Vintage-Synthesizer bei Hieber-Lindberg

Konvergierende Welten

Was indes noch viel entscheidender erscheint: Die beiden Welten bewegen sich schon längst aufeinander zu. Der Buchla 200e ist schließlich gerade deswegen so beliebt, weil er die Vorteile digitaler Technologie, beispielsweise die Möglichkeit, Einstellungen zu speichern, mit den direkten Klangsynthesemöglichkeiten und der gesteigerten „Gefühlsechtheit“ von analog verbindet. Auch orientieren sich Entwickler aktueller Synthesizer immer öfter an der besseren Bedienbarkeit von Vintagegeräten. „Die letzten fünfzehn Jahre wurden sehr viele virtuell-analoge Geräte gebaut, darunter der Nord Lead, Access Virus, Microkorg oder auch der gerade ausgelieferte SH-01 von Roland“, so Stefan Leberfinger, „Der nächste Schritt für die Musikindustrie wäre, dass diese Geräte auch andere Syntheseformen wie die Granularsynthese beinhalten und diese intuitiv bedienbar machen.“ Statt eines Kriegs der Formate sieht Leberfinger somit Anzeichen für eine Rückbesinnung auf die eigentlich wichtigen Werte: „Die beiden Bereiche geben einem Musiker schlicht alternative Möglichkeiten, neue Ideen zu entdecken und zum Experimentieren. Wenn man einen guten Song produziert hat, interessiert es nicht, ob er mit digitaler oder analoger Technik entstanden ist.“

Dieser Pragmatismus soll indes nicht verhüllen, dass beim Anblick eines komplett aufgebauten Modularsystems das Herz schon mal ins Rasen kommt. Die analoge Erotik eines futuristisch blinkenden Kabelsalats wiegt die meisten praktischen Probleme zumindest mehr als auf, zumal sich diese mit etwas Kreativität oft schon recht rasch beseitigen lassen: Nach einigen kleinen Handgriffen kann auch Richard Lainhart wieder beruhigt in die Tasten greifen – sein Auftritt in Schiphorst gerät zum Triumph.

von Tobias Fischer

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