ein überraschender Champion

Um die Leistung einzuordnen, ziehen wir den plattformübergreifenden Benchmark Geekbench 6 heran. Hier werden zwei Dinge bewertet: „Single Core“ und „Multi Core“.

Single Core und Multi Core erklärt!

Moderne Chips haben etliche Rechenkerne (Cores). Diese Kerne können entweder unterschiedliche Dinge erledigen oder aber gemeinsam an derselben Aufgabe arbeiten. Kommen mehrere Kerne gleichzeitig zum Einsatz, spricht man von einem Multi-Core-Prozess. Kümmert sich nur ein Kern darum, ist es ein Single-Core-Prozess.

Vereinfacht gesagt laufen viele Alltagsaufgaben in Single-Core-Prozessen. Die Leistung hier bestimmt deshalb stark mit, wie schnell sich das entsprechende Gerät insgesamt anfühlt. (Es gibt weitere Faktoren außerhalb des Chips. Das würde aber gerade zu weit führen.)

Multi-Core-Prozesse hingegen sind anspruchsvolle und spezialisierte Aufgaben wie etwa das Exportieren eines Videos. Die Performance hier spielt also in solchen besonderen Momenten eine Rolle.

Schauen wir uns einmal an, wie sich Apples „iPhone-Chip“ im Vergleich zu Alternativen schlägt:

Im Single-Core erreicht der A18 Pro einen Wert von ca. 3.500 Punkten. Damit ist er:

  • Über 50 % schneller als der Apple M1 (~2.300 Punkte).
  • Rund 35 % schneller als der Apple M2 (~2.600 Punkte).
  • Sagenhafte 78 % schneller als der AMD Ryzen 5 7530U (~1.941 Punkte), der oft in Windows-Laptops dieser Preisklasse zu finden ist.
  • Knapp 47 % schneller als der Intel Core i5-1335U (~2.353 Punkte).

Im Multi-Core wird es differenzierter. Der A18 Pro hat nur zwei Hochleistungs-Kerne (plus vier Effizienz-Kerne), während die M-Chips vier haben. Trotzdem schlägt er sich wacker:

  • Er liegt mit ca. 8.800 Punkten sogar knapp über dem M1 (~8.300 Punkte).
  • Er muss sich nur dem M2 (~9.700 Punkte) geschlagen geben.
  • Gegenüber der Windows-Konkurrenz behält er die Oberhand: Er ist ca. 40 % schneller als der AMD Ryzen5 und ca. 19 % schneller als der Intel Core i5.

Fazit zur Technik: Der A18 Pro bietet eine überraschend starke Alltags-Performance und muss sich selbst bei anspruchsvolleren Aufgaben nicht verstecken. Diese Zahlen sollten zudem deutlich machen, warum Apple eben nicht auf einen M1 oder M2 setzt.

Das Erlebnis: Wie fühlt sich ein MacBook SE an?

Das 12-Zoll MacBook war vor 10 Jahren eine Sensation, wurde aber am Ende ein Flop. Der schwache Chip, der hohe Preis und die schlechte Tastatur waren einige der Gründe. Das MacBook SE soll es besser machen.
Das 12-Zoll MacBook war vor 10 Jahren eine Sensation, wurde aber am Ende ein Flop. Der schwache Chip, der hohe Preis und die schlechte Tastatur waren einige der Gründe. Das MacBook SE soll es besser machen. (Bild: Rüdiger Müller, Wikimedia Commons. Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Die reine Leistung ist das eine, das tägliche Nutzungserlebnis das andere. Und genau hier dürfte das MacBook SE seine größten Stärken ausspielen. Basierend auf den Gerüchten können wir ein Bild davon zeichnen, was uns erwartet.

Design: Ein alter Bekannter in neuem Gewand

Demnach wird das neue Modell praktisch gesehen ein Nachfolger des ultra-portablen 12-Zoll MacBook von 2015. Das hatte seine Fans, wurde aber durch seinen schwachen Intel-Chip ausgebremst. Außerdem war es teurer als die MacBook Airs.

Mit dem A18 Pro könnte Apple diese Vision nun deutlich besser umsetzen. Erwartet wird ein extrem dünnes und leichtes Gehäuse, das man kaum im Rucksack spürt. Analysten spekulieren außerdem über buntere Farboptionen, ähnlich wie beim iMac, um den Consumer-Fokus zu unterstreichen. Neben dem klassischen Silber werden Blau, Pink und Gelb als weitere Varianten gehandelt.

Die Gerüchte deuten außerdem auf ein 12,9-Zoll-Display hin. Das wäre also etwas kleiner als die 13,6 Zoll Diagonale des MacBook Air. Ich würde erwarten, dass das MacBook SE ohne Notch kommt. 

Qualität, die man spürt

Ein  weiterer großer Unterschied zur Konkurrenz in dieser Preisklasse dürfte die Haptik sein. Statt auf Plastikgehäuse setzt Apple voraussichtlich auch hier auf ein Unibody-Aluminium-Chassis. Dazu kommen eine hoffentlich gute Tastatur sowie das bekannt präzise Glas-Trackpad. Das Ergebnis sollte ein Premium-Gefühl sein, das man bei Chromebooks und Windows-Laptops für 600 oder 700 Euro kaum finden wird.

Die absolute Stille

Dank des effizienten A18 Pro-Chips kommt das MacBook SE wie auch das MacBook Air komplett ohne Lüfter aus. Das bedeutet: Es ist immer absolut still. Kein Surren beim Öffnen vieler Tabs, kein Hochdrehen bei einem Videocall. Diese Ruhe ist ein oft unterschätzter Luxus, der das Arbeiten deutlich angenehmer macht.

Ein Akku, der lange durchhält

Die vielleicht größte Stärke des A-Chips ist seine extreme Sparsamkeit. Wir können beim MacBook SE eine Akkulaufzeit erwarten, die selbst die bereits exzellenten Werte der aktuellen MacBook-Air-Modelle bei alltäglichen Aufgaben wie Surfen, Videoschauen oder Schreiben übertreffen könnte. Das dürfte ein starkes Argument für die anvisierte Kundschaft sein.

Der Preis der Effizienz: Die Kompromisse

Aber natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein. Ganz ohne Kompromisse wird es nicht gehen.

Dem Chip geht schneller die Puste aus

So haben die Benchmarks zwar gezeigt, dass sich der A18 Pro im Alltag schnell anfühlen wird. Für professionelle Kreativarbeit ist er aber beispielsweise nicht gedacht. Aufgaben wie der Export von 4K-Videos, das Rendern von 3D-Modellen oder das Kompilieren großer Programmierprojekte dürften ihn schnell überfordern. 

Das hat auch mit dem lüfterlosen Design zu tun, denn der sorgt bei den Pro-Modellen dafür, dass sie ihre Topleistung länger liefern können. Im MacBook SE wird der Chip sich ähnlich wie beim MacBook Air herunterregeln müssen, um nicht zu überhitzen.

USB 3.2 statt Thunderbolt

Der zweite Kompromiss liegt bei den Anschlüssen. Während die teureren MacBooks auf den ultraschnellen Thunderbolt-Standard (bis zu 40 Gbit/s) setzen, wird das MacBook SE das bestens bekannte USB-C mit USB 3.2 Geschwindigkeit (bis zu 10 Gbit/s) nutzen. 

Auch hier gilt wieder: Diesen Unterschied werden kreative Profis merken und nicht akzeptieren. Aber für die breite Mehrheit der Nutzerschaft spielt er keine Rolle. Allein der astronomische Aufpreis etwa für externe Laufwerke mit Thunderbolt-Schnittstelle statt USB-C macht das deutlich.

Nicht mehr als ein externes Display

Eine weitere Einschränkung: Das MacBook SE wird voraussichtlich nur einen externen Monitor unterstützen. Wer mehr Displays für sein Setup benötigt, bleibt also beim MacBook Air oder greift gleich zum Pro.

Diese Limitierungen sollten niemanden erstaunen. Nur dadurch kann Apple trotz des niedrigeren Preise seine Gewinnmarge behalten. Zudem hilft es dabei, dass SE von den teureren Modellen abzugrenzen.

Fazit

Meine Vorhersage für das MacBook SE: Viele Technerds werden sich über das „iPhone-Laptop“ lustig machen. Zugleich wird die eigentliche Zielgruppe begeistert sein und Apple kaum hinterherkommen, genug zu produzieren.

Das gilt jedenfalls dann, wenn einige wichtige Randbedingungen stimmen.

So darf sich das Unternehmen keinen Faux-pas leisten, wie die lange Zeit schlechten MacBook-Tastaturen. Sie nahmen ihren Anfang mit dem oben genannten 12-Zoll-MacBook.

Anders sähe die Rechnung zudem aus, sollte der Einstiegspreis eben doch nicht so niedrig ausfallen, wie die Gerüchte es derzeit erwarten.

Und dann gibt es da noch das grundsätzliche Basismodell-Problem bei Apple: Die günstigste Option kommt bisweilen mit einer technischen Ausstattung, die gerade so eben reicht. Rüstet man RAM und Festspeicher auf, geht der Preis in großen Schritten nach oben.

Ein endgültiges Urteil können wir heute also noch nicht fällen. Aber spannend ist dieses neue Einsteiger-MacBook allemal.