Ein Thema, zwei Meinungen: Beats 1 - wer braucht heute eigentlich noch Radio?

Eine der während der World Wide Developer Conference im Zuge von Apple Music vorgestellten Funktionen war der 24/7-Online-Radiosender mit Moderation bekannter DJ-Größen „Beats 1“. Aber sind Radiosender überhaupt noch zeitgemäß? Und wer braucht sie - gerade jetzt, wo jeder selbst DJ spielen und sich Playlisten zusammenstellen kann? Unsere Redakteure Sebastian Schack und Esther Acason diskutieren diese Thema in unserer Serie Ein Thema, zwei Meinungen.

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Radio ist out

Gerne erinnere ich mich an die Zeiten, in denen ich ununterbrochen Radio gehört hab. Ich erinnere mich noch, wie ich meine neuesten Lieblings-Lieder auf Kassette aufgenommen und mich dabei regelmäßig darüber aufgeregt habe, wenn die Moderatoren mitten im Lied anfingen, über den x-ten Stau auf der A7 zu berichten. Denn dann war die Aufnahme ruiniert und ich musste vor dem Radio ausharren, bis die Lieder erneut gespielt wurden. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. In meinem Freundeskreis hört man nur noch in seltenen Fällen Radio, so wie wir es aus unserer Kindheit kennen. Das Radio ist auf wenige Orte begrenzt.

Esther Acason
Esther Acason

Ich persönlich versuche es zwischendurch immer mal wieder, mich dem deutschen Radio anzunähern, zum Beispiel beim Aufräumen oder Putzen. Doch schon nach kurzer Zeit gebe ich entnervt auf, weil mich a) die Moderatoren zu sehr nerven und b) die Musik, abhängig vom Radiosender, eine Endlosschleife der immergleichen Lieder ist. Besonders genervt bin ich inzwischen von Milow, der eigentlich gute Musik macht, nur leider viel zu oft gespielt wird.

Ob Apples Entscheidung, beim Radio mitzumischen, eine so gute Idee ist? Meiner Meinung nach nicht. Für mich kommt dieser Schritt zu spät – ich bin längst abgewandert. Wohin, fragen Sie sich...? Zu internationalen Streams im Internet. Einige Unternehmen bieten auf ihrer Seite gleich mehrere Stationen an, so dass ich zwischen verschiedenen Musik-Richtungen mit nur einem Klick wechseln kann, wenn mich Lieder tatsächlich zu sehr nerven sollten. Oder aber ich mache den Stream aus und suche mir Playlists auf Spotify. In der App und der Gratis-Version von Spotify werden diese als Shuffle abgespielt. Ist irgendwie auch ein bisschen wie Radio.

Esther Acason

Neue Songs im Radio

Ich habe schon immer gerne Musik gehört. Sehr gerne. Entsprechend viel Musik „besitze“ ich auch. Das 25.000-Song-Limit von iTunes Match ist in greifbarer Nähe. Mein Ethusiasmus für das Suchen nach und Entdecken von neuer Musik ist allerdings seit Jahren dahin. Seit dem Moment nämlich, als ich irgendwann vor rund 15 Jahren Podcasts (die damals noch nicht so hießen) für mich entdeckte. Podcasts sind ein sehr schönes, aber auch zeitraubendes Hobby. Und da ich inzwischen Podcasts in praktisch allen Situationen höre, in denen ich einst Musik hörte, habe ich immer weniger Zeit für Musik.

Sebastian Schack
Sebastian Schack

Die wenige Zeit, die ich noch für Musik habe (beziehungsweise, die ich mir noch nehme) möchte ich dann eigentlich nicht darauf „verschwenden“, zu experimentieren. Das traurige Resultat daraus ist, dass ich im Prinzip zu deutlich über 90 Prozent meiner Musik-Zeit, Songs und Alben höre, die ich schon immer gehört habe. Neue Musik findet selten ihren Weg in meine Playlists. Viele Menschen entdecken neue Musik durch das Radio. Beim Autofahren, beim Kochen, beim Duschen – wann auch immer. Für mich ist das bislang keine Option. Deutsches Musikradio finde ich grauenhaft. Die Moderatoren sind größtenteils völlig austauschbar und abgesehen von ein paar Sendungen im Spätprogramm spielen (nicht nur) gefühlt alle Sender immer die gleichen Songs.

Selbst die häufig sehr ironischen Radiosender der Videospielreihe „Grand Theft Auto“ (GTA) sind besser. Im Ausland gibt es sicherlich tolle Sender. Ich habe aber keine Lust, die zu suchen. Spotify hat auch so etwas wie Radiosender. Die liegen für meinen Geschmack aber zu oft daneben. Von daher hoffe ich ein bisschen, dass Apple es „richtig“ macht und einen Sender schafft, den ich a) hören mag und der mir b) neue Musik beschert.

Sebastian Schack

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