Keine Commodore-Spiele auf dem iPhone

App Store: Apple lehnt (legalen) C64-Emulator ab

Vor den App-Store-Prüfern sind alle gleich - die einen mehr, die anderen weniger. Während der eher mäßige Mega-Drive-Emulator von Sega gleich zweimal (Sonic the Hedgehog, Golden Axe) grünes Licht bekommen hat, wurde ein sehr vielversprechender C64-Emulator abgelehnt - obwohl die Entwickler sich im Vorfeld um alle notwendigen Rechte an Spielen und das C64-ROM gekümmert hatten.

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Manomio hatten zuvor den Action-Adventure-Klassiker Flashback auf das iPhone portiert. Im YouTube-Video macht der Emulator einen äußerst detailverliebten Eindruck: Ein animierter Joystick, die typische Krümmung eines TV-Bildschirms und Kontrollen im Querbild-Modus, die nie beim Spielen stören, zeigen, dass sie sich über das Programm einige Gedanken gemacht haben. Der Emulator soll auf dem iPhone mit voller Geschwindigkeit laufen, den Spielstand abspeichern und auch den Soundchip SID emulieren.

Um das Ganze rechtlich abzusichern, hat Manomio sowohl mit Kiloo Aps als auch mit Commodore Gaming Vereinbarungen. Die Spiele (unter anderem International Soccer, Dragons Den) sind offiziell lizenziert.

Der größte Fehler bestand wohl darin, auf Apple Europa zu vertrauen. Manomios CEO wurde laut Touch Arcade durch das positive Echo aus Großbritannien darin bestärkt, das Projekt fertigzustellen.

Leider verhält es sich aber bei Apple wie bei vielen anderen multinationalen Konzernen: Die lokalen Niederlassungen haben relativ wenig zu sagen - im Fall des C64-Emulators hätte es wohl nur geholfen, wenn Phil Schiller oder Steve Jobs persönlich von dem Emulator begeistert gewesen wären.

Apple hat die App mit Hinweis auf Punkt 3.3.2 der SDK-Bestimmungen abgelehnt, nach denen Anwendungen verboten sind, die anderen ausführbaren Code installieren oder ausführen.

Ein Sicherheitsrisiko stellen die Spiele nicht dar, die in ihrer kleinen C64-Sandkiste laufen und vom iPhone nichts ahnen. Zwar ist Basic eingebaut, aber Programme lassen sich nicht sichern - kaum jemand dürfte damit ein Kama-Sutra-Adventure programmieren. Die Spiele sollten gebündelt mit dem Emulator - also über den App Store - verkauft werden. Zwei Emulatoren/Interpreter, Chip-8 und Frotz, befinden sich seit längerem im App Store. Golden Axe und Sonic laufen auf dem iPhone auch unter Emulation, sogar das ROM-Image lässt sich extrahieren und austauschen.

Kommentar

Manch ein Entwickler schmeißt gleich hunderte lieblos zusammengekleisterter Anwendungen in den App Store - es sind in erster Linie solche Apps, die Apple über die 50000-Anwendungen-Marke gehievt haben. Es ist daher doppelt schade, wenn Programmierer, die sichtbar viele Wochen Arbeit in ein Projekt investiert haben, an zweifelhaften Richtlinien scheitern, die für große Namen wie Sega scheinbar keinen Bestand haben. Manomio kann man zwar Naivität vorwerfen, aber es gibt derzeit für Entwickler keine Chance, Konzepte prüfen zu lassen, um sich abzusichern, bevor die erste Codezeile eingegeben wurde.

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