Label-Portrait: International Deejay Gigolo

Geschichtliche Metapher

Damit ist die Veröffentlichung so etwas wie eine Art Metapher für die Geschichte von Gigolo insgesamt geraten. Denn statt sich von anderen sagen zu lassen, was er zu tun und lassen habe, ging es bei dem Unterfangen stets um komplette Selbstbestimmung: „Ich wollte nach meinen eigenen Regeln arbeiten, releasen und Partys veranstalten“, so Hell. „Die ersten Jahre gab es nicht mal Promos von Gigolo Records, bis dann 2000 die sogenannte „Terrorpromotion“ weltweit ins Leben gerufen wurde.“ Es passt in diesem Zusammenhang, dass sich gerade in den frühen Jahren vieles aus Zufällen, persönlichen Bekanntschaften und spontanen Eingebungen heraus ergab.

„Wir sind damals neue Wege gegangen und das war auf alle Fälle sehr kompromisslos, was die Auswahl der Künstler und Musik betrifft. Es gab Zeiten, da wurden zwei bis vier Maxis im Monat veröffentlicht und zwei Alben oben drauf. Es gab sogar Hörspiele oder Unterwäsche mit Agent Provocateur oder auch Toilettenpapier. Und alles, was an Profit eingespielt wurde, wurde umgehend investiert in Touren, Videos, Promotion und Marketing“, erinnert sich Hell. In der Doku „Freakshow“ begleitete die Regisseurin Angelika Lepper ihn und sein Team auf einer Nordamerika-Tour und fing dabei nicht nur den Spirit dieser Jahre kongenial ein – Schmuse-Sessions mit verliebten Hunden, wahnwitzige frühmorgendliche Konversationen vor dem Club und DJ-Sets in Turnhallen inklusive –, sondern enthüllte auch einige der entscheidenden Hintergründe: wie Jeff Mills dem Label eine komplette EP mit neuem Material kostenfrei zur Verfügung stellte, beispielsweise, oder wie die Nutzung von Arnold Schwarzenegger als Label-Maskottchen zu einem Gerichtsstreit und medialer Aufmerksamkeit führte. Entnervend ist diese grobkörnig gefilmte Achterbahnfahrt gelegentlich – langweilig aber nie.

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