Personality: Hauschka

Praktische Risiken

Beat / Ist es schon einmal vorgekommen, dass sich eine bestimmte Präparation während des Auftritts als komplett unpassend erwiesen hat und der Musik sozusagen im Weg stand?

Hauschka / Das ist vorgekommen, und meistens habe ich dann angehalten und die Präparation geändert. Aber das entsteht fließend, und da meine Arbeit ohnehin ein Prozess ist, nehmen die Zuschauer dies eher als etwas Besonderes im positiven Sinne wahr. Und mir gefällt es, weil ich mir damit die Bedingungen so schaffen kann, wie ich möchte. Das Risiko ist ein ganz großer Faktor, der meiner Meinung nach Konzerte erst zu außergewöhnlichen Erlebnissen macht. Das Publikum reagiert sehr stark darauf und zeigt mir immer wieder, wie sehr es genau dies schätzt.

Beat / Fürchten manche Veranstalter bei so vielen Veränderungen um ihre teuren Pianos?

Hauschka / Ja, bei Konzerthäusern, die sehr klassisch ausgeprägt sind, kommt das häufig vor. Es gibt einige Menschen, die denken, dass ich mit Sägen und Schrauben anrücke!

Beat / Du hast aber tatsächlich erwähnt, dass du gern noch extremere Seiten der Präparation ausloten würdest …

Hauschka / Extrem heißt nicht schädlich fürs Instrument, sondern eher, Möglichkeiten zu schaffen, alle erdenklichen Sounds herzustellen und sie live abzurufen. Ich denke da auch an mechanische Motoren und Magnete. Ich möchte Flächen spielen können, die im Instrument von allein erzeugt werden und die es mir erlauben, dazu zu spielen. Also eine Echtzeit-Loopmaschine, die aber nichts aufnimmt.

Beat / Jemand wie Charlemagne Palestine nutzt für seine physischen Klavier-Drones auch keine zusätzlichen Materialien, sondern nur spezielle Spiel- und Anschlagtechniken. Wie siehst du diesen Ansatz?

Hauschka / Ich finde ihn äußerst reizvoll, denn die eigen inszenierten Grenzen zwingen dazu, eine Thematik tief zu durchdringen und sie vielleicht in andere Dimensionen zu überführen. Meine selbstgesteckte Grenze, weitestgehend ohne Elektronik zu arbeiten, ist eine gute Entscheidung gewesen, denn sie trieb mich in immer neue Gefilde und Erkenntnisse. So wird es auch mit den Methoden sein, auf dem Instrument zu spielen. Man muss vielleicht manchmal etwas vorgebildet sein, um diese Nuancen überhaupt wahrzunehmen. Aber Vor- oder Weiterbildung ist ja ein toller Nebeneffekt beim Musikhören.

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