Tim Cook und Apple unter Druck

Apples Schicksalswochen: KI, Konkurrenz und die WWDC 2024

In den kommenden Tagen steht Apple vor einer seiner größten Herausforderungen seit Jahren. Die Konkurrenz durch Google und Microsoft hat dermaßen zugenommen, dass sich das Schicksal des Tech-Giganten auf der diesjährigen WWDC 2024 entscheiden könnte. Kann Apple den Erwartungen gerecht werden, oder droht das Unternehmen, den Anschluss zu verlieren?

Von   Uhr

Google und Microsoft haben Apple in die Zange genommen. Über Jahre hinweg dominierte Apple mit seiner eleganten, angesagten Produktpalette aus iPhone, iPad, Mac und Apple Watch sowie einem reibungslosen Betriebssystem und eigenen Prozessoren den Markt. Doch jetzt, da sich die Welt rasant in Richtung künstlicher Intelligenz bewegt, könnte Apple die Führung verlieren. Es steht zu befürchten: Steve Jobs wäre das nicht passiert. Als er das Ruder an Tim Cook übergab, waren die Zweifel groß. Ein Finanzmann als CEO? Kaum jemand traute Cook zu, das Unternehmen erfolgreich zu führen. Doch Cook bewies das Gegenteil. Er optimierte Abläufe und führte Apple zu neuen Höhen. Dennoch fehlt seit Jahren die große Innovation. Das iPhone war ein Meilenstein, die Apple Watch ein nettes Gadget, doch es gab Jahre keinen technischen Spielraum für echte Innovationen. Bis jetzt, da die KI eine weitere Revolution für Technologie und Menschheit mit sich bringen wird.

Wer ist Kassian Alexander Goukassian?

Kassian Alexander Goukassian ist der CEO von falkemedia. In den frühen 2000er-Jahren gründete er die Mac Life, das erste Apple-Magazin mit Fokus auf Endanwender fernab der DTP-Bubble. Konzeptionell setzte das Magazin voll auf die Entwicklung Apples hin zu einer Lifestyle-Marke. Seine Vision und Innovationskraft haben falkemedia zu einem führenden Medienunternehmen gemacht, welches neben erfolgreichen Technik-Magazinen wie der DigitalPHOTO, Beat und der Mac Life inzwischen auch viele digitale Angebote realisiert. Goukassian ist bekannt für seine strategische Weitsicht und sein Engagement für Journalismus mit hohem Nutzwert für Leserinnen und Leser.

Das KI-Dilemma

Mit dem Aufkommen der KI hat Apple die Zeichen der Zeit verschlafen. Tim Cook und sein Team haben die Relevanz von künstlicher Intelligenz offensichtlich unterschätzt. Während Microsoft und Google mutig voranschritten, hielt Apple an seiner konservativen Linie fest. „Machine Learning“ statt „KI“ hieß es in allen Statements. Bewusst wollte man den Apple-Kundinnen und Kunden keine Angst einjagen und entschied sich, trotz seichter Einführung von KI-Prozessen in der Apple-Welt (dazu zählten die Bilder-Suche, Textkorrekturen, Fotooptimierung), für Begriffe abseits der „AI“, der „artificial intelligence“. Eine Strategie, die sich nun rächt. Die Welt will mehr. Menschen sind bereit, Standpunkte und Ängste aufzugeben, wenn der Nutzen höher ist. OpenAI preschte Ende 2022 plötzlich vor und Tech-Riesen wunderten sich über das weitgehende Ausbleiben von Revolten. Während Google und Meta zumindest Unreifes im Köcher hatten und Microsoft sich Jahre zuvor für ein Investment in OpenAI entschied, scheint Apple eiskalt überrascht worden zu sein.

Neu gemischte Karten

Die Konkurrenz schläft nicht. Google beeindruckte auf der letzten Entwicklerkonferenz im Mai mit so innovativen KI-Produkten, die selbst eingefleischte Fans überraschten. Mit einem immensen Datenfundus aus der Suchmaschine Google selbst und der global größten Wissenssammlung in YouTube hat der Konzern einen unschlagbaren Vorsprung. Das vorgestellte Gemini, Googles Antwort auf OpenAI, greift tief in das Android-Betriebssystem und verbindet so verschiedene Apps und Services, wie OpenAI es ohne Hürden nie hinbekäme. Das Resultat ist das Potenzial hochkomplex agierender KI-Agents, die nahtlos Aufgaben erledigen und einander übergeben. Und Google kündigte an, Gemini auf allen Android-Phones auszurollen – nicht nur den eigenen.

Microsoft hingegen setzt auf tief integrierte KI in seinen neuen Co-Pilot-Notebooks. Ein Notebook, das per Sprachbefehl nahezu alles erledigen kann – wer könnte da widerstehen? Die Notebooks wurden markig angekündigt, wie Apple es sonst nur tut: Als die schnellsten und besten der Welt, die alles in den Schatten stellen. Und in der Tat: Wenn die Notebooks halten, was sie versprechen, dürfte es einen irren Produktivitäts-Boost auf Millionen Schreibtischen weltweit geben.

Apples letzte Chance?

Nun richtet sich alle Aufmerksamkeit auf die WWDC 2024 vom 10. bis 14. Juni. Wird Apple mit einer eigenen KI-Lösung überraschen können? Die Gerüchteküche brodelt, doch bisher deutet nichts darauf hin, dass Apple etwas Bahnbrechendes präsentieren wird. Stattdessen könnte das Unternehmen gezwungen sein, auf Technologien der Konkurrenz zurückzugreifen. Es wird kolportiert, man stünde kurz vor Vertragsabschluss mit OpenAI. Während Apple über Jahre Milliardengelder von Google erhielt, um als Standardsuchmaschine unter iOS installiert zu sein, könnte Apple jetzt an der Reihe sein, die Konkurrenz reichlich bezahlen zu müssen, um nicht hinten anzustehen. Doch OpenAIs ChatGPT-Technologie dürfte aus genannten Gründen Google in puncto Integration ins Betriebssystem und Zugriff auf tagesaktuelle Inhalte von Google und YouTube kaum das Wasser reichen können.

So scheint sich Apple auf die Argumente „Datenschutz“ und die „Ausführung von KI-Aufgaben direkt auf dem Gerät“ zu fokussieren, um den Standpunkt als Privatsphären-Anwalt der Anwendenden zu unterstreichen. Doch reicht das aus, um die technikbegeisterten Nutzer zu überzeugen? Wohl kaum. Es muss mehr daher.

Sollte es Apple gelingen, die verfügbaren KI-Features Dritter nahtlos in seine Betriebssysteme zu integrieren und die wirklich wichtigen, den Lebensalltag der Menschen erleichternden Features über den gesamten Apple-Kosmos nahtlos zu integrieren, könnte sich das Blatt doch noch wenden. Wichtig ist nur, dass Otto Normalverbraucher nichts davon im Alltag mitbekommt, dass sie der Konkurrenz möglicherweise hinterherhinken. Eine „Fake it till you make it“-Show mit vollmundigen Versprechungen. Ich möchte nicht wissen, wie es in Apples-Entwicklerküche brodelt. Leitete Elon Musk Apple, müssten viele Apple-Teams wohl im Campus campen, um ihre Deadlines zu schaffen.

Ausblick

Die nächsten Tage werden spannend. Apples Schicksals-WWDC steht bevor. Wird Apple den Thron verteidigen oder von der Konkurrenz überholt? Es bleibt nur zu hoffen, dass Tim Cook und sein Team noch ein Ass im Ärmel haben. Ich kann es kaum erwarten, die Einschätzungen der Fachleute am Abend der WWDC am 10. Juni zu verfolgen und meine eigenen Rückschlüsse hier mit euch zu teilen.

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Apple hat so viel Einschränkungen für seine Nutzer aufgebaut, dass man sich wie in einer Domina Kammer vorkommt. Der Preis passt auch dazu.

Dünne Bildschirmränder haben nicht den Stellenwert von Freiheit für den Anwender.

Nach Jahrzehnten scheint wohl jetzt der Zeitpunkt einer Scheidung ins Haus zu stehen.

Schwachfug, der

Gilt auch für die absurde Grütze, die Goukassian mal wieder abgesondert hat. Schwachfug der unterkomplexesten Sorte.

Na, welch konstruktive Wortmeldung! ;-)

Da war wohl viel „Bananamara“ im Spiel ;-)

Gratulation! Gönnen Sie sich Linux. Sie müssen dann nicht alle 4 Jahre neue Hardware kaufen nur weil Apple ihre Geräte für obsolet erklärt.

Mal schauen was Apple mit KI vor hat. Auch bei Google und Microsoft ist nicht alles Gold was glänzt. Einiges davon ist nämlich auch schlicht „Schrott“. Würde nicht sagen das der Abstand zwischen Microsoft/Google auf der einen und Apple auf der anderen Seite wirklich so riesig ist. Generative KI fehlt bei Apple allerdings schon. In ein paar Tagen sind wir hoffentlich schlauer.

Die Geldfabrik Apple sperrt wohl bald zu...

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