Die Druck-Revolution

Die spannende Geschichte hinter dem 3D-Druck

3D-Druck: Historie und Ursprünge. Von der Forschung an der Uni von Bath bis zu Auseinandersetzungen in Sachen Open Source – die Geschichte des 3D-Drucks ist faszinierend. Mac Life fasst die Geschichte hinter der 3D-Drucktechnik zusammen.

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Als Chuck Hall des Prinzip des 3D-Drucks im Jahr 1984 entwickelt hat, war „Ghostbusters“ der beliebteste Film, „Do They Know It‘s Christmas?“ stand an der Spitze der Charts, und Apple veröffentlichte den ersten Macintosh-Computer.

2013 wurde Cody Wilson aus den falschen Gründen zum Aushängeschild für 3D-Druck. Er stellte eine funktionsfähige Plastikwaffe her und zeigte der Welt, wie das funktioniert.
2013 wurde Cody Wilson aus den falschen Gründen zum Aushängeschild für 3D-Druck. Er stellte eine funktionsfähige Plastikwaffe her und zeigte der Welt, wie das funktioniert. (Bild: Cody Wilson)

Zeitsprung nach 2015: Wir alle wissen um den meteoritenhaften Aufstieg des Macintoshs, aber 3D-Druck ist noch immer relativ unbekannt. Aufgrund hoher Kosten und einiger Patente, die erst in den letzten zehn Jahren ausgelaufen sind, blieb der 3D-Druck die Domäne weniger Personen in der Fertigungsindustrie, doch 2005 brachte ein Hochschul-Dozent eine stille Revolution in Gang. „Seit meiner Kindheit fand ich die Idee, selbstreduplizierende Maschinen herzustellen interessant. Als ich auf den 3D-Druck stieß, realisierte ich, dass der Menschheit zum ersten Mal eine Technologie zur Verfügung stand, die eine echte Chance bot. Also startete ich RepRap“, erinnert sich Dr. Adrian Bowyer, Gründer des RepRap-Projekts. „Ich machte RepRap zu einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt an der Universität von Bath. Ich erhielt das kleinste Forschungsbudget meiner gesamten vierzigjährigen Laufbahn: 20.000 Pfund – das war weniger als ein günstiger 3D-Drucker zu dieser Zeit kostete.“

T-Rex-Schädel
T-Rex-Schädel (Bild: MakerBot)

Als das RepRap-Projekt größer wurde und das Team den Vorgänger vieler heutiger Desktop-Drucker entwickelte, brachte das einen Open-Source-Ethos mit sich, in dessen Rahmen sämtliche Drucker-Designs unter der GNU General Public License zur Verfügung gestellt wurden. Dieser Ethos war von zentraler Bedeutung für den Erfolg des 3D-Drucks in seinen Anfangstagen.

Das erste Mal, dass eine RepRap-Maschine sich selbst gedruckt hat. Adrian Bowyer (links) und Vik Oliver (hat die erste Kopie erstellt). Die „Kind“-Maschine erstellte erfolgreich den ersten Teil des „Enkels“ am 29 Mai 2008 an der Universität von Barth.
Das erste Mal, dass eine RepRap-Maschine sich selbst gedruckt hat. Adrian Bowyer (links) und Vik Oliver (hat die erste Kopie erstellt). Die „Kind“-Maschine erstellte erfolgreich den ersten Teil des „Enkels“ am 29 Mai 2008 an der Universität von Barth. (Bild: Adrian Bowyer (links) und Vik Oliver)

Spiral- Vase

Unser erstes vorgestelltes Modell ist eine Vase von Martin Žampach. Sie ist ein großartiges Beispiel für einen Druck, der sich für Schmelzschichtungs-Drucker eignet – ohne gemeine Überhänge. Da es hohl ist, wird das Modell schnell gedruckt (wobei Geschwindigkeiten im 3D-Druck relativ sind – einige Stunden dauert es noch immer).

Spiral-Vase
Spiral-Vase

„Wir glauben, diese Community entstand aus dem Wunsch, die Welt zum Besseren zu verändern – und sie wird noch immer von diesem Wunsch getrieben“, sagt Diogo Quental, CEO von Beeverycreative, einem führenden 3D-Drucker-Hersteller. „Das kann jeder selbst festellen, wenn er eine 3D-Druck-Show besucht, auf denen eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und weniger der Konkurrenz herrscht.“

Schnelles Wachstum

Diese kollaborative Atmosphäre löste eine Periode des schnellen Wachstums aus. Andere Drucker-Hersteller bauten auf der in Barth entwickelten Technologie auf und die Arbeit von RepRap strahlte über Großbritannien hinaus aus, so dass neue Anbieter hinzukamen. Eines dieser Unternehmen – eines, das die 3D-Druck-Community gleichermaßen inspiriert und gespalten hat – ist MakerBot. Währen die 3D-Druck-Bewegung begann, sich über die Open-Source-Ideale und die Begeisterung für die Herstellung zusammenzufinden, wurde MakerBot einer der frühen Nutznießer und positionierte sich als Aushängeschild des erschwinglichen 3D-Drucks. „3D-Druck gibt es seit fast 30 Jahren, aber bis 2009 bot die Industrie nur riesige 3D-Drucker für mehrere einhunderttausend US-Dollar an“, sagt Andreas Langfeld, General Manager bei MakerBot Europa. „MakerBot hat diese Gleichung verändert, indem das Unternehmen 3D-Drucker für den Schreibtisch eingeführt hat, die deutlich kleiner und erschwinglicher sind.“ Es ist schwer vorstellbar, dass 3D-Druck ohne das Internet seine Nische hätte verlassen können, und so erstaunt es nicht, dass MakerBot, die bekannteste 3D-Druckermarke der Welt, auch das Unternehmen hinter der größten Community-Website für 3D-Druck, thingiverse.com, ist. 2008 gelauncht, ist Thingiverse ein Portal für Künstler, Designer, Erfinder und jeden, der 3D-Drucke teilen und diskutieren will. Thingiverse zu entwickeln war ein cleverer Schachzug von MakerBot. Im September 2010 waren bereits 20.00 Modelle hochgeladen worden, und das Portal half, dem Chef Bre Pettis ein Titelbild auf dem Cover des Wired-Magazins zu sichern

Die spiralförmige Vase hat eine konische Lüfterform. Ein gutes Design, um zu sehen, wie 3D-Drucker Schichten erstellen.
Die spiralförmige Vase hat eine konische Lüfterform. Ein gutes Design, um zu sehen, wie 3D-Drucker Schichten erstellen.

T-Rex-Schädel

Dieser T-Rex-Schädel von MakerBot ist großartiger Spaß und ein gutes Beispiel für etwas, das man mit seinen Kindern drucken kann. In zwei Teilen gedruckt, kann man den Schädel zusammensetzen, so dass sich die Kiefer bewegen. Mischt man etwas dunkle Farbe und Wasser bei – solange man mit weißem Filament druckt – erhält er ein authentisches Aussehen.

Gegenreaktion der Community

Traurigerweise – wie bei den meisten Technologien – war es nahezu unausweichlich, dass das schnelle Wachstum eine Kluft in der Industrie schuf und im selben Monat, in dem MakerBot auf das Cover von Wired kam, kehrte das Unternehmen Open Source den Rücken. „Für den Replicator 2 werden wir das Design der physischen Maschine oder unsere GUI nicht teilen“, erklärte Pettis bei der Vorstellung des neuesten Druckers, „da wir glauben, dass das Erstellen absolut identischer Klone nicht akzeptabel ist, und solche Klone untergraben unsere Fähigkeit, Menschen für die Entwicklung zu bezahlen.“ Die Nutzungsbedingungen auf der Thingiverse-Website wurden geändert und gaben MakerBot umfassende Rechte, Uploads zu verwenden, zu verkaufen, zu reproduzieren und zu lizensieren (http://bit.ly/thingiverserules). Die MakerBot-Community, aus der viele Mitglieder anfänglich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben, war darüber nicht glücklich. Und als Stratysys – das Unternehmen, das das Patent an der FDM-Technologie (Schmelzschichtung) für 20 Jahre hielt – MakerBot 2013 kaufte, glaubten viele, dass die Flitterwochen nun vorbei seien. „Einige denken vielleicht, ich bin eher lax, wenn es um die Auseinandersetzung mit Leuten geht, die sich RepRap-Technologie zu eigen machen und abriegeln und damit die Bedingungen der GPL brechen“, schrieb Adrian Bowyer seinerzeit in einem Blog-Eintrag. „Der Grund dafür, dass ich lax bin – und das bin ich – ist, dass mich diese Personen nicht interessieren. Ich interessiere mich nicht für sie, da sie, indem sie den gewählten Pfad absperren, eine reproduktive Sackgasse geschaffen haben; sie haben ihre Maschine unfruchtbar gemacht.“

In den Mainstream abgefeuert

Bowyer hatte hier vielleicht nicht ganz Unrecht, fing MakerBot – das unzweifelhaft mehr für die Popularität des 3D-Drucks getan hat als jede andere Marke – doch an, sich mit Herstellern wie Ultimaker, MakerGear, Lulzbot und Beeverycreative einer immer stärkeren Konkurrenz, die weiterhin auf die tolle Arbeit des RepRap-Projekts aufbaute, gegenüberzusehen. Trotz allem war 3D-Druck aber immer noch ein Randthema. Und dann druckte jemand eine Waffe! „Seit fast 300 Jahren kann jeder eine Drehbank besitzen. Weltweit haben viele Privatpersonen eine – mich eingeschlossen“, sagt Bowyer. „Und Drehbänke sind sehr gut um Waffen herzustellen – viel besser als 3D-Drucker. Noch nie hat sich jemand darüber Gedanken gemacht!“ Wie Bowyer waren viele 3D-Druck-Anhänger verägert über die Geschichte, die 3D-Druck in einem negativen Licht erscheinen ließ. Aber sie kam zu einer Zeit, als das Thema Waffenkontrolle die Schlagzeilen beherrschte und spielte eine zentrale Rolle dabei, 3D-Druck in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.

Ob es nun die Geschichten gedruckter Autos oder synthetischer Menschen sind – wir sind uns zunehmend bewusst, was 3D-Druck ist und was er eines Tages vielleicht leisten wird. Aber besonders aufregend ist, dass man dabei sein kann! Desktop-Drucker sind relativ erschwinglich geworden, einfach zu bedienen und verfügen über eine ausgeprägte Mac-Unterstützung.

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