Arbeiter in Fernost

Ausgebeutete Arbeiter: Die dunkle Seite des iPhone-Hypes

Was unternimmt Apple für die Rechte der Arbeiter in der gesamten Lieferkette? Vor einiger Zeit packten Insider aus, wie es ist, in einem Apple Store zu arbeiten. Wie es scheint, ist es nicht der beste Job der Welt, aber auch nicht der schlechteste. Was allerdings tut Apple, wenn es um die Wahrung der Rechte von Arbeitern geht, die weiter unten in der Lieferkette stehen? Was unternimmt der milliardenschwere Konzern, um die Menschenrechte zu wahren und anständige Arbeitsbedingungen zu gewährleisten?

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Darauf gibt es, wie so häufig im Leben, keine einfache Antwort. In dem jährlich erscheinenden Bericht über die Verantwortung der Zulieferer (2015) schreibt Apple, Ziel sei es, dass eine 60-Stunden-Woche für Arbeiter nicht überschritten werden sollte und dass 92 Prozent der 1,1 Millionen Arbeiter, die für den Bericht erfasst worden sind, dies auch nicht tun. Laut Apple betrage die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 49 Stunden und 94 Prozent aller Arbeitswochen würden mindestens einen freien Tag beinhalten.

Dennoch, acht Prozent der 1,1 Millionen Arbeiter sind immerhin noch 88.000 Menschen, die mehr als 60 Stunden jede Woche arbeiten. Aus Apples Statistik lässt sich auch herauslesen, dass 66.000 Arbeiter in der Lieferkette nicht einen einzigen Tag in der Woche frei haben. Auch wenn es nach Korinthenkackerei klingt – 92 Prozent ist schließlich eine beeindruckend hohe Zahl – ist dies tatsächlich ein Rückschritt im Hinblick auf das Jahr 2013, wo noch 95 Prozent der Arbeiter in der Lieferkette nicht mehr als die von Apple angestrebten 60 Stunden in der Woche arbeiteten.

Apple hat zahl-reiche Giftstoffe aus Produkten wie dem MacBook entfernt.
Apple hat zahl-reiche Giftstoffe aus Produkten wie dem MacBook entfernt. (Bild: Apple)

Genau genommen waren es 2012 übrigens auch 92 Prozent, was zu der Annahme verleitet, dass Apple in diesem Bereich wenig bis gar keinen Fortschritt in den letzten Jahren gemacht hat.

Im Oktober 2015 veröffentlichte die Non-Profit-Organisation China Labour Watch (CLW) Ergebnisse einer verdeckten Ermittlung in der Pegatron Fabrik in Shanghai. Dort wird unter anderem das iPhone 6s gefertigt. Die Nichtregierungsorganisation CLW berichtete von zahlreichen Arbeitsrechtsverletzungen. So wurden Arbeiter zum Beispiel angehalten, Sicherheitstrainings-Formulare zu fälschen und sie erhielten lediglich acht statt der vorgeschriebenen 24 Stunden Sicherheitstraining. Die Arbeiter mussten zudem unbezahlte Überstunden ableisten und 12-Stunden-Schichten an sechs Tagen der Woche verrichten – unter unhygienischen Bedingungen. Der verdeckte Ermittler hatte genau 3,75 Sekunden Zeit, um am Motherboard eines iPhone zu arbeiten und musste bei der Arbeit für 10,5 Stunden am Stück stehen. Wenn einer der Arbeiter seinen Arbeitsplatz verließ, musste der benachbarte Arbeiter zusätzlich noch dessen Arbeit übernehmen.

Apple weist darauf hin, dass man hart daran arbeite, unhaltbare Arbeitsbedinungen bei den Zulieferern aufzudecken und auszumerzen. Einige Zulieferer würden jedoch durch die Kontrollen rutschen. Bereits 2013 hatte CLW undercover bei Pegatron recherchiert und kam zu dem Ergebnis, dass sich das Unternehmen 2015 lediglich in einer von 21 Kategorien verbessert hat.

Apple setzt ein Zeichen

Dennoch macht Apple in anderen Bereichen Fortschritte. Der Großteil des Kobalts, das in Lithium-Ionen-Batterien verwendet wird, stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. In den dortigen Kobaltminen herrschen jedoch teilweise unerträgliche Arbeitsbedingungen. Konfrontiert mit Anschuldigungen, die von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International erhoben wurden, gab das Unternehmen bekannt, dass es zur Zeit verschiedene Materialien, darunter auch Kobalt, auf Arbeits- und Umweltrisiken hin untersuche und dies als Chance für Apple sehe, eine effektive, messbare und nachhaltige Veränderung zu erreichen. Amnesty International merkte an, dass Apple und Microsoft die einzigen Elektronikfirmen seien, die überhaupt Schritte unternähmen, die Menschenrechtsverletzungen in den Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo zu verhindern.

Aus der Pegatron-iPhone-Fabrik in Shanghai wurden Arbeitnehmerrechtsverletzungen berichtet
Aus der Pegatron-iPhone-Fabrik in Shanghai wurden Arbeitnehmerrechtsverletzungen berichtet (Bild: Apple)

Gegen Kinderarbeit

Zu Apples Verteidigung muss gesagt werden, dass das Unternehmen sich sehr gegen Kinderarbeit in der Zulieferkette einsetzt: Jeder Zulieferer, dem nachgewiesen wird, dass er minderjährige Arbeiter eingestellt hat, muss eine Reihe an Auflagen erfüllen. Für jeden minderjährigen Arbeiter müssen die Schulkosten übernommen und der Lohn weitergezahlt werden. Weiterhin muss der Zulieferer dem Kind einen Job anbieten, sobald es nicht mehr minderjährig ist. Auch wenn dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, so ist doch anzumerken, dass Apple immerhin einen Versuch unternimmt.

Sichere Arbeitsbedingungen in den Schmelzhütten und Raffinerien für Materialien wie Wolfram und Zinn sind ebenso wie sichere und gesunde Arbeitsplätze bei Zulieferern Apples Ziel. Apple ist sehr bemüht, das Leben der Arbeiter und Zulieferer zu verbessern und dafür hat das Unternehmen Lob verdient.

Dennoch: es muss noch viel getan werden, um sicherzustellen, dass jeder Arbeiter, der mit an einem Apple-Produkt arbeitet, gerecht behandelt wird und nicht nur der größte Teil von ihnen. Jeder Arbeiter, der vor Erschöpfung umfällt oder giftigen Chemikalien ausgesetzt wird, ist einer zuviel. Apple muss sicherstellen, dass dies nie der Fall ist.

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Apple und andere wie zB Samsung Sony usw. könnten auch mehr Lohn zahlen somit brauchten die Arbeiter weniger Arbeiten ! Wichtig ist der Profit bei allen nicht nur Apple !

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