Kritik von Joseph Weizenbaum

Kritisches Denken statt Medienberieselung

Der Computerpionier und Philosoph Joseph Weizenbaum äußerte sich auf der Tagung „Informatik und Rüstung“ mit herber Kritik gegenüber den IT-Profis und Medien.In den Augen des Computerkritikers führt der Fortschritt im Bereich der Informationstechnologien und der Rüstung, die nach Weizenbaums Auffassung aufgrund der hohen finanziellen Förderungen aus dem Militärbereich eng miteinander verstrickt sind, in letztendlicher Konsequenz zu einer katastrophalen „Sicherheitsgesellschaft“ ohne kritisches Denkvermögen.

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Unverantwortlich sei die stetige Weiterentwicklung der Technologien durch die IT-Branche, so Weizenbaum. Sie bringt eine hohe gesellschaftliche Verantwortung mit, die gar nicht oder nur unzureichend von den Verantwortlichen wahrgenommen wird. Das kritische Denken fällt der Profitgier, die durch die rasant wachsenden Budgets genährt wird, zunehmend zum Opfer und fördert keineswegs nur die Entwicklung einer „positiven“ Informationstechnologie: Jede Medaille hat auch eine Kehrseite. Das beste Beispiel ist laut Weizenbaum hierfür der Computer. Dieser wurde einzig und allein für den militärischen Gebrauch während des Kalten Krieges entwickelt. Grundlegende Fragen, wie „dient eine Technologie wirklich der Allgemeinheit oder letztendlich nur einigen wenigen Gruppierungen, um jeden einzelnen in der ,Sicherheitsgesellschaft' noch besser kontrollieren zu können?“, muss sich jeder IT-Entwickler stellen.

Aber nicht nur die IT-Branche hat laut des Informatikers Nachholbedarf in Sachen Ethik. Dank der Medienberieselung durch das Fernsehen und Internet kann das Militär die Suche nach der Dummheitspille aufgeben. Ein Überangebot an nutzlosen Informationen via Internet und Fernsehen führen zu einer apathischen Gesellschaft, die das kritische Denken immer stärker verlernt.

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