Ambitionierte Videobearbeitung mit Apple Software hat ein Gesicht: Final Cut. Die Bedienoberfläche der Express-Version, im November aktualisiert auf Nummer 4, gleicht der von Final Cut Pro 6 (FCP) im zweiten Studio-Paket wie ein Ei dem anderen. Auch unter der Haube ist die Technologie nahezu identisch. Die technologische Basis für das Express-Werkzeuge ist die von FCP 6. Dafür kostet FCE 4 nur 199 Euro, wenngleich FCP 6 im Final Cut Studio 2 für 1299 Euro nicht nur mehr Software, sondern auch mehr Fähigkeiten mitbringt.
So kann FCP zum Beispiel unkomprimierte Videodaten verarbeiten, bietet so genannte „Mulit-Cam“-Möglichkeiten und ein umfangreicheres Farbmanagement. Wer jedoch einen neuen AVCHD-Camcorder (und einen Intel-Mac) besitzt, wem iMovie 08 nicht mehr ausreicht, wer verschiedene Standard-und High-Definition-Inhalte auf einer Timeline mischen will und neue Special Effects anwenden will, der ist beim neuen FCE 4 gut aufgehoben. Besonders interessant macht sich die neue Version vor allem durch die Import-Möglichkeit von iMovie-08-Projekten – viele iMovie-Anwender äußerten sich vom Update enttäuscht.
iMovie zum Einstieg
Für die meisten Hobbyfilmer hatte die Einsteigersoftware iMovie HD 6 bis zum Sommer ausgereicht. Dann kam das Update im Rahmen von iLife 08 mit der Möglichkeit, AVCHD-Videodaten von Speicherkarten, Mini-Festplatten- und -DVDs zu lesen. Um das Lernniveau weiter zu verringern, hatte Apple iMovie 08 jedoch um vertraute Fähigkeiten beschnitten. So vermissten iMovie-Fans in 08 sowohl die Time- als auch die Audioline, Effekte waren bis auf Übergänge und Titeleinblendungen vollkommen verschwunden, Audio-Spuren ließen sich nicht mischen. Dafür stieg die Geschwindigkeit, und das Filmschaffen mit „Storyboards“ schien Anfängern tatsächlich leichter zu fallen.
Videoclips aus neuen Recordern
Auftritt nun FCE 4. Aus dem günstigen Preisniveau steigt Apple mit dem Quasi-Nachfolge-Angebot für iMovie Altanwender auf gewinnträchtigere Höhen – und schließt die Lücke zwischen neuen Formatanforderungen und fortschreitenden Ansprüchen. Denn viele neue HD-Camcorder zeichnen im Advanced Video Codec High Definition (AVCHD) nicht mehr linear auf Band, sondern auf DVDs, SD-Karten, Memory Sticks und Festspeicher auf. Da deren Platz beschränkt ist, wird AVCHD stark komprimiert und muss zur Bearbeitung umgewandelt werden.
Deshalb traut Apple dieses Format nur Intel-Macs zu. Wird ein AVCHD-Camcorder an diesen angeschlossen, tauchen im neuen FCE in einer linken Spalte alle aufgenommenen Clips auf. Im rechts daneben liegenden Vorschau-Fenster können nun jeweils die Ein- und Ausstiegspunkte für die Abschnitte festgelegt werden, die importiert werden sollen. Das kann jetzt auch im Batch aus mehreren Clips erfolgen, dauert jedoch länger als in Echtzeit, da FCE wie alle anderen Apple-Programme AVCHD-Material in den Apple Intermediate Codec (AIC) verwandelt. Videos im MPEG-2-Format von diesen Recordern beherrscht FCE nicht. Apple empfiehlt, diese vorerst in iMovie 08 zu öffnen und von dort mit FCE zu importieren.
Open Format Timeline
Was FCP 6 kann, nun auch FCE 4. In den Open Format Timelines lassen sich endlich verschiedene Video-Formate wie DV, HDV und AVCHD miteinander mischen. Zwar legt man zunächst das projektspezifische Format weiterhin nach Abfrage fest, ein hinzugefügter erster Clip anderer Herkunft ändert jedoch die Einstellung. Weitere Sequenzen anderen Formats werden dieser angepasst und automatisch skaliert, also in korrekter Auflösung (bis zu 1080i und 720p HD), entsprechender Bildrate und -rändern. Noch in Version 3.x konnte FCE gemischte Formate nur in ihren nativen Auflösungen zeigen.
Diskutiere mit!
Hier kannst du den Artikel "Final Cut Express 4" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.
Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.