Blogging 2.0: Interviews aus der Blogosphäre

Michael Göbel gestaltet, programmiert und bloggt

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„Bietet einfach einen Mehrwert“

Michael Göbel „klöppelt“ in seiner MoApp-Software-Schmiede funktionale, wohl gestaltete Programme für Macs und iPhone, darüber hinaus ist er Designer und Blogger. Sein Kater „Ollerum“ twittert.

Mac Life: Seit wann bloggst Du und warum?

Michael Göbel: Angefangen habe ich vor rund sieben Jahren und wie bei fast allen Dingen, die ich tue und ausprobiere war die Neugierde und der Spaß am ausprobieren wohl die Triebfeder. Ich denke, jeder „Blogger” hat ein wie auch immer geartetet Bedürfnis sich mitzuteilen, sich/seine Arbeiten oder Gedanken in die Welt zu posaunen und zum Glück für uns alle gibt es viele, die gerne ihr Wissen teilen. Immer noch einer der besten und wichtigsten Aspekte des Bloggens. Während so manches Forum zum Trolltummelplatz verkommt, gibt es immer noch und immer wieder neue Seiten, die nicht nur Spaß machen und unterhalten, sondern großartige Wissensfundstätten sind.

ML: Warum bloggst Du auf einer eigenen Seite mit dem Weblog Publishing System Wordpress?

MG: Ich habe einfach gerne die Kontrolle und vor allem muss ich die Dinge von „hinten” sehen und verstehen und selber dran arbeiten können. Ganz abgesehen davon, dass ich auch gerne die Kontrolle über meine eigenen Daten habe. Angefangen habe ich - einfach auch, weil damals die Auswahl noch nicht so groß war - mit b2/WordPress und auch wenn ich zwischendurch (fast) alle anderen Systeme ausprobiert habe - ich lande immer wieder bei WordPress. Ich habe keine überbordende Besucheranstürme und einen guten Server - ich muss mir somit um Performance keine Gedanken machen. Wer dies tun muss, dem würde ich zu Textpattern raten.

ML: Wieviele Leser erreichst Du, was kostet Dich das Blog an Zeit und Geld, wieviel bringt Dir das Blog?

MG: Da ich nie ein „Blog“ über die ganzen Jahre hatte, sondern gerne  mal eines „töte“ um bei null anzufangen und zwischendurch was ganz anderes veröffentliche, ist das ganz unterschiedlich gewesen. Zu Hochzeiten von apfelplusz.de waren es zwischen 4.000 und 7.000 eindeutigen Besuchern am Tag und mit kleineren und neueren Blogs dümpelt man dann mit einer Null weniger vor sich hin. Klar freut man sich über jeden Leser mehr - es ist aber nicht alles. Mir bringt das kein „direktes Geld“ - aber natürlich mache ich zwischendurch auch Werbung für meine eigenen Programme. Aber vor allem habe ich so über die Jahre erstaunlich viele reale Menschen kennen gelernt, mit denen man später mal zusammen arbeitet, sich Aufträge und Kunden 'zuschiebt' und vor allem viele Menschen, die sich gegenseitig einfach so helfen. Klar schreibt man, damit man Rückmeldung bekommt und vor allem gelesen wird - schließlich will man die eigene Sicht der Dinge 'unters Volk' bringen. Aber hauptsächlich bringt es Spaß und ist eine feine Beschäftigung, wenn man gerade gar keine Lust auf andere Dinge hat. Dinge, die man eigentlich dringend erledigen müsste.

ML: Erleichtert der Mac oder das iPhone Dein Blogging?

MG: Für mich ist das iPone, so sehr wie ich es auch mag, hauptsächlich immer noch ein Telefon mit dem ich auch mal ins Internet kann oder ich verwende es untewegs als Modem. Mir ist das Bloggen (Schreiben allgemein) zu umständlich damit. Ich habe aber eh immer auch ein Book dabei – somit muss ich mit dem iPhone auch nicht bloggen. Ob und inwieweit es leichter ist mit einem Mac zu bloggen kann ich nicht sagen – Ich käme nie auf die Idee mit einem PC zu arbeiten. Live Writer ist allerdings kein schlechtes Programm. Für mich wichtiger ist, dass ich eben nicht im Browser arbeiten und mit dem jeweiligen Backend rumschlagen muss.

ML: Welche Mac-Software setzt Du dazu ein?

MG: Früher MarsEdit und mittlerweile mein eigenes myBlogEdit, weil ich damit ganz oft auch kein Photoshop mehr brauche um Bilder anzupassen und ich meine 'Schnippsel' für wiederkehrende Textbausteine, Codefetzen immer parat habe und natürlich Safari zum 'Recherchieren' und rumtrollen auf anderen Seiten. Die letzten Jahre auch verstärkt ein App für Twitter.

ML: Wird Blogging durch Twitter und Posterous verändert?

MG: Ja klar. Auch wenn wir jeden morgen 24 neue und unverbrauchte Stunden ganz für uns geschenkt bekommen, haben wir ja angeblich alle keine Zeit. Schnell mal was in 140 Zeichen ohne Rücksicht auf Rechtschreibung und Formulierungen rauszuhauen ist schon praktisch und oft sogar nützlich. Man muss nichts recherchieren, kein passendes Bild finden, schießen, malen und bearbeiten. Man muss nichts vorbereiten und korregieren und kein System und keine Kommentare 'warten' - allerdings fehlt denen alle etwas. Eigenständigkeit. Nachhaltigkeit und Wissensvermittlung und vor allem auch wirkliche Diskussionen. Wie bei allem wird sich Qualität immer durchsetzen. Der Höhepunkt des „Bloggens“ ist zum Glück vorbei und wirklich gute Inhalte/Seiten werden bestehen bleiben und sich weiter entwickeln. Ich bin noch nie zu einem Tweet zurück gekehrt.

ML: Hast Du einen Tipp für Blog-Beginner?

MG: Mehrwert. Bietet einfach einen Mehrwert. Abwechslung und vor allem alles nicht zu ernst nehmen. Schon gar nicht sich selber und die eigene Meinung. Und nach wie vor - und das wird auch immer so bleiben - ist ein Blog etwas persönliches. Ich kenne kein einziges gutes Firmenblog. Es geht nicht darum, den Striptease im Netz zu vollziehen - aber etwas Persönlichkeit, etwas Echheit und vor allem Ecken und Kanten sind in unserer schönen zurechtphotoshoppisierten neuen Welt aus Einsen und Nullen nie verkehrt. Das Internet ist auch nur ein mehr oder minder großes Dorf und wir Bewohner wissen nach wie vor, was wirklich ist und erkennen, wo Liebe drin steckt.

ML: Danke dafür. Sehr nett. Blog-Editoren wie MyBlogEdit besprechen wir auch in unserem Mac Life Beitrag im Heft, erhältlich unter maclife.de/shop

Das Interview führte Ralf Bindel

Michael Göbel

Michael Göbel von MoApp Software bloggt unter www.myownapp.com

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