Software-Sequenzer für Mac und Windows

Mackie Tracktion 3

Über mangelnde Auswahl an Software-Sequenzern können sich Musiker im Jahre 2007 wahrlich nicht beschweren. Fernab von komplexen Alleskönnern vom Schlage einer aktuellen Cubase- oder Logic-Version erwächst von vielen unbeachtet eine neue Generation an Programmen, die ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen.

Von   Uhr

Das grundlegende Merkmal von Tracktion liegt in dem -zugrundeliegenden Bedienkonzept. Am Auffälligsten ist sicherlich die Abstinenz der typischen Flut an Fenstern: Die Oberfläche von Tracktion ist tatsächlich gänzlich anders als die „klassischer“ Sequenzer, denn sie besteht aus nur einem Fenster, in dem alle Funktionen untergebracht sind.

Viel bringt viel

Die von uns getestete Ultimate-Version wird auf zwei DVDs ausgeliefert und enthält neben dem Tracktion-Sequenzer viele Effekte, Instrumente und Loops von Drittanbietern. Entsprechend umfangreich ist der Aufwand bei der Installation. Ob die zahlreichen Beigaben den höheren Preis der Ultimate-Ausgabe rechtfertigen, hängt von den persönlichen Erwartungen ab. Auf jeden Fall spielt die mitgelieferte Software qualitativ in einer vergleichbaren Liga wie die Plug-in-Beigaben anderer Sequenzer. Der Nachteil: Es wirkt nicht alles wie „aus einem Guss“.

Das Ultimate-Bundle bietet unter anderem den Drumcomputer RM IV und Software-Synthesizer Alpha 3 von LinPlug, den SampleTank-2-SE-ROMpler und die AmpliTube-LE-Ampsimulation von IK Multimedia sowie ein Orchester-Instrument auf Basis der Garritan-Personal-Orchestra-Library. Dazu gesellen sich diverse Plug-ins zum Mischen und Mastern und Unmengen an Loops. Im günstigeren Project-Bundle sind oftmals nur leistungsreduzierte Versionen dieser Programme beigelegt, die eigentliche Tracktion-Anwendung ist aber in beiden Paketen die Gleiche. Die Freischaltung von Tracktion erfolgt über eine Schlüsseldatei, die über das Internet abrufbar ist. Einige der Effekte und Instrumente müssen über eine eigene Seriennummer autorisiert werden.

Der kleine Unterschied

Nach dem Start übernimmt Tracktion den gesamten Bildschirm und hält sich dabei weder an Mac- oder Windows-Konventionen. Die Oberfläche teilt sich über Reiter in drei Bereiche: „Projects“ dient der Verwaltung von Songs, inklusive der verwendeten Audiodateien. Hier können Dateien vorgehört und organisiert werden, auch ein externer Waveeditor lässt sich nahtlos einbinden.

Über „Settings“ werden grundlegende Einstellungen, beispielsweise zum Audio-Interface, getroffen. Das Herzstück aber ist das „Edit“-Fenster, das mit der Arrange-Ansicht anderer Sequenzer verglichen werden darf: Anstatt – wie sonst bei Sequenzern üblich – die einzelnen -Editoren und deren Funktionen in verschiedene Fenster auszulagern, zeigt -Tracktion die jeweils relevante Parameter abhängig vom Kontext eben in diesem einen Fenster an. Dadurch ist so ziemlich jede Funktion nur zwei Mausklicks entfernt. Dies dürfte insbesondere weniger Computer-affine Musiker erfreuen.

Überhaupt nimmt Tracktion den Anwender an die Hand, denn egal wo der Mauszeiger steht, wird ein -Pop-up mit entsprechenden Erläuterungen eingeblendet (die Hilfe-Funktion lässt sich natürlich auch -ausschalten). Das rund zwanzig Seiten „dicke“ Schnellstart-Handbuch weist schnell in die grundlegenden Arbeitsschritte mit Tracktion ein, eine Referenz liegt als PDF vor und kann zum Nachschlagen direkt aus der Anwendung heraus geöffnet werden. Der Clou ist aber der beigelegte (aber leider Englisch sprachige) Video-Workshop, der Tracktion mit Praxis-Beispielen näher bringt. Also alles eitel Sonnenschein? Tatsächlich, denn sowohl das Programm selbst, als auch die Handbücher sind Deutsch sprachig.

Was ist neu?

Zentrale Neuerung in Tracktion 3 ist die Unterstützung von Loops (in den Formaten Apple Loops, ACID, REX2) mit einem an GarageBand beziehungsweise Logic angelehnten Loop-Browser und ein verbesserter Timestretching-Algorithmus. Zudem unterstützt Tracktion 3 mehrere CPUs und Mehrkernprozessoren. Controller-Hardware, beispielsweise die Mackie Control Universal, wird bereits seit Version 2 direkt unterstützt.

Tracktion 3 funktioniert auch unter Windows Vista, entsprechende Treiber-Software für das verwendete Audio- und/oder MIDI-Interface vorausgesetzt. Besitzer von Intel-Macs freuen sich darüber, dass der Sequenzer und alle mitgelieferten Plug-ins (bis auf die Effekte der mda-Serie) nun als Universal Binary vorliegen.

Features

  • „On-Windows“-Benutzeroberfläche
  • integrierter MIDI-Editor
  • viele Funktionen zum Projekt-Management
  • „Freeze“-Funktion, um Hardware-Ressourcen zu schonen
  • VST-/VSTi-Einbindung und Parameter-Automation, ReWire-fähig
  • Im- und Export aller wichtigen Dateiformate
  • Einbindung von Controller-Hardware möglich

Fazit

Tracktion ist seit rund fünf -Jahren am Markt und hat sich in dieser Zeit beständig weiterentwickelt. Aber ganz im Gegensatz zu anderen Sequenzern, die immer mehr Features (mit entsprechendem Lernaufwand) integrieren, verfolgt Tracktion ein anderes Konzept. Der Arbeitsablauf wird als wichtigste Funktion angesehen, die Zahl an Features scheint dem untergeordnet zu sein. Dabei ist die Funktionsvielfalt an kaum einer Stelle beschnitten, denn alles, was im normalen Projekt-Studio-Alltag gebraucht wird, ist auch vorhanden. Wer sich ernsthaft die Frage stellt, zu wie viel Prozent er seine Cubase- oder Logic-Version tatsächlich ausreizt, wird in den meisten Fällen zu einer Antwort kommen, die durchaus auf ein „weniger ist mehr“ hinauslaufen könnte …

Als „alter Hase“ muss man gewillt sein, sich auf ein abweichendes Konzept einzulassen, wird dann aber nach etwas Einarbeitungszeit mit einem Sequenzer belohnt, der sich tatsächlich logischer bedienen lässt als viele Mitbewerber. Man darf aber nicht der Versuchung erliegen, Tracktion als Sequenzer für Einsteiger zu belächeln, denn die gebotenen Möglichkeiten genügen durchaus auch gehobenen Ansprüchen.

Testergebnis
ProduktnameMackie Tracktion 3
HerstellerLOUD Technologies, Inc.
Preis141 Euro - Project Bundle, 322 Euro - Ultimate Bundle
Webseitewww.mackie.com/de/
Pro
  • Features (Freeze
  • Folder-Tracks
  • ...)
Contra
  • … das für Umsteiger gewöhnungsbedürftig ist
SystemvoraussetzungenMac OS X, Universal Binary
Bewertung
2,3gut

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