Eine Piraterie-Gruppe namens Anna’s Archive hat nach eigenen Angaben rund 86 Millionen Songs von Spotify heruntergeladen – und will diese nun über Torrents verbreiten. Die Gruppe, die sich selbst als „größte wirklich offene Bibliothek der Menschheitsgeschichte“ bezeichnet, spricht von einem Datenvolumen von knapp 300 Terabyte. Spotify reagierte umgehend und sperrte die betroffenen Nutzerkonten, die für das Scraping verwendet worden waren, wie der Dienst Engadget mitteilte.
- Anna’s Archive hat 86 Millionen Songs von Spotify heruntergeladen – das sind 99,6 Prozent aller tatsächlich gestreamten Titel.
- Das Datenvolumen beträgt knapp 300 Terabyte, die Gruppe will die Musik über Torrents verbreiten.
- Spotify hat die betroffenen Nutzerkonten gesperrt und neue Schutzmaßnahmen gegen solche Angriffe eingeführt.
99,6 Prozent aller gehörten Songs erfasst
Anna’s Archive erklärt in einer Mitteilung, dass die heruntergeladenen 86 Millionen Songs zwar nur 37 Prozent des gesamten Spotify-Katalogs ausmachen, aber etwa 99,6 Prozent der tatsächlich gestreamten Musik abdecken. Die Gruppe hat die Songs nach Popularität sortiert und sich auf die meistgehörten Titel konzentriert. Der erste veröffentlichte Torrent enthält bereits Metadaten wie Albumcover, Songtitel und Künstlernamen von 99,9 Prozent der 256 Millionen Titel auf Spotify.
Scraping bezeichnet das automatisierte Auslesen und Herunterladen von Daten von Websites oder Plattformen. Dabei kommen Programme zum Einsatz, die systematisch Inhalte abrufen und speichern. Im Fall von Spotify nutzten die Piratinnen und Piraten vermutlich reguläre Nutzerkonten, um massenhaft Songs herunterzuladen.
Die Aktivistinnen und Aktivisten von Anna’s Archive bezeichnen ihre Aktion als „Erhaltungsmaßnahme“ und argumentieren, dass sie damit kulturelles Erbe sichern würden. Die Gruppe erwägt nach eigenen Angaben, in Zukunft auch den Download einzelner Dateien zu ermöglichen. Dies würde die Dimension des Problems für Spotify und die Musikindustrie noch einmal deutlich verschärfen.
Spotify schließt Sicherheitslücken
Der Streaming-Dienst bestätigte gegenüber Billboard, dass man die für das Scraping verwendeten Nutzerkonten identifiziert und deaktiviert habe. Darüber hinaus kündigte Spotify an, neue Schutzmaßnahmen gegen „Anti-Copyright-Angriffe“ eingeführt zu haben. Das Unternehmen untersucht derzeit, wie viel Musik tatsächlich von den Piratinnen und Piraten heruntergeladen wurde und wie sie dabei vorgegangen sind.
Die Aktion wirft erneut Fragen zur Sicherheit von Streaming-Plattformen auf. Offenbar gelang es Anna’s Archive, durch automatisiertes Abrufen über reguläre Nutzerkonten massive Mengen an Musik herunterzuladen, ohne dass dies zunächst auffiel. Wie lange dieser Prozess lief und welche technischen Mittel dabei zum Einsatz kamen, ist noch unklar.
Auswirkungen für die Musikindustrie
Für die Musikindustrie stellt dieser Vorfall einen erheblichen Einschnitt dar. Die betroffenen Songs repräsentieren einen Großteil der kommerziell relevanten Musik auf der Plattform. Sollten diese tatsächlich über Torrent-Netzwerke verbreitet werden, könnten sowohl Spotify als auch Künstlerinnen und Künstler sowie Plattenlabels finanzielle Einbußen erleiden.
Anna’s Archive ist keine unbekannte Größe in der Szene. Die Gruppe betreibt bereits seit Jahren eine umfangreiche Schattenbibliothek mit Büchern, wissenschaftlichen Artikeln und anderen digitalen Inhalten. Mit dem Spotify-Scraping weitet sie ihr Angebot nun auf Musik aus. Die rechtlichen Konsequenzen dieser Aktion dürften erheblich sein, wobei die dezentrale und anonyme Struktur solcher Piraterie-Gruppen Strafverfolgung erschwert.







