Die Diskussion um die Nachfolge von Tim Cook als CEO von Apple nimmt Fahrt auf. Während der 65-jährige seit 2011 an der Spitze des Unternehmens steht, verdichten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Führungswechsel. Doch wer wird sein Nachfolger – und ist der Favorit wirklich die beste Wahl?
- John Ternus gilt als wahrscheinlichster Nachfolger von Tim Cook, wird aber intern als zu risikoscheu kritisiert.
- Craig Federighi und Tony Fadell werden als Alternativen gehandelt, haben aber jeweils eigene Schwächen.
- Tim Cook zeigt Anzeichen eines baldigen Rückzugs, könnte aber als Vorsitzender des Verwaltungsrats weitermachen.
John Ternus als Favorit – aber nicht unumstritten
John Ternus, Apples Senior Vice President für Hardware Engineering, gilt als wahrscheinlichster Kandidat für die Nachfolge. Der 50-Jährige arbeitet seit 2001 bei Apple und hat sich durch seine Zuverlässigkeit und akribische Detailgenauigkeit einen Namen gemacht. Kollegen beschreiben ihn als ruhig, emotional intelligent und konservativ. Besonders die erfolgreiche Umstellung der Mac-Reihe auf Apple Silicon hat ihm das Vertrauen von Cook eingebracht.
Dennoch gibt es Stimmen innerhalb des Unternehmens, die Zweifel an Ternus’ Eignung äußern. Kritiker werfen ihm vor, zu risikoscheu zu sein und ambitionierte Projekte nicht ausreichend zu fördern. Diese Zurückhaltung soll zu Frustrationen in seiner Abteilung geführt haben. Ein prominentes Beispiel ist Vice President Tang Tan, der mittlerweile zu OpenAI gewechselt ist und dort gemeinsam mit Apples ehemaligem Chefdesigner Jony Ive an einem KI-Hardware-Gerät arbeitet. Tan hat zahlreiche Hardware-Ingenieure aus Ternus’ Team abgeworben.
Weitere Kritikpunkte betreffen Ternus’ mangelnde Ausstrahlung als Führungspersönlichkeit und seine geringe Erfahrung in geopolitischen Angelegenheiten, die in den vergangenen Jahren einen Großteil von Cooks Zeit in Anspruch genommen haben.
Die CEO-Nachfolgeplanung ist ein strategischer Prozess, bei dem Unternehmen frühzeitig potenzielle Kandidaten für die Geschäftsführung identifizieren und vorbereiten. Dies ist besonders wichtig bei großen Konzernen wie Apple, um einen reibungslosen Führungswechsel zu gewährleisten. Eine gute Nachfolgeplanung verhindert Unsicherheit bei Investoren und Mitarbeitenden und sichert die langfristige Stabilität des Unternehmens.
Weitere Kandidaten im Rennen
Craig Federighi, Apples Software-Chef, wird ebenfalls als möglicher Nachfolger gehandelt. Seine hohe Sichtbarkeit und technische Expertise sprechen für ihn. Allerdings befürchten manche, dass sein Fokus auf Software ihn für die umfassenden Anforderungen der CEO-Position weniger geeignet macht. Federighi bevorzugt es offenbar, sich mit technischen Problemen zu beschäftigen, anstatt sich mit den breiteren strategischen Herausforderungen auseinanderzusetzen, die das Amt mit sich bringt.
Zudem gilt auch Federighi als risikoscheu. Er soll sowohl die Investitionen in die Vision Pro als auch das mittlerweile eingestellte Projekt für selbstfahrende Autos kritisch gesehen haben. Anfangs war er auch skeptisch gegenüber Künstlicher Intelligenz und hielt die Technologie für überschätzt und zu unberechenbar.
Chief Operating Officer Sabih Khan und Marketing-Chef Greg Joswiak werden ebenfalls als potenzielle Kandidaten genannt, gelten aber als weniger wahrscheinlich. Khan hat zwar kürzlich Cook auf einer China-Reise begleitet, ist aber im Gegensatz zu Ternus noch nie bei Keynotes oder öffentlichen Auftritten für Apple in Erscheinung getreten.
Die Rückkehr eines alten Bekannten?
Eine überraschende Wendung könnte die mögliche Rückkehr von Tony Fadell sein, dem Miterfinder des iPod. Fadell soll kürzlich Vertrauten gegenüber erwähnt haben, dass er offen für die Position des CEO wäre. Einige ehemalige Apple-Führungskräfte glauben, dass Fadell das Unternehmen aus der Perspektive eines produktorientierten Visionärs „aufmischen“ könnte.
Allerdings gilt seine Rückkehr als höchst unwahrscheinlich. Fadell war während seiner Zeit bei Apple eine polarisierende Figur. Als Apple 2014 die Möglichkeit hatte, Fadells Smart-Home-Unternehmen Nest zu übernehmen, lehnte das Unternehmen ab – unter anderem, weil einige Mitarbeitende seine Rückkehr nicht wünschten.
Anzeichen für Cooks baldigen Rückzug
Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass Cook tatsächlich plant, in absehbarer Zeit zurückzutreten. In seinem Privatleben haben sich Veränderungen ergeben: Er steht nicht mehr routinemäßig um vier Uhr morgens auf, um ins Fitnessstudio zu gehen, wie er es früher tat. Zudem haben Personen in seinem Umfeld ein leichtes Zittern in seinen Händen bemerkt, das auch bei einem kürzlichen Besuch im Weißen Haus sichtbar war.
Überraschend kaufte Cook ein Luxushaus außerhalb von Palm Springs in Kalifornien. Dies ist bemerkenswert, da er früher deutlich sparsamer war und beispielsweise im Silicon Valley ein Haus mietete, anstatt eines zu kaufen.
Führende Mitarbeitende bei Apple sind sich so sicher, dass größere Führungswechsel bevorstehen, dass sie diese Situation gegenüber Personen erwähnt haben, die versucht haben, sie abzuwerben.
Kritik an Cooks Führung
Einige Analysten werfen Cook vor, nicht schnell oder dringlich genug auf die wachsende Herausforderung durch Künstliche Intelligenz zu reagieren – im Vergleich zu Führungskräften bei Meta und Google. Eine Forschungsfirma hat sogar öffentlich gefordert, dass Apple über einen Austausch Cooks nachdenken sollte, da das Unternehmen nun einen produktorientierten CEO benötige und nicht einen, der sich auf Logistik konzentriert.
Dennoch hat Cook während seiner vierzehnjährigen Amtszeit beeindruckendes Wachstum erreicht. Die Apple-Aktie ist unter seiner Führung um über 1.400 Prozent gestiegen, verglichen mit 430 Prozent für den S&P 500. Allerdings hat die Aktie in diesem Jahr 16 Prozent verloren, während Meta um 25 Prozent und Microsoft um 19 Prozent zulegten.
Wie geht es weiter?
Die Financial Times berichtete im November, dass Apple die Vorbereitungen für Cooks Rückzug intensiviert habe und dieser bereits Anfang 2026 erfolgen könnte. Bloomberg-Reporter Mark Gurman äußerte jedoch Zweifel an diesem Zeitplan und bezeichnete die Berichterstattung als „einfach falsch“. Er glaube nicht, dass ein Rückzug bis Mitte nächsten Jahres wahrscheinlich sei.
Eine mögliche Lösung könnte sein, dass Cook nicht vollständig in den Ruhestand geht, sondern zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats wird. Der aktuelle Vorsitzende Arthur Levinson ist 75 Jahre alt und hat damit die empfohlene Altersgrenze für Vorstandsmitglieder erreicht. Cook könnte diese Position für das nächste Jahrzehnt übernehmen, während Ternus die operative Führung übernimmt.
Cook selbst hat öffentlich erklärt, dass er möchte, dass sein Nachfolger aus dem Unternehmen kommt. Das Unternehmen verfüge über „sehr detaillierte Nachfolgepläne“. Unabhängig davon, wer letztendlich die Führung übernimmt, steht Apple vor einer der bedeutendsten Führungstransitionen seit über einem Jahrzehnt. Die Entscheidung wird weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens haben – insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Mixed Reality und Heimautomatisierung.







