Tech-House: Joris Voorn

Das Studio als Mikro-Kosmos

Beat / In dem Haus befindet sich auch dein Studio. Was bedeutet dir der Raum?

Joris Voorn / Mein Studio ist ganz oben im Haus, es ist der Raum mit dem meisten Licht und Fenstern an drei Seiten. Es ist auch das Zimmer, das am besten von unseren Nachbarn isoliert ist. Es ist eher klein, aber dort zu arbeiten ist prima. Wenn ich dort bin, fühlt es sich wie mein eigener kleiner Kosmos an. Es ist bequem, was ich für sehr wichtig halte, wenn du an Musik arbeitest. Ein Arbeitsplatz für einen Künstler muss inspirierend sein!

Beat / Was waren wichtige Kriterien beim Einrichten des Studios?

Joris Voorn / Das Zimmer ist recht eng, folglich konnte mein Arbeitstisch nur in eine Richtung gestellt werden. Ich kann beim Produzieren nach draußen blicken, was nicht zu ablenkend ist, es mir aber erlaubt, gelegentlich mal die Gedanken schweifen zu lassen. Morgens scheint die Sonne in den Raum, was ich liebe, und danach ändert sich ihre Einstellung, sodass sich immer eine andere Stimmung ergibt. Die frühen Stunden sind aber die besten! Die Ergonomie hingegen ist ein ständiges Problem. Es ist sehr klein hier und das bedeutet, dass ich nicht mein gesamtes Equipment ständig aufgebaut haben kann, weil es sonst leicht ein Durcheinander wird. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich meistens am Rechner arbeite. Ich habe zwar einen Mixer, Mikrofone, Synths, Drum-Computer und Effekteinheiten. Aber es ist ungemein aufwendig, sie immer alle auch zu benutzen. Und die Ergebnisse am Computer sind oft sogar besser.

Beat / Beeinflusst die Studio-Architektur den Sound der Produktionen?

Joris Voorn / Auf jeden Fall. Als ich mir meinen ersten Synthesizer gekauft habe, hat mir ein Freund bei der Auswahl geholfen und mir erklärt, dass die Haptik eines Geräts genauso wichtig ist wie sein Klang. Das gilt genauso für das Studio als Ganzes. Vor zehn Jahren bestand mein Studio nur aus ein paar Synthies und Drum-Computern und ich habe viele One-Take-Stereo-Aufnahmen gemacht. Es war ein wenig so, als sei das Studio selbst ein Instrument und die Aufnahmen dort haben das reflektiert. Heutzutage sind meine Produktionen durchgeplanter und ich muss härter daran arbeiten, Überraschungsmomente zu erreichen und sie organisch und lebendig klingen zu lassen.

Beat / Bands wie Kraftwerk sind jeden Tag ins Studio gegangen, ganz egal, ob sie dort etwas produziert haben oder nicht. Was hältst du von solch einer Einstellung?

Joris Voorn / Ich halte sie für nützlich. Worum es dabei wohl geht, ist, sich nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen, stets auf Draht und bereit fürs Musikmachen zu sein. Wenn du administrative Tätigkeiten durchführst, wie beispielsweise nach Samples oder Sounds zu suchen, wird daraus häufig ein Track. Inspiration ist nie weit weg und manchmal musst du dich dazu zwingen, dich ins Studio zu setzen, um zu sehen, was passiert. Eine kleine Idee kann der Funke für etwas Größeres sein. Picasso hat das einmal treffend auf den Punkt gebracht: „Ich fange mit einer Idee an. Und dann wird es etwas anderes.“

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